Depeche Mode
sind sie sogar von der Miliz.
– Von der mongolischen Miliz, – präzisiert Wasja.
– Okay – von der mongolischen Miliz. Aber warum heißen sie dann stepan haljabarda?
– Das ist Mongolisch und bedeutet »Chor der mongolischen Milizionäre«!
– stepan haljabarda bedeutet »Chor der mongolischen Milizionäre«?
– Ja. Auf mongolisch.
– Das heißt, stepan haljabarda ist Mehrzahl?
– Genau. Es ist Mehrzahl, – sagt Wasja überzeugt.
– Verdammte Scheiße.
Zweiundzwanzig Uhr und zwanzig Minuten. Sie hören »Musikalische Sphären«! – fröhlich bricht die Stimme des Moderators ins Zimmer ein. Wir fahren fort mit unserer Erzählung über das Werk der legendären irischen Volksmusikgruppe »Depeche Mode«. Wie heißt es so schön, ein Unglück kommt selten allein. Im Herbst 1970, eines kalten Septemberabends, starb glücklich Daves Vater, der glotzäugige Ben, nach langem, schwerem Todeskampf, verbunden mit großen körperlichen und seelischen Leiden, und ließ seine geschändete Ehefrau und den kleinen kränklichen Dave verwaist zurück. Auf dem Totenbett sprach der alte Seemann zu seinem Sohn: »Mein ganzes Leben habe ich dem Kampf für die Unabhängigkeit Irlands geopfert, vergiß das nicht, Dave. Dein Leben lang kannst du stolz darauf sein, daß du den Namen eines Iren trägst, laß diese Schweine, diese fucking Katholiken, dir nicht an die Eier gehen, vergiß nicht, Teufel auch, daß du aus dem stolzen Geschlecht der Hans bist, und die Hans, verdammte Scheiße«, – er fügte einen saftigen Seemannsausdruck hinzu, – »haben vor diesen fucking Katholiken nie gebuckelt, kapiert, du kleines Arschloch?« – sagte er und starb mit diesen Worten auf den Lippen. Der kleine Dave erbte die Fischereilizenz und eine alte Mundharmonika. Die Lizenz verlor der kleine Dave sofort, die Mundharmonika im Prinzip auch, was ihn aber nicht daran hinderte, später ein Bühnenstar zu werden.
Den Beginn der musikalischen Laufbahn von Dave bringen seine Biographen mit jenen familiären Schwierigkeiten in Verbindung, die bei den bisher einträchtig zusammenlebenden Hans nach dem Tod des Vaters auftraten. Daves Mutter hat keine Kraft mehr, um Widerstand zu leisten und den Kampf weiterzuführen. Sie schlägt den Pfad der Kollaboration ein und gibt sich direkt in ihrem Büro Offizieren der britischen Seestreitkräfte hin. Der kleine Dave leidet unter dem moralischen Verfall eines ihm nahestehenden Menschen … also seiner Mutter, wenn ich recht verstehe, – fügt der Moderator von sich aus hinzu. Damals macht er erstmals mit der Drogenkultur Bekanntschaft, seinen eigenen Worten nach eine der angenehmsten Entdeckungen seines Lebens … Nein, – verbessert sich plötzlich der Moderator, – wahrscheinlich doch nicht mit der Drogenkultur. Einfach mit Kultur. Ach, scheiß drauf, – er hat endgültig keine Böcke mehr, die Kollegen aus der Londoner Redaktion zu korrigieren und liest von jetzt an alles so vor, wie es im Manuskript steht. – An diesem Punkt seines Lebens und in diesem Zustand beginnt der junge Dave Han, sich mit Musik zu beschäftigen. Zunächst hört er sie, bald reicht ihm dies aber nicht mehr, und Dave beschließt, ein eigenes musikalisches Kollektiv zu gründen, um seine Gefühle, die er irgendwie hatte, durch die Musik zum Ausdruck zu bringen. Eines kalten Herbstabends 1980 begegnet Dave in einem Hafenbordell in Ulster einer hübsche Blondine namens Gore. Gore, – liest der Moderator noch einmal, – genau, sie hieß Martine Gore.
– Der ist ganz schön bekifft, – sagt Wasja.
– Ruhe, – sage ich, – sonst fängt es gleich wieder an.
Der junge Dave wird von seiner ersten richtigen Leidenschaft gepackt. Zusammen mit der hübschen Blondine Martine Gore bilden sie die Urbesetzung von »Depeche Mode«. Die Pflichten werden in der Gruppe gleichmäßig verteilt – Dave singt irische Lieder, spielt mehrere Musikinstrumente, und seine hübsche Blondine tanzt auf der Bühne und kümmert sich um die Finanzen. Bald erblickt ein Kind das Licht der Welt.
– Wer kriegt ein Kind? – fragt Wasja.
– »Depeche Mode«.
– Wirklich? – staunt Wasja. – Würde gern wissen, von wem.
– Von stepan haljabarda, – sage ich.
… Vielmehr nein, kein Kind, – verbessert sich der Moderator wieder, – ihr Erstling erblickt das Licht der Welt – das Album »Speak and Spell«, das sofort mit Platin ausgezeichnet wird. Und nun, – er holt schwer Atem, hat sich wohl endgültig im
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