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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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eine Gruppe auffallend gut aussehender Männer saß. Ihre Abendanzüge waren glänzend und pechschwarz, die Bügelfalten rasiermesserscharf, und Carpenter war außerstande, den Blick von ihnen abzuwenden. Sie hatten etwas Berauschendes an sich, wie die Zigaretten lässig zwischen ihren blassen Fingern hingen, wie sie sich unterhielten, wie …
    »Passen Sie doch auf, wo Sie hinlaufen, Herrgott noch mal!«, rief eine laute Stimme.
    Carpenter riss sich vom Anblick der jungen Männer los, drehte sich um und spürte, wie sein Herz stolperte. Vor ihm stand ein großer, stämmiger Mann mit einer aus Holz geschnitzten Geiermaske. Hinter den Augenlöchern blitzte es dunkelrot. Der Mann beugte sich vor und musterte Carpenter eingehend. Er schien gerade etwas sagen zu wollen, als er von einer tanzenden jungen Frau in einem schwarzen Kleid angerempelt wurde. Sogleich wirbelte er herum und beschimpfte sie für ihr Ungeschick. Als er sich wieder zu Carpenter umwandte, war das rote Leuchten hinter den Augenlöchern erloschen. Der Mann schob sich unwirsch an ihm vorbei und verschwand.
    Ich habe sie gesehen, kein Zweifel möglich. Ich habe seine Augen gesehen. Wo bin ich hier nur gelandet?
    Er arbeitete sich zwischen den Gästen hindurch zur langen Theke vor und wollte gerade eine Bestellung aufgeben, als er aus den Augenwinkeln eine auffallend dürre Gestalt entdeckte.
    Jeremiah Haslett stand nur fünf Meter von ihm entfernt an der Ecke der hölzernen Theke und unterhielt sich mit einer wunderschönen blonden Frau, die kaum älter als zwanzig sein konnte. Er trug eine samtrote Augenmaske und einen Dreispitz, doch Carpenter erkannte die scharfe Nase und den dünnen, grausamen Mund von den zahlreichen Fotografien, die in jüngster Zeit die Londoner Zeitungen gefüllt hatten.
    Carpenter griff in seine Tasche und zog einen dünnen Holzpflock hervor, den er unauffällig in der herabhängenden Hand verschwinden ließ. Langsam trat er einen Schritt vor, um seine Anwesenheit nicht vor der Zeit zu verraten, und fand den Weg zu seinem Ziel plötzlich von einer Gruppe lachender Männer und Frauen versperrt, die mit einem Tablett voller Getränke und Zigarren von der Theke in Richtung der Tische zog. Er schob eine der Frauen behutsam aus dem Weg, um seine Beute nicht aus den Augen zu verlieren, und sie wirbelte laut fauchend zu ihm herum, das vertraute rote Leuchten unter den Löchern in ihrer Maske. Sein Herz stockte kurz, doch er schob sich an ihr vorbei.
    Haslett war verschwunden.
    Carpenter stieß einen leisen Fluch aus und eilte zu der Stelle, wo seine Beute noch einen Moment zuvor gestanden hatte. Seine Rücksichtslosigkeit brachte ihm missbilligende Blicke aus dem Gedränge trinkender und tanzender Partygäste ein. Er spähte suchend in alle Richtungen, doch von dem Engländer war nichts mehr zu sehen.
    Die Jazzband hinter ihm spielte eine neue Melodie, und die Aktivitäten auf der Tanzfläche nahmen zu. Eine Standuhr zwischen zwei hohen Spiegeln hinter dem Tresen schlug dreimal, und Carpenter blickte auf das Zifferblatt. Noch eine Viertelstunde bis Mitternacht.
    Er wollte keinen Drink mehr. Stattdessen schob er sich durch die Menge auf der Suche nach Haslett oder Frankenstein, konnte aber keinen der beiden Männer entdecken. Er passierte eine massive Tür, von der er annahm, dass sie tiefer in das Haus führte, und fand sich unvermittelt in einer großen Gruppe von Gästen wieder. Er war von allen Seiten eingeschlossen und wurde zur Tanzfläche mitgeschleppt. Seine Füße berührten kaum den Boden.
    Mühsam befreite er sich aus dem gutmütigen Griff der zahllosen Hände und wirbelte desorientiert um die eigene Achse. Dann versuchte er, sich in Richtung der Jazzband durchzuschlagen, bis eine hübsche rothaarige Frau ihm den Weg versperrte. Sie lächelte ihn verführerisch an, und zwischen ihren Lippen glänzten im Licht des riesigen Kronleuchters an der Decke die Spitzen ihrer rasiermesserscharfen Eckzähne.
    Er drehte sich um und wollte sich in die entgegengesetzte Richtung wenden, doch auch dort hatte er keinen Erfolg, denn eine Gruppe Männer und Frauen wirbelte in einem rasenden Kreis aus tretenden Beinen und rudernden Armen um ihn herum, und ihre Bewegung brachte ihn zum Rotieren. Unter der Katzenmaske eines der jungen Männer sah er es rot schimmern, und ein Frösteln überkam ihn. Eilig wandte er sich ab und wäre beinahe gegen die breite Brust eines älteren Mannes gestoßen, der mit großer Begeisterung ein Mädchen über die

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