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Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Titel: Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Dinner
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Depression?
    Zur Beschreibung einer bevorzugt bei Männern auftretenden Form von Depression wird im deutschsprachigen Raum seit 1998 unter der Bezeichnung «Sissi-Syndrom» ausgerechnet eine Frau zitiert, nämlich Elisabeth (Sissi), Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, 1837 bis 1898. Die Kaiserin Elisabeth litt ihr Leben lang unter ängstlich gefärbten depressiven Störungen mit innerer Unruhe, Selbstwertproblemen und Stimmungsschwankungen. Sie bekämpfte mit übersteigerter Aktivität und Selbstdisziplin in Form von Sport, Reisen und Diäten ihre Krankheit und versuchte auf diese Weise, ihre Niedergeschlagenheit auszugleichen.
    Diese Art der Depression und Bewältigungsstrategie mittels Betriebsamkeit findet sich vor allem bei Männern, in den Rollenangleichungen der heutigen Gesellschaft aber zunehmend auch bei Frauen. Der Kompensationsversuch durch gesteigerte Aktivität führt zu einem Erscheinungsbild, das von der klassischen depressiven Niedergeschlagenheit abweicht. Erhöhte Aktivität, Wehrhaftigkeit, Kampfgeist und initiatives, selbstbewusstes Auftreten können eine Schutzfunktion gegen beginnende Depression ausüben. Wenn die Depression jedoch stärker abgewehrt werden muss, so kann das innere Gleichgewicht nurmehr schlecht gehalten werden und ein ursprünglich kontrolliert kämpferisches Auftreten kann sich zu reduzierter Stresstoleranz mit Gereiztheit, gesteigerter Unzufriedenheit, schlecht beherrschtem Ärger und offener Aggressivität wandeln. Weitere Erscheinungen eines solchen teilweise unbewussten Versuchs, sich gegen ein Absinken in Niedergeschlagenheit zu wehren, findet man in erhöhtem Suchtmittelkonsum (siehe Frage 62 ) , in Form übertrieben angriffigen Gebarens wie exzessiver sportlicher Aktivität, rastloser Reisetätigkeit, harschen Reaktionen, erhöhter Streitbereitschaft mit allenfalls häuslicher Gewalt, sowie risikoreichem Verhalten, beispielsweiseim Straßenverkehr. Unter dieser aggressiven Oberfläche kann sich aber eine deutlich depressive Symptomatik verbergen mit allgemeinem Unwohlsein, Ausgeschlossenheitsempfindungen, Antriebsstörungen, Interessenmangel, Kraftlosigkeitsgefühlen, Entscheidungsschwierigkeiten, Lustlosigkeit und innerer Leere.
    Dieser Versuch einer Depressionsbewältigung durch Überaktivität gefährdet den Patienten und manchmal auch seine Umgebung und stellt vor allem keine wirkliche Lösung dar. Es ist deshalb wichtig, eine solche Ausdrucksform von Depression möglichst früh zu erkennen, um eine geeignete Therapie und wirkliche Entlastung in die Wege leiten zu können.

Therapie der Depression
    Bei der Depression sind die Erkrankungsursachen und die Erscheinungsformen sehr komplex und entsprechend sind es auch die Therapiemöglichkeiten. Dieser Buchabschnitt will die Vielfalt der Therapieformen darlegen und gleichzeitig aufzeigen, wie wichtig es ist, verschiedene Ansätze flexibel zu kombinieren, um auf diese Weise ein optimales therapeutisches Vorgehen zu ermöglichen.

Psychotherapie
    Frage 65
Wie wirkt Psychotherapie?
    Durch Psychotherapie können Depressionen mit etwa gleicher Wirksamkeit wie mit Antidepressiva geheilt werden, zudem kann Psychotherapie auch eine vorbeugende Funktion haben. Bei schwereren Formen der Depression steht die medikamentöse Behandlung im Vordergrund und die Psychotherapie muss sich anfänglich meist auf ein allgemeines stützendes und stabilisierendes Vorgehen beschränken.
    Der Patient muss zuerst über seine aktuelle Situation, seine Vorgeschichte und die Symptome genau angehört werden. Nach einer präzisen Diagnosestellung gehört er über die Depression und das therapeutische Vorgehen aufgeklärt und für seinen Alltag beraten. Der Patient muss unbedingt von Schuldgefühlen und sozialen Verpflichtungen entlastet werden, indem man ihn wissen lässt, dass Depression eine Krankheit ist. Patienten, die nach dem Durchleben einer schweren Depression befragt wurden, was ihnen in dieser schwierigen Zeit am meisten geholfen habe, berichteten ziemlich übereinstimmend, dass die wiederholte Zusage, dass sie, so belastend ihre Depression auch sei, mit größter Sicherheit wieder gesund würden, sie am besten beruhigt und gestützt habe. In der Tat ist es auch so, dass unter Ausschöpfung der heutigen Therapiemöglichkeiten die Chancen für die erfolgreiche Behandlung einer Depression sehr gut stehen.
    Praktisch jede psychotherapeutische Richtung beschäftigt sich mit Depressionen und bietet ein Behandlungskonzept an. Die

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