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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wahr?«

109
    Am nächsten Tag, dem Tag, an dem Jenks für die Morde an Rebecca und Michael DeGeorge angeklagt wurde, machte ich mich daran, einen neuen Mörder aufzuspüren.
    Ich durfte Jenks nicht wissen lassen, dass wir Joanna so genau unter die Lupe nahmen. Ich wollte auch nicht, dass Joanna merkte, dass unser Verdacht sich auf sie richtete. Und ich wollte mich nicht Mercers oder Roths Zorn aussetzen.
    Abgesehen von all diesen Problemen, war heute auch noch mein Medved-Tag. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Nach dem Anfall mit Chris im Park hatte ich gleich einen Bluttest machen lassen. Medved hatte mich persönlich zurückgerufen und mich gebeten, sofort zu ihm zu kommen. Diese Dringlichkeit machte mir Angst. Wie beim ersten Mal bei Dr. Roy.
    An diesem Nachmittag ließ Medved mich warten. Als er mich endlich hereinrief, war ein zweiter Arzt bei ihm - älter, mit weißem Haar und buschigen weißen Brauen. Er stellte sich als Dr. Robert Yatto vor.
    Beim Anblick des neuen Arztes lief es mir eiskalt über den Rücken. Bestimmt war er nur hier, um über die Knochenmarkstransplantation zu sprechen.

    »Dr. Yatto ist Leiter der Hämatologie am Moffett Hospital«, sagte Medved. »Ich habe ihn gebeten, sich Ihre letzte Probe anzusehen.«
    Yatto lächelte. »Wie fühlen Sie sich, Lindsay?«
    »Manchmal okay, manchmal unglaublich schwach«, antwortete ich. Ich spürte den Druck in der Brust. Warum musste ich das mit einem neuen Arzt durchkauen?
    »Erzählen Sie mir von neulich.«
    Ich tat mein Bestes, ihm den Schwindelanfall im Park zu schildern.
    »Irgendwelche Blutauswürfe?«, fragte Yatto sachlich.
    »Nein, in letzter Zeit nicht.«
    »Erbrechen?«
    »Seit letzter Woche nicht.«
    Dr. Yatto stand auf und kam zu mir. »Sie gestatten?« Er nahm mein Gesicht in seine Hände. Ausdruckslos drückte er mit den Daumen in meine Wangen, zog meine Lider auseinander und betrachtete Pupillen und Bindehaut.
    »Ich weiß, dass sich mein Zustand verschlimmert«, sagte ich.
    Yatto ließ mein Gesicht los und nickte Medved zu. Dann lächelte Medved. Das war das erste Mal, seit ich zu ihm gekommen war.
    »Es ist nicht schlimmer geworden, Lindsay. Deshalb habe ich Bob zur Konsultation hinzugezogen. Ihre Erythrozyten haben sich drastisch vermehrt. Auf zweitausendachthundert.«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben. War das kein Wunschtraum, der in meinem Kopf stattfand? »Aber die Anfälle … die Hitzewellen und plötzliche Kälteschauer? Neulich hatte ich das Gefühl, als fände in mir ein Krieg statt.«
    »Es ist ein Krieg«, sagte Dr. Yatto. »Sie produzieren Zellen. Neulich hat sich nicht die Anämie gemeldet. Das waren Sie. So fühlt sich die Heilung an.«
    Ich war wie vom Donner gerührt. Meine Kehle war trocken. »Würden Sie das noch mal wiederholen?«

    »Es klappt, Lindsay«, sagte Medved. »Die Zahl Ihrer roten Blutkörperchen hat sich zweimal hintereinander vermehrt. Ich wollte es Ihnen nicht sagen, falls es sich als Irrtum erwiesen hätte, aber wie Dr. Yatto sagt: Sie produzieren neue Zellen.«
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. »Ist das auch wahr?«, stammelte ich. »Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Es ist absolut wahr«, beteuerte Medved und nickte.
    Ich stand auf. Ich bebte am ganzen Körper, ich konnte es immer noch nicht glauben. Einen Moment lang schossen mir alle geheimen Hoffnungen und Freuden durch den Kopf, die ich mühsam unterdrückt hatte: die Chance auf eine Karriere, Laufen in der Marina Green, ein Leben mit Chris. So lange hatte ich Angst gehabt, ihnen Raum zu geben. Jetzt schienen sie aus mir herauszubrechen.
    Medved beugte sich vor. »Sie sind nicht geheilt, Lindsay«, warnte er. »Wir setzen die Behandlungen zweimal pro Woche fort. Aber es besteht Hoffnung - mehr als Hoffnung. Das ist gut.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Mein Körper war wie betäubt. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich mir das ins Gedächtnis rufen, was Sie am meisten vermisst haben, und es heute noch tun«, sagte Dr. Yatto.
    Wie in einem Nebel wanderte ich aus der Praxis. Mit den Aufzug nach unten, durch die aseptische Empfangshalle in einen Innenhof mit Blumen, von dem aus man den Golden Gate Park sehen konnte.
    Der Himmel war blauer, als ich ihn je gesehen hatte. Die Luft der Bucht süßer, kühler und reiner als je zuvor. Ich stand nur da und lauschte den wunderbaren Tönen meines eigenen Atems.
    Etwas kroch zurück in mein Leben, das fort gewesen war, etwas, von dem ich

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