Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
überlegter reagieren zu können, statt gleich dreinzufahren.
CBASP erfordert vom Therapeuten, sich in einer kontrollierten und gleichzeitig sehr persönlichen Art auf den Patienten einzulassen, wie sie gemäß McCullough bei keiner anderen Psychotherapieform existiert. Er soll authentisch und offen seine eigenen Gefühle und Reaktionen im Zusammenhang mit dem Verhalten des Patienten aufzeigen können, ohne sie jedoch auszuleben. Es gilt damit wie bei allen seriösen Psychotherapien, dass der Therapeut seinen Auftrag nicht aus den Augen verlieren darf, nichts anderes als ausschließlich Therapeut zu sein, dies aber mit vollem Engagement.
Frage 71
Was bringt eine Paartherapie im Falle depressiver Erkrankungen?
Bei Untersuchung der Paarbeziehungen depressiver Patienten hat sich gezeigt, dass sich oftmals eine Rollenaufteilung zwischen einem depressiven, selbstunsicheren und abhängigen Teil einerseits und einem starken, selbstsicheren, aktiven und eigenständigen Teil anderseits finden lässt. Die Partner depressiver Patienten können unter hohen Druck geraten, gesund und stark sein zu müssen, um dem depressiven Partner beistehen zu können, doch erweist sich eine unter solchen Bedingungen entwickelte Stärke oftmals als trügerisch, indem sie nur unter großer psychischer Anstrengung aufrechterhalten werden kann. Gesteigerter Alkoholkonsum oder psychosomatische Beschwerden können ein Hinweis darauf sein, dass es dem gesunden Partner weit weniger gut geht, als es scheint.
Depressive Patienten beanspruchen große Zuwendung und können dazu kommen, Verantwortung in Alltagsbelangen in großem Maß an den Partner zu delegieren. Die Delegation von Aufgaben bringt einerseits Entlastung, kann aber auch dazu führen, sich unbedeutend zu fühlen. Umgekehrt kann die Übernahme einer Führungsrolle zu einemGefühl der Überlegenheit führen, anderseits aber auch in Überforderung münden. Eine solche Rollenaufteilung zwischen einem depressiven und einem «gesunden» Partner kann oftmals nicht folgenlos aufrechterhalten werden. Wenn der überlegene Partner zu sehr Bewunderung erheischt, kann dies zu einer Vertiefung der Depression beim anderen Partner führen. Wenn der dominierende Partner überfordert wird und sich abgrenzen muss, dann kann sich der depressive Partner durch eine solche Zurückweisung sehr verletzt fühlen und mit Empfindungen von Wertlosigkeit vom überlegenen Partner zurückziehen. Ein Bewunderungsverlust wiederum kann den «starken» Partner, der so viele Aufgaben auf sich genommen hat, sehr kränken und allenfalls auch in seinem psychischen Gleichgewicht destabilisieren.
Zusammenfassend kann man ganz grundsätzlich festhalten, dass in allen Paarbeziehungen ein Wechselspiel sehr wichtiger und völlig normaler Bedürfnisse nach Wertschätzung und zusätzlich einerseits Anlehnung und Umsorgung und anderseits Eigenständigkeit besteht. In Beziehungen mit einem depressiven Partner können sich nun außerordentlich konflikthafte und spannungsgeladene Ungleichgewichte dieser Bedürfnisse entwickeln, indem ein Partner in eine vorwiegende Abhängigkeit und Selbstunsicherheit gerät, während der andere große Selbständigkeit und Selbstsicherheit an den Tag legt.
Auch ohne dass eine besonders schwierige Beziehungsform vorliegt, macht es Sinn, den Partner einer depressiv erkrankten Person wenigstens für eine Sitzung an einem Therapiegespräch teilnehmen zu lassen, damit Fragen zur Depression und zum Umgang mit ihr besprochen werden können. Hat sich jedoch ein belastendes Beziehungsmuster entwickelt, aus dem das Paar so leicht nicht wieder herausfinden kann, dann empfiehlt sich eine eigentliche Paartherapie.
In einer psychoanalytisch orientierten Paartherapie geht es darum, die kurz skizzierten Konfliktbereiche so zu bearbeiten, dass sich die Selbst- und Fremdwahrnehmung beider Partner vertiefen kann und darauf aufbauend eine Selbständigkeitsentwicklung mit klar gesetzten Abgrenzungen möglich wird.
Andere biologische Therapien
Frage 89
Was weiß man über die Elektrokrampftherapie der Depression?
Die Elektrokrampftherapie (EKT), elektrokonvulsive Therapie (ECT) oder Elektrokrampfbehandlung (EKB), bei der mittels Elektrizität ein epileptischer Anfall ausgelöst wird, existiert schon seit 1930 zur Behandlung von psychischen Erkrankungen. Bedauerlicherweise ist die EKB unter anderem durch den Erfolgsfilm «One Flew over the Cuckoo’s Nest», in dem diese Therapie völlig irreführend als schwer
Weitere Kostenlose Bücher