Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
halber erwähnt.
Eine Möglichkeit ist z. B. die sogenannte Elektrokrampftherapie (EKT). In einer Kurznarkose wird durch einen Stromimpuls ein künstlicher Krampfanfall ausgelöst, in dessen Folge es zu einer Unterbrechung der anhaltenden Depression und im Gehirn zu einer Veränderung der Botenstoffe kommt. Der Wirkmechanismus ist noch nicht ausreichend geklärt. Bei einigen Patienten zeigt sich tatsächlich ein positiver Effekt.
Eine noch modernere Form der Behandlung sind sogenannte Hirnschrittmacher, die von der Behandlung von Parkinsonpatienten abgeleitet wurden. Man versucht, bestimmte Hirnregionen mit Elektroden zu stimulieren und dadurch eine Stimmungsaufhellung zu erzielen. Diese Methode ist allerdings noch im experimentellen Stadium und noch nicht ausgereift.
Ein ähnliches Prinzip macht man sich zunutze, indem man mit Magnetfeldern bestimmte Hirnregionen stimuliert. Das Fachwort hierfür ist „transkranielle Magnetfeldstimulation“ (TMS). Auch diese Therapie befindet sich noch im experimentellen Stadium.
Von den drei erwähnten Verfahren ist die EKT am besten untersucht.
Eine relativ leicht durchzuführende Technik im stationären Bereich ist außerdem die „Wachtherapie“, umgangssprachlich auch Schlafentzug genannt. Der Patient muss dazu die ganze Nacht und den ganzen darauf folgenden Tag wach bleiben. Nicht einmal ein Mittagsschläfchen ist erlaubt! Im stationären Setting halten sich die Patienten gegenseitig wach, z. B. mit Gesellschaftsspielen. Interessanterweise kann bei einigen Patienten dadurch kurzzeitig eine Stimmungsaufhellung erzielt werden, die allerdings meist nur wenige Tage anhält.
Auch hier ist der Wirkmechanismus nicht wirklich geklärt.
Man weiß, dass sich die Schlafarchitektur, z. B. die REM- oder die Tiefschlafphasen, bei depressiven Patienten verändern. Allein die Tatsache, dass sich eine depressive Episode durch die Technik unterbrechen lässt, wird von vielen Patienten als positiv erlebt.
Was ist Lichttherapie?
Eine besondere Art der Depression ist die saisonale Depression, manchmal auch Winterdepression genannt (Fachwort: SAD, seasonal affective disorder). Sie tritt in den Wintermonaten auf. Vermutlich entsteht sie durch den Mangel an Sonnenlicht („dunkle Jahreszeit“). Wenn jemand mit einerSAD im Winter im Süden Urlaub macht, sind die Symptome verschwunden, ebenso in den Frühjahrs- und Sommermonaten. Tatsächlich sind Menschen in nördlichen Breitengraden wie z. B. Alaska häufiger depressiv als z. B. im Süden (Florida). Es muss also ein biologischer Mechanismus vorliegen, der wahrscheinlich über den Sehnerv und das hormonelle Gleichgewicht im Körper wirkt.
Man kann fehlendes Tageslicht künstlich mit Tageslichtlampen ersetzen. Ein Patient setzt sich dazu für 30 Minuten vor eine spezielle Lampe, die 2.500 bis 10.000 Lux abgibt. Durch die Lichteinwirkung der Lampe kann der Betroffene das Tageslichtdefizit zum Teil wieder ausgleichen.
Für die Lichttherapie ist eine spezielle Lampe aus dem Fachhandel zu verwenden!
Was ist EMDR?
EMDR ist eine spezielle psychotherapeutische Behandlungstechnik, die ergänzend innerhalb einer Gesprächstherapie eingesetzt werden kann. Die Abkürzung steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, auf Deutsch „Augenbewegungs-desensibilisierung und –wiederaufbereitung“. Ursprünglich als eine Methode zur Traumabehandlung benutzt, wird dieses Verfahren auch immer mehr in der Depressionsbehandlung erfolgreich eingesetzt.
EMDR wurde ursprünglich von der amerikanischen Psychologin Francine Shapiro entwickelt und basiert auf bilateraler Hirnstimulation und Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Nach einer ausführlichen Vorbesprechung von belastenden Erinnerungen wird ein bestimmtes Erlebnis zur Nachbearbeitung ausgewählt. Es folgen zunächst stabilisierende Übungen und dann die erwähnte bilaterale Stimulation. Das heißt, dass abwechselnd beide Hirnhälften z. B. durch Augenbewegungen stimuliert werden.
Der Wirkmechanismus ist noch nicht ganz geklärt. Offenbar gelingt es dem Gehirn aber durch die Unterstützung, nachträglich Erinnerungen zu prozessieren und zu verarbeiten, die vorher eher blockiert waren. Durch die Nachbearbeitung kommt es dann zu einer Neubewertung der jeweiligen Erlebnisse und einer Abnahme der emotionalen Belastung. Auch positive Kognitionen können mit EMDR verstärkt und über die bilaterale Stimulation vom behandelten Patienten besser integriert werden.
Auf den Punkt
Weitere Kostenlose Bücher