Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
Entscheidungsgrundlage zusammenhängt, sei es, dass ein Abbruch trotz starken inneren Schwankungen vorgenommen wurde, sei es, dass eine Frau von der Umgebung gegen ihren Willen zu einem Abbruch gezwungen wurde.
Dies bestätigt die Erfahrung, wonach beim Vorliegen von Konfliktschwangerschaften eine psychotherapeutische Beratung bei der Entscheidungsfindung einerseits den Eingriff psychisch vorbereiten hilft und zusätzlich für die anschließende seelische Verarbeitung einer Abtreibungserfahrung von größtem Nutzen sein kann. Grundsätzlich stellt eine unerwünschte Schwangerschaft eine Ausnahmesituation dar, von der die Schwangere und auch ihre Umgebung oft sehr unvorbereitet getroffen werden. Das führt dazu, dass sich Überforderung mit Anspannung und Ängsten einstellen kann, in der es wichtig ist, dass die schwangere Frau sich ausgiebig bespricht, um auf diese Weise ihre Gedanken und Empfindungen zu klären. Die Besprechung findet vorzugsweise ineiner unvoreingenommenen und vorwurfsfreien Atmosphäre statt, wie sie in einer therapeutischen Situation oftmals am besten gegeben ist.
Es ist äußerst wichtig, dass die schwangere Frau sich bei der Entscheidung zu einem Schwangerschaftsabbruch über ihre Gründe für diesen Schritt intellektuell im Klaren ist. Wenn man sich bewusst ist, warum man etwas unternimmt, dann wird man auch später noch wissen, weshalb man sich so entschieden hat. Auf diese Weise bestehen gute Voraussetzungen dafür, dass die Erfahrung des Schwangerschaftsabbruches ins eigene Leben integriert und seelisch gut verarbeitet werden kann. Auch wenn dieser eine Erfahrung ist, von der man lieber verschont geblieben wäre. Fehlt eine solche Entscheidungsklarheit, so besteht das Risiko, den Schwangerschaftsabbruch seelisch nicht so gut verarbeiten zu können.
Wichtig ist auch zu wissen, dass auch eine große Klarheit der Entscheidung das Entstehen schwieriger Gefühle nicht ausschließt, dies aus dem einfachen Grund, weil Intellekt und Gefühle verschiedene Bereiche darstellen. Man kann selbst bei einer klaren, vernünftigen Entscheidung traurig und verstimmt sein (siehe Frage 3 ) , was nicht heißen will, dass man sich falsch entschieden hat, sondern lediglich, dass solche bedrückten Gefühle in einer schwierigen Lebenssituation eben ihren Platz beanspruchen.
Kommt es jedoch im Anschluss an einen Schwangerschaftsabbruch zu einer Depression, so ist eine Psychotherapie, allenfalls in Kombination mit einer antidepressiven Medikation, angezeigt.
Frage 49
Bestehen Zusammenhänge zwischen Menopause und Depression?
Die Wechseljahre (Perimenopause), die der Menopause (Klimakterium) vorangehen, das heißt der Zeit, in der die Monatsblutungen vollständig aufgehört haben, gehen mit einer manchmal über Jahre dauernden undmit Schwankungen verbundenen Abnahme des Östrogen- und Progesteronspiegels einher. Es beginnen in dieser Zeit Hautveränderungen und Veränderungen des Körperbaus, zudem kommt es zu unangenehmen Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Müdigkeit, die psychisch gehäuft von erhöhter Reizbarkeit, Ängstlichkeit und Konzentrationsstörungen begleitet sind. Die Menopause erfolgt im Durchschnitt im Alter von 51 Jahren, doch kann sie sich auch schon mit 40 Jahren einstellen. Die Zeit zwischen etwa 40 und 55 Jahren bringt aber auch sonst im Allgemeinen weit mehr Veränderungen mit sich als jeder andere Lebensabschnitt. Die Eltern kommen in ein Alter, in dem sie Betreuung benötigen, die Kinder verlassen das Haus oder kommen zurück, es kommt zu Scheidungen und vielerlei Belastungen, die von Frauen (und auch Männern) manchmal große Umstellungen abverlangen. Der Wegzug der Kinder soll bei einem Drittel der Mütter zu einer vorübergehenden depressiven Störung führen, die auch als «Syndrom des leeren Nestes» bezeichnet wird.
In der Perimenopause beobachtet man oft eine Verstärkung des prämenstruellen Syndroms, PMS (siehe Frage 45 ) , und es treten mehr Depressionen auf (man spricht auch von klimakterischer Depression oder Depression der Wechseljahre), während in der nachfolgenden Menopause keine signifikante Mehrung depressiver Erkrankungen festgestellt werden kann. Untersuchungen haben ergeben, dass bei der Behandlung von Depressionen der Menopause Antidepressiva manchmal erfolgreich mit Östrogenen oder deren Vorstufe, dem DHEA (siehe Frage 97 ) kombiniert werden können. Östrogene können allein verabreicht zu einer gewissen Aufhellung führen, genügen aber nicht
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