Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
gebracht
Für besonders schwere Depressionsfälle bieten sich Therapiemöglichkeiten an, die mehr in den sozialpsychiatrischen und stationären Bereich fallen. Hierzu gehören Angebote wie akutstationäre Behandlungen, Tagesstät-ten, betreute Wohneinrichtungen, Werkstätten für psychisch Kranke und spezialisierte Selbsthilfegruppen.
Weitere Behandlungsverfahren, die nur in speziellen Fällen eingesetzt werden, sind die Elektrokrampftherapie, die Magnetfeldstimulation, Hirnschrittmacher, Wachtherapie, EMDR und Lichttherapie. Zum Teil sind diese Methoden noch in der Entwicklung.
Und was ist mit Sport?
Vor allem in Rehakliniken werden Sport und Krankengymnastik als eine der Säulen der Depressionsbehandlung angesehen. Einerseits ist bekannt, dass Bewegung die Ausschüttung von „Glückshormonen“ verstärkt, der sogenannten Endorphine, aber auch der schon erwähnte Botenstoff Serotonin wird durch körperliche Betätigung verstärkt gebildet. Eines der Hauptsymptome der Depression ist die Antriebsarmut. Logisch also, dass zu den Therapieansätzen die Aktivitätssteigerung gehört. Besonders in der Verhaltenstherapie vereinbart man mit dem Patienten, in kleinen Schritten mehr und mehr Aktivitäten zu entfalten, die angenehm sind und Erfolgserlebnisse vermitteln.
Wenn jemand sowieso schon immer gerne Sport gemacht hat, gilt es also, ihn dazu zu motivieren, diesen Sport wieder aufzunehmen. Als Nebeneffekt wird der Sporttreibende wieder Freude an der Bewegung empfinden und den eigenen Körper wieder besser wahrnehmen.
Gerade Angehörige oder Freunde, die selbst gerne Sport treiben, haben so einen gemeinsamen Ansatzpunkt, um etwas zusammen zu unternehmen und die Depressionsspirale zu unterbrechen.
Sport soll dabei aber nicht überbewertet werden; er ist als Komplementärmaßnahme zu verstehen. Und bei „Bewegungsmuffeln“ muss wahrscheinlich erst viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Eventuell kann in diesem Fall ein Bewegungs- oder Sporttherapeut weiterhelfen.
Es geht vor allem um die Bewegung an sich! Man darf sich auch ruhig ohne Sport bewegen. Selbst ein regelmäßiger kleiner Spaziergang bewirkt eine kleine Veränderung, wenn man partout keinen „richtigen“ Sport treiben möchte.
Welche Probleme können in der Behandlung auftreten?
Da zu den typischen Depressionssymptomen Antriebsarmut, Lust- und Interessenlosigkeit gehören, können genau diese Eigenschaften der Behandlung im Wege stehen. Um Hilfe aufzusuchen und Behandlungsempfehlungen zu befolgen, muss man aktiv sein. Allein das Aufsuchen eines Arztes oder die Suche nach einem Therapieplatz kosten Zeit und Energie. Absagen von Therapeuten (die keine Zeit haben) können die Frustration verstärken. Selbst wenn dann ein Behandler gefunden wurde, dauert es womöglich längere Zeit, bis die ersten positiven Therapieeffekte einsetzen. Auch die Medikamente wirken nicht sofort und man verspürt eventuell Nebenwirkungen. Der Gesprächstherapeut hat vielleicht nicht gleich die Patentlösung und die Vorstellung, 25- bis 50mal dorthin gehen zu müssen, kann zunächst abschrecken.
Auch wenn es Ihnen schwerfällt, müssen Sie damit rechnen, dass die Therapieerfolge einige Zeit auf sich warten lassen. Stellen Sie sich darauf ein, dass es ein paar Wochen bis Monate dauern kann, bis Sie Ihre Balance wiedergefunden haben. Bleiben Sie trotzdem aktiv. Zwingen Sie sich wenigstens zu kleinen Aktivitäten. Jede Aktivität, und sei es auch nur ein kleiner Spaziergang, ist ein Punktsieg gegen die Depression. Verhaltenstherapeuten empfehlen, in einem Wochenplan jeden Tag kleinere Aktivitäten vorzusehen, die Sie aus Ihrer Lethargie herausreißen. Lassen Sie sich ruhig helfen! Ihre Familie oder Freunde sollen Sie an die Einnahme der Medikamente erinnern und Sie immer wieder ermutigen, zum Therapeuten zu gehen.
Depression ist nach wie vor ein Tabuthema. Selbst wenn bekannt ist, dass historische Personen wie Abraham Lincoln oder Prominente wie Lady Diana und Robbie Williams an Depressionen litten, schämt man sich vielleicht dennoch und erlebt sich als Versager. Man will es sich vielleicht selbst nicht eingestehen, geschweige denn Hilfe in Anspruch nehmen. Der Gang zum „Irrenarzt“ erscheint als Niederlage und man fühlt sich vielleicht an Filme wie „Einer flog übers Kuckucksnest“ erinnert.
Da das Thema aber inzwischen viel in den Medien besprochen wurde, ist es akzeptierter. Bedenken Sie auch, dass Sie Ihre Therapieempfehlungen viel besser einhalten können, wenn
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