Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
Patientengruppe eingesetzt werden kann.
Bei EMDR handelt es sich heute um eine standardisierte Methode, mit deren Hilfe zerstückelte Erinnerungen einer traumatisierenden Erfahrung zusammengefügt, durchgearbeitet und damit auf eine bessere, weniger verletzende Art ins eigene Leben eingeordnet werden können. Die nach einer schweren Traumatisierung nur isoliert verfügbaren Gefühle, Bilder und Körperempfindungen werden mit den zugehörigen negativen Selbstwahrnehmungen (z. B. ich bin verloren, ich bin schuld, ich bin ein schlechter Mensch etc.) zusammengeführt und durchgearbeitet und ermöglichen im Lauf der therapeutischen Sitzungen eine Neubewertung der Traumaerfahrung mit der Entwicklung einer neuen,positiven Selbstwahrnehmung (z. B. ich habe die Kontrolle, ich habe getan was ich konnte, ich bin liebenswert).
EMDR, das bei Erwachsenen eingesetzt werden kann, von erfahrenen Kindertherapeuten aber auch schon in der frühen Kindheit, hat in zahlreichen kontrollierten Studien seine Wirksamkeit bei sehr verschiedenen Gruppen von traumatisierten Patienten belegt und kann heute nicht nur bei posttraumatischen Belastungsstörungen (siehe Frage 36 ) , sondern auch bei anderen Angststörungen erfolgreich angewendet werden. Dies bedeutet, dass diejenigen Depressionen, die mit der Überforderung in Zusammenhang stehen, die Traumatisierungen der Kindheit (Misshandlungen und Übergriffe) und posttraumatische Belastungsstörungen mit sich bringen, aber auch bestimmte Phobien (siehe Frage 39 ) , Angststörungen und Panikattacken (siehe Frage 35 ) wohl am besten von einer «psychodynamischen» Gesprächstherapie mit integrierter EMDRMethodik und allenfalls zusätzlicher Verabreichung von antidepressiven Medikamenten profitieren können.
Frage 70
Was versteht man unter Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP)?
«Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy» (CBASP), auf Deutsch «kognitiv-verhaltenstherapeutisch-analytisches Psychotherapie-system», stellt eine von James P. McCullough speziell zur ambulanten Behandlung chronisch gewordener Depressionen entwickelte und in diesem Bereich sehr wirksame Psychotherapieform dar. McCullough geht davon aus, dass chronisch depressive Personen in einer schicksalshaft erlebten Hilf- und Hoffnungslosigkeit gefangen sind, in einer Empfindungs- und Denkweise, die fern von rationaler Logik im Kreisedreht und den depressiven Zustand aufrechterhält. Die Lernfenster sind geschlossen, und der Depressive findet weder in sich selbst noch in Gesprächen Zugang zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit seinen Schwierigkeiten. Er befindet sich damit in einem Zustand, in dem keine kreativen Ansätze zur Lösung seiner Probleme entstehen können.
Chronisch depressive Menschen haben oftmals frühe Missbrauchserfahrungen erlebt, auf deren Hintergrund sich eine negative Haltung gegenüber dem Leben und den Mitmenschen entwickelt und festgesetzt hat. Bei CBASP geht es deshalb nebst einer Auseinandersetzung mit den aktuellen Lebensproblemen hauptsächlich um eine Bearbeitung der gestörten, von negativen Einschätzungen geprägten Beziehungmuster. CBASP stellt eine Abwandlung der kognitiven Verhaltenstherapie dar, in der zusätzlich analytische (siehe Frage 68 ) und interpersonelle (siehe Frage 67 ) Techniken angewandt werden. Durch diese Techniken sollen die Patienten einerseits erkennen, was ihre problematischen Verhaltensmuster bewirken und sie anderseits positiv verändern lernen.
Es wird analytisch untersucht, wie sich das Verhalten der wichtigsten Bezugspersonen auf die Lebensweise und die Beziehungen des Patienten ausgewirkt hat. Dazu werden vier interpersonelle Bereiche durchleuchtet (wenn ich einem Elternteil näher komme, wenn ich seine Hilfe brauche, wenn ich einen Fehler mache, wenn ich mich über ihn ärgere) und die problematischen Muster geortet. Dann wird der Patient angeleitet, den Unterschied zwischen diesen negativen Erfahrungen und dem Verhalten des Therapeuten zu erkennen.
Die Situationsanalyse stellt eine weitere therapeutische Technik dar. Bei einer schwierigen Erfahrung soll der Patient der Reihe nach beschreiben was geschehen ist, wie er es interpretiert, wie er darauf reagiert hat, was sich daraus ergeben hat, welches Ergebnis er sich gewünscht hätte und ob das gewünschte Ergebnis erzielt wurde oder nicht.
Schließlich sollen die Patienten auf sie zugeschnittene günstigere Verhaltensweisen trainieren, beispielsweise abzuwarten, um
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