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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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und gesellschaftliche Umwelt als Stütze und Hilfe bei der Bewältigung unserer Aufgaben begegnet. Ich will mich nicht wiederholen in der Aufzählung der Möglichkeiten, wie wir bei unserem Neubeginn von unserem Umfeld profitieren können. Erinnert sei nur nochmals an die Selbsthilfegruppen für Angehörige. Und ich wiederhole mich: Bei Mitmenschen Hilfe beanspruchen, z.B. auch im Sinne des Wiederaufgenommenwerdens in einen Freundeskreis, ist ein Menschenrecht. Vielleicht ist unser Freundeskreis allerdings ein anderer als »zuvor« …
    Die Ich-Firma
    Gründen wir für unsere Freizeitaktivitäten im Geiste eine Ich-Firma! Der »Businessplan« beginnt mit der Erstellung einer Liste: Schreiben wir sie auf, die vernachlässigten Hobbys und Freundschaften, die unterbrochenen Fitness-Anstrengungen zur eigenen Gesunderhaltung, die unerfüllten Träume. Die einen Aktivitäten lassen sich organisatorisch ohne größere Probleme in den jetzigen Alltag eingliedern, andere bedingen Konzessionen seitens des Kranken. Die Checklisten Lebensfreude, Lustbarometer und Rot-Grün habe ich nicht nur für den Kranken, sondern auch für uns Helfer zusammengestellt.
    Wie gesagt, die Aktivitäten müssen nicht gänzlich neu sein. Wir können auch liebe alte Gewohnheiten wiederbeleben. Die einen fühlen sich wohler dabei, nach dieser »Auszeit« mit etwas Bekanntem, Liebgewonnenem wieder zu beginnen, die anderen wollen etwas komplett Neues in Angriff nehmen, vielleicht etwas, wovon sie schon lange geträumt haben.
    Üben wir uns in der Selbstständigkeit! Gerade in langjährigen, engen Beziehungen macht es uns vielleicht Mühe, etwas allein zu unternehmen. Zu schön war der gegenseitige Austausch nach einem Konzertbesuch. Zu lange waren wir gewohnt, unsere Gelüste den Bedürfnissen unseres Liebsten anzupassen. Wir genossen durch unseren Partner. Darum sollten wir uns folgende Fragen stellen: Wie weit bin ich in der Partnerschaft aufgegangen? Was mache ich aus eigenem Antrieb, ohne Unterstützung, was kann ich genießen, ohne es mit dem Partner zu teilen? In welche Gefilde konnte mir mein Partner nicht folgen? Was für Aktionen sind schon seit langem auf meiner Wunschliste, von denen ich träumte, aber mit Rücksicht auf das Zusammensein mit meinem Partner zurückstellte?
    Jetzt ist der Moment, Träume zu verwirklichen, auch wenn es uns unmöglich und inopportun erscheint, zugedeckt wie wir sind mit den Aufgaben, die wir für zwei erledigen müssen. Wenn die Partnerschaft auf Eis gelegt ist, zeigen solche Fragen für uns Überlebenschancen auf.
    Wir können uns wie gesagt der Liebhabereien wieder erinnern, die wir vor Jahren haben einschlafen lassen. Wir können Ablenkung darin finden, dass wir den vernachlässigten Garten (Speicher, Keller, Fotosammlung) wieder auf Vordermann bringen – mit sichtbaren Resultaten! Wir können den Teil des Freundeskreises ausbauen, an dem unser Partner kein Interesse zeigte, und damit der krankheitsbedingten Verkleinerung des gemeinsamen Bekanntenkreises entgegenwirken. Wenn wir uns nicht abkapseln, werden wir auch früher oder später auf Schicksalsgenossen mit Mitgefühl und guten Ratschlägen stoßen. Dieser Möglichkeit können wir auch nachhelfen, indem wir mit Selbsthilfegruppen der Angehörigen von Depressionsbetroffenen Kontakt aufnehmen.
    Museen, Fussballspiele und Konzerte besuchen ist allein nicht so lustig wie zu zweit, aber bald werden wir Gleichgesinnte finden, mit denen wir uns austauschen können und die vielleicht Ansichten haben, die sich von den bekannten unseres Partners unterscheiden. Wenn sich keine Kontakte ergeben, so haben wir uns eben im Alleinsein geübt. Auswärts Essen kann auch allein Freude bereiten. Grundsätzlich gilt: Wir dürfen uns auf uns selbst besinnen und nicht mehr nur das tun, was auch den Partner interessiert. Vielleicht bringt die Erzählung unserer Erlebnisse auch ihn auf neue Gedanken – wenn er uns nicht einfach unsere Aktivitäten missgönnt. Dann müssen wir ihm klar machen, dass ein fröhlicher Betreuer für beide angenehmer ist als ein missmutiger.
    Jeder seriöse Businessplan enthält Gewinnberechnungen darüber, was das ganze Unternehmen bringen wird. Auch wir sollten unsere Erfolge aufschreiben und uns an ihren erfreuen; sie heben unsere Stimmung ungemein.
    Legen wir ein »Tagebuch der guten Momente« an, etwa in der Art der Checkliste Rot-Grün. Wenn wir uns dazu bringen, uns am Abend hinzusetzen und nach Lichtblicken des Tages zu fahnden, finden wir

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