Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
in der Woche wiederholt werden. Schlafentzug wird eher bei leichten bis mittelschweren depressiven Zuständen verwendet, insbesondere bei solchen von kurzer Dauer, zum Beispiel beim prämenstruellen Syndrom (siehe Frage 45 ) .
Eine Schlafentzugsbehandlung mit ihrem schnellen Effekt wird sinnvollerweise mit einer medikamentösen Behandlung kombiniert, deren Effekt langsamer einsetzt, aber anhaltend wirkt. Ebenfalls kann die Kombination mit einer Lichttherapie (siehe Frage 94 ) gleich nach der Schlafentzugsnacht einen depressiven Rückfall abmildern oder verzögern helfen.
Frage 94
Was ist eine Lichttherapie?
Die Anfänge der Lichttherapie gehen auf das Jahr 1981 zurück. Lichttherapie scheint über eine Beeinflussung des Serotoninsystems zu wirken. Bei der Lichttherapie, die sich allgemein zur Behandlung von Depressionen anbietet und selbstverständlich auch für die im Winter auftretenden saisonalen Depressionen (siehe Frage 31 ) , wird eine starke Lichtquelle eingesetzt, der sich der Patient aussetzen muss. Spezielle Lampen mit Leuchtstoffröhren, die dem Auge nicht schaden können, produzieren ein extrem helles Licht, das mit einer Stärke von 10 000 Lux auf dem Auge auftreffen muss. Auf keinen Fall sollte man mit anderen Lichtsystemen oder gar Halogenlampen, die dem Auge schaden, eine Selbsttherapie versuchen. Eine Therapie mit 30 Minuten Lichteinwirkung, bei vielen Patienten vorzugsweise am Morgen gleich nach dem Aufwachen, kann innert weniger Tage eine Besserung oder sogar ein Verschwinden der depressiven Symptome bewirken. Patienten, die am frühen Abend abrupt müde werden, können eine Lichttherapie allenfalls auch abends erfolgreich einsetzen.
Selbstverständlich ist eine Lichttherapie mit 10 000 Lux in allererster Linie unter strahlender Sonne im Freien zu empfehlen. An bewölkten Tagen beziehungsweise bei Lichtstärken von 2000 bis 3000 Lux muss man dann schon ein paar Stunden lang das Licht auf sich einwirken lassen, um einen antidepressiven Effekt zu erzielen. Ebenso muss man sich bei therapeutischen Lichtquellen, bei denen 2500 Lux auf das Auge auftreffen, zwei bis drei Stunden am Tag der Lichteinwirkung aussetzen. Zum Vergleich werden in einer Wohnung tagsüber zwischen 50 und 500 Lux gemessen, und eine Esszimmerbeleuchtung bewegt sich durchschnittlich um 15 Lux.
Insgesamt wird eine Lichttherapie als ebenso wirksam wie die Therapie mit Medikamenten oder Psychotherapie angesehen, entfaltet aber nicht bei allen Patienten die gewünschte Wirkung. Sie bietet sich insbe-sonderedann als erster Therapieansatz an, wenn man möglichst keine Medikamente einsetzen möchte, beispielsweise bei Kindern, bei schwangeren Frauen oder bei Leuten, die auf Medikamente stark mit Nebenwirkungen reagieren.
Bei einem Teilansprechen auf Lichttherapie kann allenfalls eine Kombination mit Medikamenten und einer Schlafentzugsbehandlung (siehe Frage 93 ) weiterhelfen. Angezeigt ist aber auch hier wie bei allen anderen körperlichen Depressionstherapien die gleichzeitige Begleitung mit therapeutischen Gesprächen.lternative Thera
Alternative Therapien, Selbsthilfe und Unterstützung
Frage 95
Weiß man etwas über Akupunktur in der Depressionsbehandlung?
Bei der Akupunktur handelt es sich um eine sehr alte chinesische Heilmethode, die in die Philosophie der über 2000 Jahre alten traditionellen chinesischen Medizin eingebettet ist. Feinste Nadelstiche an genau definierten Punkten am Körper sollen eine Harmonisierung der Lebensenergie Qi ermöglichen, indem das für die Gesundheit wichtige Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wieder hergestellt wird. Auf der Körperoberfläche finden sich 14 verschiedene Linien (Meridiane), auf denen insgesamt 361 klassische Akupunkte liegen. Jeder Akupunkt, dem mittels Nadelstichen Energie zugeführt oder abgezogen werden kann, steht mit einem jeweiligen Organsystem in enger Verbindung. Mittels dieser Nadelstiche soll die blockierte Qi-Energie wieder zum Fließen gebracht werden, was einen Heilungsprozess in Gang setzt. Eine Behandlung mit Akupunktur umfasst in der Regel 10 bis 20 Sitzungen, die jeweils in Abständen von einigen Tagen erfolgen. In der chinesischen Heilkundewird die Akupunktur oft mit Diäten oder der Einnahme pflanzlicher Heilmittel kombiniert.
Untersuchungen haben ergeben, dass eine gezielte Akupunkturbehandlung von Depressionen eine kurzzeitige Wirksamkeit aufweist, die sich mit den Resultaten bei einer medikamentösen Behandlung oder einer Psychotherapie vergleichen
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