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Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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schlief. Er hatte beinahe fünfzehn Minuten im Gang gestanden und sich innerlich vorbereitet, an seinen Vater gedacht, zum ersten Mal richtig über seinen Vater nachgedacht, seit sein Leben auf den Kopf gestellt worden war.
    Er hatte die Dinge, die Seward ihm erzählt hatte, einfach von sich gewiesen. Der Gedanke, sein Dad könnte seine Freunde verraten und sich mit den Vampiren verbündet haben, mit jemandem wie Alexandru, erschien ihm geradezu grotesk.
    Doch dann hatte er an seine Mum denken müssen, die ihren Mann Jahr für Jahr jeden Abend gefragt hatte, wie denn sein Arbeitstag gewesen war, und daran, wie sein Vater ihr lächelnd ins Gesicht gelogen und Leute erfunden hatte, die überhaupt nicht existierten, und Geschichten, die niemals geschehen waren, und das hatte seinen Glauben an den Mann, den er mehr geliebt hatte als alles andere auf der Welt, tief erschüttert.
    Larissa hatte recht. Er musste mehr über Julian Carpenter herausfinden, über den Mann, der sein Vater in Wirklichkeit gewesen war.
    Hinter der Tür erklang ein schlurfendes Geräusch, dann öffnete sie sich einen Spaltbreit, und ein riesiges Gesicht blickte aus der Dunkelheit von oben herunter in den Gang.
    »Stimmt was nicht?«, grunzte das Monster.
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Warum bist du dann hier?«
    »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Worüber?«
    »Meinen Dad.«
    Frankenstein betrachtete den Jungen für einen langen Moment, dann stieß er einen tiefen Seufzer aus.
    »Gib mir fünf Minuten«, sagte er und schloss die Tür.

24
    Die Stadt, die niemals schläft
Teil III
    New York, USA
1. Januar 1929
    »Ein frohes neues Jahr, Mr. Carpenter«, sagte Valentin Rusmanov mit sanfter, freundlicher Stimme. »Ich frage mich, ob es Ihr letztes sein wird?«
    Carpenter drehte sich langsam zu ihm um. Die Augen des Mannes leuchteten jetzt in einem Rot, das dunkel und bedrohlich und vor dem blassen Teint seiner Haut zugleich strahlend hell erschien.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, fuhr Valentin fort.
    Carpenter nickte.
    »Gut. Dann sind wir einander bekannt, und ich heiße Sie in meinem Haus willkommen. Obwohl mich die Frage nach dem Grund Ihres Hierseins gehörig beschäftigt.«
    Valentin sah zu jemandem in der Menge und nickte, woraufhin sich die Gästeschar teilte und eine Schneise bildete, die bis zu Carpenter und Rusmanov führte. Durch diese Schneise näherten sich nun zwei große Männer in weißen Smokings und zerrten einen halb bewusstlosen Frankenstein hinter sich her, um ihn vor Carpenters Füßen fallen zu lassen. Die Augen des Monsters rollten nach hinten, und sein Unterkiefer fiel schlaff herab.
    Carpenter wollte neben Frankenstein niederknien, doch Rusmanov befahl ihm in scharfem Ton, sich nicht zu rühren. Also beherrschte er sich und kam der Aufforderung nach.
    »Ihr Freund hat einen beeindruckenden Appetit auf Opium«, bemerkte Valentin Rusmanov spöttisch. »Es ist gar nicht so einfach, einen Mann von seiner Größe außer Gefecht zu setzen, aber wir waren hartnäckig.«
    Er lächelte Carpenter an, doch als er weitersprach, enthielt seine Stimme keine Spur von Humor. »Verraten Sie mir eins, Mr. Carpenter. Sind Sie hergekommen, um mich zu töten?«
    Carpenter stellte überrascht fest, dass er allmählich seine Fassung zurückgewann. Er hatte sich mit der Unausweichlichkeit seines Todes abgefunden und war fest entschlossen, dieser Kreatur nicht zu zeigen, dass er Angst hatte.
    »Nein«, erwiderte er. »Das ist nicht meine Mission. Auch wenn ich es als willkommenen Bonus betrachten würde.«
    Valentin machte mit entblößten Fängen einen Schritt auf ihn zu, und aus seiner Kehle entwich ein schlangenartiges Zischen, doch dann gewann er die Beherrschung zurück und lachte auf – ein hohes, feminines Lachen, das durch den riesigen Ballsaal hallte. »Ich bewundere Ihre Aufrichtigkeit«, sagte er. »Höchst erfrischend. Wenn Sie also nicht meinetwegen hier sind, weswegen dann? Angesichts dessen, was ich über Ihren Vater und seine Freunde weiß, gehe ich nicht davon aus, dass Sie in New York sind, um Ferien zu machen. Habe ich recht?«
    »Sie haben. Ich bin wegen einem Ihrer Gäste hier.«
    »Eine bestimmte Person?«
    »Jeremiah Haslett.«
    Ein dumpfes interessiertes Murmeln rollte durch die Menge.
    »Und was hat Mr. Haslett Schlimmes angestellt, um über den Atlantik hinweg verfolgt zu werden?«
    »Seine Verbrechen sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen. Doch sie sind auch größtenteils irrelevant – er ist ein

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