Department 19 – Die Mission
interessiert.«
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich. Alles, was zählt, ist er. Er und meine Mum.«
»Du hast wirklich Angst um sie, nicht wahr?«
Jamie sah sie an. »Natürlich habe ich Angst um sie«, sagte er. »Was denkst du denn?«
»Das solltest du auch. Du hast keine Ahnung, wozu Alexandru fähig ist.«
Jamie erschauerte.
Ich will das nicht hören! Ich weiß, dass ich es hören muss, aber ich will nicht!
»Wie ist er denn so?«, fragte er vorsichtig.
»Er ist der zweitälteste Vampir auf der Welt. Er tut, was immer er will und wann immer er es will. Er tötet Menschen wegen ihres Blutes, und er tötet Vampire und Menschen aus Spaß. Es gibt nichts, was ihn aufhalten könnte, überhaupt nichts.«
»Das glaube ich nicht.«
»Das solltest du aber. Es wäre ein großer Fehler, das nicht zu tun. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.«
Sie lächelte ihn an, und ihm wurde ganz flau im Magen. »Vor einem Jahr ungefähr hat ein Mädchen, das mit Alexandru unterwegs war, in Cornwall einen Farmer getötet«, fuhr Larissa fort. »Sie kam zum Unterschlupf zurück, wo wir anderen warteten, über und über mit dem Blut des Farmers besudelt. Sie tropfte förmlich vor Blut. Alexandru fragte sie, ob jemand sie beobachtet hätte, und sie räumte ein, dass die Familie des Mannes sie vielleicht beim Verlassen der Scheune gesehen hatte.«
»Und was ist dann passiert?«, fragte Jamie.
»Alexandru hat sie in Stücke gerissen. Vor aller Augen. Er riss diesem armen dummen Ding nacheinander die Arme und Beine aus und lachte, während sie schrie. Es waren vielleicht zwanzig Vampire im Raum, einige von ihnen alt und erfahren, alle mächtig, und trotzdem wagte niemand etwas zu sagen. Oder auch nur den Blick abzuwenden. Nicht einmal, als er ihr Herz aß.«
Jamie spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg.
»Dann hat er Anderson, seinen widerwärtigen Handlanger, zu der Farm geschickt«, fuhr Larissa fort. »Und der hat die ganze Familie des Farmers getötet, seine Frau und seine drei Kinder. Er schnitt ihnen die Kehlen durch und ließ sie auf dem Küchenboden ausbluten, wo sie einander anstarrten, während sie starben.«
Larissa sah ihn traurig an. » Das ist Alexandru«, sagte sie leise. »Er ist ein Tier, eine Bestie. Eine schlaue, gerissene Bestie, die Freude hat an Gewalt und Zerstörung. Er ist stärker und schneller als irgendein anderes Lebewesen auf dem Planeten, Mensch oder Vampir, und er kann Gefahr spüren, lange bevor sie eintritt. Du kannst ihn nicht überlisten, du kannst ihn nicht überraschen, und du hast in einem Kampf gegen ihn ganz sicher keine Chance.«
Jamie starrte sie an, und in ihm breitete sich Hoffnungslosigkeit aus.
»Was soll ich denn machen?«, fragte er kleinlaut.
»Oh, das ist ganz einfach. Sorg dafür, dass du ihm niemals über den Weg läufst. Aber das kommt für dich nicht infrage, hab ich recht?«
»Nicht wirklich.«
»Dann weiß ich nicht, wie ich dir helfen kann. Ich sehe keinen Weg, wie deine Jagd auf Alexandru irgendwie anders als mit deinem Tod enden könnte.«
Larissa bemerkte Jamies niedergeschlagenen Blick, und Mitgefühl überkam sie.
»Allerdings bin ich nicht gerade eine Expertin, was Alexandru angeht«, sagte sie leise. »Rede mit anderen Leuten. Vielleicht weiß jemand mehr als ich.«
Jamie sah sie an, seine hellblauen Augen betrübt vor Verzweiflung. »Niemand will mit mir reden«, klagte er mit versagender Stimme. »Alle haben schreckliche Angst vor ihm. Niemand will riskieren, dass er herausfindet, wer mir etwas verraten hat.«
»Sprich mit dem Monster.«
»Warum?«
»Weil das alles mit deinem Vater seinen Anfang genommen hat. Und wenn ich richtig informiert bin, standen sich die beiden ziemlich nah.«
»Das hat Frankenstein auch gesagt.«
»Frag ihn nach Ilyana. Frag in nach Ungarn. Frag ihn, warum er dir das alles nicht schon längst erzählt hat. Und wenn du ganz tapfer sein willst, frag ihn, auf wessen Seite er eigentlich steht.«
Jamie spürte erneut Übelkeit in sich aufsteigen. »Danke«, sagte er steif.
Sie schenkte ihm ein betörendes Lächeln, dann legte sie sich zurück auf den Zellenboden. Ihr Hemd rutschte ein wenig hoch und offenbarte einen schmalen Streifen nackter Taille. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu gaffen.
»Ist mir immer eine Freude, behilflich zu sein«, sagte sie.
Jamie klopfte an der Tür von Frankensteins Quartier und wartete. Es war spät, ein gutes Stück nach Mitternacht, doch er glaubte nicht, dass der Riese bereits
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