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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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Mund. Hinter sich hörte er, wie sich der Arzt entschuldigte und Morris einen leisen Pfiff ausstieß. Nur Frankenstein und Turner schienen keine Reaktion zu zeigen.
    Auf dem Tisch lag der nackte Leichnam eines Mannes Mitte vierzig. Seine Haut war blass, die Augen geschlossen, und er hätte friedlich ausgesehen, wäre da nicht die furchtbare Wunde in seinem Rumpf gewesen.
    Brust und Bauch des Mannes sahen aus, als wäre er in einem Schlachthof verarbeitet worden. Er war über und über mit dunklem, glänzendem Blut bedeckt. Ganze Ströme davon waren über seinen Unterleib in Richtung Leiste und über die Rippen an den Seiten heruntergelaufen. In das Fleisch seiner Brust hatte jemand sechs Worte geschnitten.
    Sagt dem
Jungen,
er soll
kommen
    Jamie spürte eine Hand auf seiner Schulter und schüttelte sie ab.
    »Mir geht es gut«, krächzte er. »Eine Minute, okay?«
    Er hatte den Toten nur für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, bevor er sich abgewandt hatte, doch die schiere Brutalität seiner Wunden hatte ihm den Atem geraubt.
    Wie kann jemand nur so etwas tun? Wie kann man ein Messer nehmen und einem anderen Menschen so etwas antun? Mein Gott, gegen was für eine Kreatur kämpfen wir hier?
    Er riss sich zusammen, richtete sich auf und atmete tief durch. Für einen Moment wurde ihm schwindlig, doch es ging vorbei, und er drehte sich langsam zu dem Tisch um. Es war schlimmer, als er im ersten Augenblick geglaubt hatte, viel schlimmer, doch nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, besaß er die Kraft vorzutreten und seinen Platz neben den anderen einzunehmen. Dankbar stellte er fest, dass sowohl Morris als auch der Arzt flach und schnell atmeten. Ihre Gesichter waren grau, die Augen geweitet, während Frankenstein und Turner vollkommen gefasst wirkten. Jamie fragte sich, was die beiden Männer schon alles gesehen haben mussten.
    »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte Frankenstein schließlich. »Ein sehr gutes Zeichen.«
    Jamie zuckte zusammen. »Wie kann das ein gutes Zeichen sein?«
    Frankenstein sah ihn an, und eine Spur der üblichen Freundlichkeit kehrte zurück in die Augen des Monsters. »Weil es bedeutet, dass Alexandru dich haben will«, antwortete er vorsichtig. »Es zeigt, dass du wichtig bist für ihn, warum auch immer.«
    »Und warum ist das ein gutes Zeichen?«
    Paul Turner mit seiner glatten, emotionslosen Stimme übernahm die Antwort. »Weil er deiner Mutter nichts tun wird, bis er bekommen hat, was er will. Er weiß, dass sie das einzige Druckmittel ist, mit dem er dich dazu bewegen kann, zu ihm zu kommen, und er weiß auch, dass wir dafür sorgen werden, dass er niemals näher als bis auf fünfzig Meilen an dich herankommt, sollte er deine Mutter töten.«
    »Und woher wissen Sie, dass sie nicht schon tot ist?«
    Der Arzt trat vor. Er hielt etwas in der Hand. »Weil wir das hier im Mund des Toten gefunden haben«, sagte er leise und hielt Jamie ein zerknittertes Etwas hin.
    Jamie nahm es, strich es glatt, warf einen Blick darauf – und dann schien die Welt unter ihm wegzubrechen.
    Was er in der Hand hielt, war ein blutiges Polaroid-Foto. Es zeigte seine Mutter, eindeutig verängstigt, doch ebenso eindeutig noch am Leben. Sie lag auf dem Boden vor einer Steinwand und starrte mit einem Ausdruck hoffnungslosen Elends in die Kamera.
    Wut stieg in Jamie auf, heiße, ohnmächtige Wut, die alles verbrannte, was ihr in den Weg kam und ihn bis in die Fingerspitzen durchflutete. Er packte den Trolley mit den medizinischen Geräten und stieß einen markerschütternden Schrei aus, dann schleuderte er ihn mit all seiner Kraft gegen die Wand.
    Morris schrie auf und riss schützend die Arme hoch, als die scharfen Instrumente in alle Richtungen flogen. Der Arzt sprang erschrocken zurück, drehte ihnen den Rücken zu und duckte sich mit schützend über den Kopf gelegten Händen. Frankenstein sprang vor, legte seine mächtigen Arme um den brüllenden Jungen und hob ihn hoch. Paul Turner zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er beobachtete die Szene interessiert, und über sein Gesicht huschte die Andeutung eines Grinsens, als der Tisch gegen die Wand prallte.
    »Wo ist sie?«, brüllte Jamie und wand sich in Frankensteins Griff. »Wo ist meine Mum?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Frankenstein, den Mund ganz nah an Jamies Ohr. »Wir wissen es nicht, Jamie, leider. Beruhige dich, okay? Wir werden sie finden. Ich verspreche es. Wir werden sie finden.«
    Er hatte die Stimme zu einem Flüsterton gesenkt und

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