Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
eines Zeitraumes von drei bis vier Wochen. Bei der transkraniellen Magnettherapie handelt sich um ein recht aufwendiges Verfahren, das nur an wenigen Psychiatriezentren und lediglich bei ausgewählten Patienten durchgeführt wird, die auf andere Therapien schlecht angesprochen haben.
Bei der Magnetkrampftherapie (MKT) oder «Magnetic Seizure Therapy (MST)» werden mit außen am Kopf angesetzten Geräten sehr starke Magnetfelder erzeugt, stärker als bei der transkraniellen Magnetstimulation. Die Behandlung, die unter einer kurzdauernden Vollnarkose und Muskelrelaxation durchgeführt wird, bewirkt einen epileptischen Anfall, wie dies auch bei der Elektrokrampfbehandlung (siehe Frage 89 ) der Fall ist. Die Methode, die noch weiter erforscht wird, hat bis jetzt mit der Elektrokrampfbehandlung vergleichbare, sehr gute therapeutische Resultate gebracht, die ebenfalls kurzzeitig einer medikamentösen Behandlung überlegen sein könnten. Als Vorteil zeigt sich gegenüber der Elektrokrampfbehandlung eine weitgehend fehlende Beeinträchtigung der Merk- und Konzentrationsfähigkeit.
Frage 92
Gibt es neurochirurgische Verfahren zur Depressionsbehandlung?
Mittels Magnetfeldmessungen des Gehirnes (Magnetencephalographie) konnten im Bereich des Thalamus bei verschiedenen neurologischen und psychiatrischen Krankheiten, darunter auch therapieresistenten schweren Depressionen, Rhythmusstörungen (thalamocorticale Dysrhythmien, TCD) festgestellt werden, welche für die entsprechenden Krankheitenverantwortlich gemacht wurden. Der im Zwischenhirn gelegene Thalamus ist aus einer größeren Anzahl von Kernen (siehe Frage 3 und 36 ) zusammengesetzt und stellt ein wichtiges Koordinationszentrum dar, in dem Reize aus der Umwelt und Erregungen aus der Innenwelt miteinander verknüpft und mit Gefühlsempfindungen gefärbt werden. Über neurochirurgische Eingriffe kann nun im Thalamus Hirngewebe mit einem Durchmesser von 3 bis 4 Millimeter gezielt zerstört und damit eine solche Rhythmusstörung (TCD) ausgeschaltet werden. Die Eingriffe, die, was Depressionen anbelangt, an bisher ganz wenigen ausgewählten Patienten durchgeführt worden sind, haben ermutigende Resultate gebracht.
Ein anderes Vorgehen, das bisher an einer kleinen Zahl speziell ausgewählter depressiver Patienten durchgeführt worden ist und weiter entwickelt wird, ist die Tiefenhirnstimulation mittels gezielt eingepflanzter Elektroden. Es handelt sich um ein Verfahren, das zur Behandlung bestimmter Formen der Epilepsie und der Parkinsonkrankheit bereits hervorragende Erfolge gebracht hat. Die elektrische Stimulation zur Behandlung der Depressionen erfolgt im limbischen System (siehe Frage 3 und 87 ) , wo auch das Belohnungssystem des Gehirns mit dem eine Schlüsselstellung einnehmenden Nucleus accumbens (siehe Frage 62 ) angesiedelt ist. Die bisherigen Therapieresultate weisen darauf hin, dass die künstlich gesetzten elektrischen Impulse eine pathologische Hirnaktivität aufheben können, wodurch die Symptome ansonsten therapieresistenter Depressionen aufgelöst werden.
Frage 93
Was ist eine Schlafentzugsbehandlung?
Es kann beobachtet werden, dass der Schlafentzug einer einzigen Nacht eine depressive Person in eine gebesserte und manchmal sogar von sämtlichen depressiven Symptomen befreite Stimmung zu versetzen vermag, doch hält dieser Effekt nur kurze Zeit an.
Schlafentzugsbehandlungen sollten gemeinsam mit einer Hilfsperson durchgeführt werden, mit der sich der Patient mit Gesprächen, Spielen, Spaziergängen und so weiter ablenken und wach halten kann. Es gibt den vollständigen Schlafentzug, bei dem der Kranke die ganze Nacht bis zum nächstfolgenden Abend wachgehalten werden muss, und den partiellen Schlafentzug, bei dem die Therapie um ein Uhr morgens beginnt und bei der ebenfalls bis zum kommenden Abend nicht geschlafen werden soll.
Beide Schlafentzugsformen haben meist die gleiche Wirksamkeit und lassen bei einem Ansprechen auf die Therapie in den frühen Morgenstunden eine Aufhellung bis zu einem eigentlichen Umschwenken der Stimmung beobachten. Dagegen hält der Therapieeffekt wie erwähnt in der Regel nicht an, und nach einem Tag, an dem sich der Depressive total befreit fühlen kann, gleitet die Stimmung schon am nächstfolgenden Tag wieder ab. Der Patient sollte darüber aufgeklärt werden, da die Erfahrung des erneuten depressiven Abgleitens recht deprimierend sein kann. Bei einem Ansprechen auf Schlafentzug kann diese Therapie jedoch ein- bis zweimal
Weitere Kostenlose Bücher