Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
einzelnen Vorgehensweisen können dabei sehr unterschiedlich sein. Es gibt Psycho-therapieformen, die primär auf eine direkte Beeinflussung der depressiven Symptome abzielen, um auf diese Weise Erleichterung zu verschaffen. Zielbereiche sind die Aktivierung des Patienten, die Förderung der sozialen Eingliederung und das Durchbrechen depressiver Denkmuster. Bei den Psychotherapien mit einem solchen handlungsgerichteten Therapieansatz, der darauf ausgerichtet ist, aktuelle Probleme mit konkreten Übungen oder auch Rollenspielen anzugehen, findet man beispielsweise die in ihrer Wirksamkeit gut belegte kognitive Verhaltenstherapie (siehe Frage 66 ) . Ebenfalls bewährt hat sich die Interpersonelle Psychotherapie (siehe Frage 67 ) , eine auf 12 bis 20 Sitzungen beschränkte Kurztherapieform, die eine Auflösung von Konflikten anstrebt, die aus Beziehungsproblemen entstanden sind und als Depressionsursache angesehen werden.
Die analytischen und tiefenpsychologischen Formen der Psychotherapie (siehe Frage 68 ) suchen die tieferliegenden Ursachen für die inneren Spannungen zu ergründen, die bis in Kindheitserfahrungen zurückreichenden seelischen Konflikte aufzudecken, zu klären und einer besseren Lösung zuzuführen, damit auf dieser Basis Empfindungen, innere Einstellungen und schließlich die Lebensweise im Idealfall so verändert werden können, dass keine Depressionen mehr auftreten.
Bei «Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy» (CBASP) handelt es sich um eine neuere Psychotherapieform, die bei der Behandlung chronisch gewordener Depressionen eine besonders gute Wirkung entfaltet (siehe Frage 70 ) .
Wenn anhaltende familiäre Konflikte ursächlich an einer Depression beteiligt sind, kann sich auch eine gezielte Paar- (siehe Frage 71 ) oder Familientherapie als hilfreich erweisen.
EMDR ist ein neueres spezifisches psychotherapeutisches Vorgehen, das sich speziell für die Behandlung von Psychotraumatisierungen eignet, aber auch komplexe Störungen behandeln hilft (siehe Frage 69 ) .
Andere psychotherapeutische Verfahren wie die Hypnose, in der suggestive Einflussnahmen erfolgen, oder katathymes Bilderleben, bei dem über künstlich hervorgerufene Tagträume Beeinflussungen innerer Einstellungen angestrebt werden, oder verschiedene Entspannungstherapien haben für sich allein im Allgemeinen keine wesentliche antidepressive Wirkung, können aber sinnvoll beispielsweise eine Verhaltenstherapie ergänzen. Zur Vielfalt an Therapieangeboten siehe auch Frage 64 .
Frage 66
Worum handelt es sich bei der kognitiven Verhaltenstherapie?
Die Verhaltensweisen des Menschen werden durch Umweltgeschehnisse, aber auch durch körperliche und seelische Gegebenheiten beeinflusst. In der Verhaltenstherapie geht es zunächst darum, den Bereich der störenden und beeinträchtigenden Verhaltensweisen des Patienten zu analysieren, gezielt zu bearbeiten und positiv zu verändern. Kognitiv bedeutet in diesem Falle, dass die Vorgänge, die sich in einer depressiven Verstimmung abspielen, erst einmal konkret wahrgenommen werden müssen (z. B. fehlende Unternehmungslust). Diese Wahrnehmung bildet den Ausgangspunkt dazu, den Ablauf der unangenehmen und belastenden Vorgänge therapeutisch zu verändern. Die Fähigkeiten der einzelnen Person, sich selber positive Erlebnisse zu verschaffen, sollen auf diese Weise gestärkt werden. Es wird generell gefördert, dass der Patient wieder selbst aktiv wird. Eine Maßnahme besteht darin, dass der Patient Buch führt über seine Aktivität und die mit der Aktivität verbundene Stimmung, wodurch er erkennen kann, dass seine Stimmung zum Teil von ihm selbst her beeinflussbar ist. Ein anderes Vorgehen bezweckt die Wahrnehmung von automatisch negativen Gedanken, mit denen der Patient dauernd sich selbst, seine Sicht der Umwelt und der Zukunftbeeinträchtigt, entwertet und lähmt. Diese automatischen Gedanken und Vorstellungen sollen genau überprüft werden, damit sie korrigiert werden können. Gestörte Denkstile sind beispielsweise das Schwarz-Weiß-Denken: «Wenn er mir jetzt telefoniert, liebt er mich, sonst bin ich ihm gleichgültig», oder das Denken in Katastrophen: «Mir wird gekündigt werden, und dann finde ich sicher keine Arbeit mehr, und es gibt für mich keine Chancen mehr» oder das Denken in festgefahrenen Schemata: «Wenn ich jetzt Rachegedanken, Wut, Neid, etc. verspüre, dann bin ich ein schlechter Mensch».
Dann gibt es Techniken, die eine direkte Selbstkontrolle
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