Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
nicht nur an einer Person hängen bleiben. Achten Sie also darauf, dass Sie nicht ausgenutzt werden.
Wie hilft man aber nun dem Angehörigen in der Zeit, die man sich für ihn nimmt?
Informieren Sie sich zunächst über die Krankheit. Begleiten Sie den Betroffenen die ersten Male vielleicht auch zu den Behandlungsterminen. Stellen Sie sich als Ansprechpartner für die Behandler zur Verfügung. Hinterlassen Sie Informationen, wie man Sie am besten erreichen kann. Stellen Sie sich auf einen Behandlungszeitraum von durchschnittlich sechs Monaten ein. Wenn es schneller geht, umso besser! Wenn es sich um eine chronische Erkrankung mit mehreren Episoden handelt, stellen Sie sich umgekehrt auf noch längere Zeiträume ein. Gehen Sie aber immer davon aus, dass auch depressionsfreie, bessere Phasen auftreten werden oder die schlechten Phasen kürzer sind und man sie schneller wieder in den Griff bekommt.
Bieten Sie immer wieder entlastende Gespräche an und ermutigen Sie zu kleinen Schritten! Wichtig ist die vorsichtige Aktivierung des Erkrankten. Unternehmen Sie gemeinsam kleine Ausflüge. Machen Sie Spaziergänge, gehen ins Kino oder machen Sie etwas, was dem Patienten vor der Erkrankung Spaß gemacht hat. Versuchen Sie, stets das Positive in einer Situation zu sehen, und vermitteln Sie Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Nehmen Sie in Kauf, dass der Depressive versuchen wird, genau das Gegenteil zu sehen und Ihren Optimismus zu entkräften. Lassen Sie sich hier nicht auf ein Machtspiel ein, wer denn jetzt recht hat. Bleiben Sie einfach bei Ihrem Standpunkt. Sie sind der Fels in der Brandung und nicht umgekehrt.
Versuchen Sie auch nicht, Dinge zu beschönigen, sondern bleiben Sie realistisch. Zeigen Sie bei allem Geduld.
Unterstützen Sie den Angehörigen dabei, die Therapie einzuhalten. Überprüfen Sie, ob er seine Medikamente einnimmt, ob er die Termine beim Arzt und beim Therapeuten wahrnimmt. Fragen Sie auch ruhig einmal, ob der Psychotherapeut eine Hausaufgabe aufgegeben hat (z. B. das Erstellen eines Wochenplans) usw.
Mischen Sie sich nicht zu sehr ein, damit der Angehörige nicht zu unselbstständig wird, seien Sie aber andererseits da, wenn er Sie wirklich braucht. Mit der Zeit werden Sie ein Gespür dafür entwickeln, was das rechte Maß ist.
Es ist schwer, sich nicht in die depressive Erkrankung eines Angehörigen zu „verstricken“. Versuchen Sie, so weit wie möglich die Neutralität zu bewahren! Holen Sie sich auch selbst Hilfe, wenn Sie an Ihre Grenzen stoßen. Wenn Ihnen alles zu viel wird und über den Kopf wächst, können Sie bei schweren und lang anhaltenden Erkrankungen mit den behandelnden Ärzten auch über eine vorübergehende stationäre Behandlung des Patienten sprechen, einfach um einen „Tapetenwechsel“ zu erzielen und die Angehörigen für einige Zeit zu entlasten.
Auf den Punkt gebracht
Probleme bei der Behandlung der Depression sind der fehlende Antrieb, sich Hilfe zu holen und der relativ lange Gesundungsprozess. Der Betroffene ist daher meist sehr auf Unterstützung von außen angewiesen und das Umfeld braucht sehr viel Verständnis und Geduld. Angehörige müssen in diesem Zusammenhang auch auf sich selbst achten und ihre Grenzen kennen.
Es ist stets darauf zu achten, dass der Erkrankte seine Therapie einhält, seine Medikamente einnimmt und regelmäßig seine Therapeuten aufsucht. Probleme mitder Medikation sind mit dem Facharzt abzusprechen.
Auch wenn die Depression eine Art Tabuthema ist, hilft letztendlich nur Offenheit bei den entsprechenden Ansprechpartnern. Manche Ansprechpartner sind evtl. mit der Thematik überfordert. Auch hier hilft nur Geduld und Aufklärung.
Eine möglichst kurze Erkrankungsphase ist natürlich wünschenswert, dennoch muss an mögliche Rückfälle gedacht werden und die Therapie sollte erst beendet werden, wenn alle Beteiligten von einer ausreichenden Stabilisierung ausgehen.
Was ist mit der Selbstmordgefahr?
Man schätzt, dass ca. 10 bis 15 Prozent aller Menschen, bei denen eine Depression diagnostiziert wurde, sich schließlich das Leben nehmen. Suizidversuche gibt es fünf- bis zehnmal so viele. Suizidgedanken und/oder -versuche gehören zu den diagnostischen Merkmalen einer schwerenDepression. Man muss bei einem depressiven Patienten also immer an die Möglichkeit derartiger Gedanken und Handlungen denken.
Allerdings treten Selbsttötungsabsichten auch bei anderen Erkrankungen auf, z. B. bei Persönlichkeitsstörungen oder bei Alkoholismus.
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