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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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sie.
    Alexandru ließ sie los, und seine Augen nahmen wieder ihren gewöhnlichen dunkelgrünen Farbton an. Er seufzte, als fühlte er sich leicht unbehaglich.
    »Ich weiß, dass er ihm ähnlich sieht«, sagte Alexandru. »Ich hätte ihn selbst töten sollen. Das wäre sicher äußerst befriedigend gewesen.«
    Ein großes Nichts öffnete sich in Maries Brust, ein Loch, wo ihr Herz hätte sein sollen. »Ist er tot?«
    Alexandru sah sie sehr ernst an, bevor er ein albernes, geradezu kindisches Lachen von sich gab. Über ihren Köpfen fing die zweite Kreatur ebenfalls an zu lachen. Es war ein langsames, schwerfälliges Geräusch, ein Geräusch wie von einem schreienden Esel.
    »Nein, er lebt«, sagte Alexandru schließlich. »Eigentlich sollte er tot sein, aber er lebt. Das hat man davon, wenn man Aufgaben delegiert. Wie ich immer schon gesagt habe: Wenn du jemanden richtig tot haben willst, mach es selbst. Habe ich das nicht immer gesagt, Anderson?«
    Er sah demonstrativ zu dem anderen auf. Das metronomische Lachen verklang, und der Riese verzog unsicher das kleine Gesicht. Dann schien er angestrengt nachzudenken.
    »Ja«, sagte er nach einigen Sekunden vorsichtig.
    »Ja was?«
    »Ja, das ist es, was du immer sagst«, sagte Anderson mit einem zufriedenen Lächeln in dem kindlichen Gesicht.
    »Was sage ich immer?«
    Das Lächeln wich nackter Panik. »Ich weiß nicht«, sagte er.
    Alexandru sah Marie an und verdrehte die Augen, so wie man jemanden anschaut, wenn sich ein Kind danebenbenommen oder ein Haustier den Teppich beschmutzt hat. Dann war er auf den Beinen – so unglaublich schnell, dass Marie einen erschrockenen Laut ausstieß. Innerhalb einer Millisekunde überwand er die Distanz zwischen sich und Anderson, und dann tanzten seine Finger über das zu Tode verängstigte infantile Gesicht. Marie kniff die Augen zu, als Anderson einen Schrei ausstieß, ein hohes, schrilles Heulen, das ihr durch Mark und Bein ging und das unvermittelt von einem nassen, reißenden Geräusch abgeschnitten wurde, das ihr den Magen umzudrehen drohte.
    Mit einem dumpfen Schlag landete Alexandru wieder neben ihr auf dem Boden, und sie zwang sich gegen ihren Willen, die Augen zu öffnen. Doch noch weniger wollte sie dieses Monster provozieren. Alexandru grinste sie an, dann bewegte er die linke Hand, und etwas Rotes segelte in die Dunkelheit.
    Seine Zunge , dachte sie. Mein Gott, er hat ihm die Zunge herausgerissen!
    Sie sah zu Anderson. Blut sprudelte aus dem Mund des Riesen und lief ihm über die schwarze Jacke. Er hatte die Augen weit aufgerissen und zitterte sichtbar am ganzen Leib, aus Schmerz oder Angst oder beidem, doch er stand immer noch an derselben Stelle und sah starr geradeaus auf die Wand über ihr.
    Er ist nicht weggerannt oder hat versucht sich zu wehren. Er hat überhaupt nichts getan.
    Einen Moment lang empfand sie Mitleid für diese erbarmungswürdige, geknechtete Kreatur, doch dann musste sie an den Gesichtsausdruck denken, mit dem Anderson sie beim Weinen beobachtet hatte, und sie verdrängte ihr Mitleid ganz schnell.
    »Keine Sorge«, sagte Alexandru. »Sie wächst wieder nach.«
    Maries Eingeweide zogen sich vor Abscheu zusammen.
    »Was wollen Sie von mir?«, schnaubte sie, und Alexandru riss den Kopf hoch, einen Ausdruck von Bewunderung in dem bleichen, femininen Gesicht. »Was wollen Sie von meiner Familie?«
    Der Vampir legte den Kopf in den Nacken und lachte. Es war das auf- und abschwellende Heulen eines Wolfs, ohrenbetäubend laut in dem kleinen Raum.
    »Du weißt es wirklich nicht, stimmt’s?«, fragte er. »Du hast keine Ahnung. Oh, wunderbar! Ich habe dir so viel zu erzählen.«
    Er sprang auf die Beine, klopfte sich ab und betrachtete sie mit immensem Vergnügen.
    »Es gibt viele Dinge, die meine Aufmerksamkeit erfordern«, sagte er dann ernst. »Aber ich werde es einrichten, dass du und ich uns schon bald wieder unterhalten können. Ich freue mich schon sehr darauf.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging davon. Als er den Riesen passierte, bellte er Anderson an, ihm gefälligst zu folgen, und dieser riss seinen Blick mit offensichtlicher Anstrengung von Marie los und tat, was sein Herr ihm befohlen hatte. Sie stiefelten die Holztreppe hinauf, stießen die Falltür auf und ließen ein kleines Quadrat warmen Lichts herein.
    Dann krachte die hölzerne Luke wieder zu, und sie hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde. Sie war wieder allein in ihrem Kellerverlies.
    Es tut mir so leid, Jamie , war

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