Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
beeinträchtigend und dazu noch als Bestrafungsmaßnahme dargestellt wurde, in der Öffentlichkeit über längere Zeit so stark in Misskredit geraten, dass sie kaum mehr vorgeschlagen werden konnte.
Heute wird die EKB stationär und teils auch ambulant unter einer Kurznarkose bei gleichzeitiger Muskelrelaxation in insgesamt 6 bis 12 Einzelbehandlungen (2 bis 3 in der Woche) durchgeführt. Sie bleibt des doch recht aufwendigen und auch eingreifenden Vorgehens wegen Depressionen vorbehalten, die auf andere Behandlungen nicht angesprochen haben. Für die einzelnen Sitzungen bestehen nachher Gedächtnislücken. Die Behandlung kann auch Merkfähigkeitsstörungen verursachen,die jedoch einige Wochen nach Therapiebeendigung ohne bleibende Gedächtnisschwierigkeiten wieder abklingen. Zum Behandlungsplan gehört gleich anschließend an die Elektrokrämpfe die Verabreichung von Antidepressiva oder Lithium, um einem depressiven Rückfall vorzubeugen.
Eine Nachanalyse von insgesamt 73 Studien zur EKB hat ein positives Bild bezüglich Nutzen sowie Sicherheit dieser Therapie ergeben. Bei erwachsenen Patienten mit einer Depression erweist sich die EKB als erprobte, sichere und effektive Therapie mit guten Kurzzeiterfolgen. Als besonders wertvoll ist bei dieser Therapie zu verzeichnen, dass suizidgefährdete Patienten durch das schnelle Nachlassen drängender Suizidgedanken eine rasche Erleichterung erfahren.
Die amerikanische Vereinigung für Psychiatrie (American Psychiatric Association, APA) hält die EKB, die eine Erfolgsrate von 60 bis 80 Prozent aufweist, für die effektivste Therapie depressiver Episoden. Es wird vermutet, dass der heilende Effekt auf einer nachhaltigen Beeinflussung mehrerer Neurotransmittersysteme beruht.
Frage 90
Worum handelt es sich bei der Vagus-Nerv-Stimulation?
Der Vagus-Nerv, wie dieser 10. Hirnnerv heißt, durchwandert (lateinisch Vagus = Wanderer) den gesamten Oberkörper und stellt eine direkte Kommunikationsverbindung zwischen den Hauptorganen des Körpers und dem Hirn dar. Durch ein im linken oberen Brustbereich implantiertes Gerät, vergleichbar mit einem Herzschrittmacher, wird mittels sehr milden, regelmäßig abgegebenen elektrischen Impulsen der Vagus-Nerv stimuliert und dieser wiederum leitet die Signale ans Gehirn weiter. Diese Behandlungsmethode hat sich bei bestimmten Formen von Epilepsie bewährt und wird für solche Therapien routinemäßig angewendet(bis Anfang 2007 weltweit über 45 000 Behandlungen). Seit Anfang dieses neuen Jahrhunderts wird die Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) auch für die Therapie von Depressionen angewendet.
Das bezüglich seiner Verträglichkeit gut erprobte System wurde 2005 von der Food and Drug Administration (FDA) in den USA unter den folgenden Einschränkungen als Depressionstherapie zugelassen: Alter über 18 Jahre, wiederkehrende oder schwere Depressionen von zweijähriger Dauer und fehlendes Ansprechen auf vier medikamentöse Behandlungen. Von den ersten 30 Patienten, die in den USA behandelt wurden, sprachen über zwei Drittel auf die Behandlung an und ein Drittel war nach einem Jahr von der Depression befreit. Bei den bisherigen Untersuchungen hat man feststellen können, dass die Vagus-Nerv-Stimulation im Bereich der Langzeitbehandlungen interessante Resultate liefert, während die Methode jedoch für kurzfristige Therapien nicht geeignet erscheint. Die therapeutische Wirkung entfaltet sich ganz allmählich über einen Zeitraum vom mehreren Monaten. Wahrscheinlich werden mit diesem Verfahren Hirnbereiche, die für die Verursachung von Depressionen mitverantwortlich sind, vorteilhaft stimuliert.
Frage 91
Worum handelt es sich bei Therapien mit Magnetfeldern?
Es existieren zwei neuere Methoden der Depressionsbehandlung mittels Magnetfeldern, nämlich die transkranielle Magnetstimulation und die Magnetkrampftherapie.
Bei der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) wird durch den Schädelknochen hindurch (transkraniell) eine der beiden Hirnhälften einem mäßig starken Magnetfeld ausgesetzt. Dies bewirkt eine Veränderung der Durchblutung sowie der Stoffwechselprozesse in der entsprechenden Hirnregion. Dieses Verfahren, dessen genauer Wirkungs-mechanismusnoch wenig erforscht ist, hat sich bisher als recht gut verträglich erwiesen und auch bereits ermutigende Resultate gebracht, auch bei stark depressiven Patienten und schwer behandelbaren Depressionen. Eine Therapiephase umfasst fünf wöchentliche Sitzungen von 15 bis 30 Minuten Dauer während
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