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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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überprüft. Alles.«
    »Es muss etwas geben. Etwas, das uns verrät, ob der Mörder weiblich oder männlich ist. Wenn Joanna es getan hat, ist sie nicht anders als irgendein anderer Mörder, den ich gejagt habe. Sie muss etwas zurückgelassen haben. Wir haben es nur nicht
gesehen. Jenks hat etwas zurückgelassen - oder jemand an seiner Stelle - und wir haben ihn aufgespürt.«
    »Und jetzt sollten wir nach ihm suchen«, sagte Jill mit ernster Miene. »Ehe wir mit Paar Nummer vier dasitzen.«
    Ich fühlte mich allein, aber ich konnte einfach nicht aufgeben. Es wäre nicht richtig. »Bitte«, flehte ich Claire an. »Geh alles noch einmal durch. Ich bin überzeugt, dass wir den Falschen haben.«

114
    Im schwachen Licht des Make-up-Spiegels saß der Mörder und war dabei, weiche blaue Augen in graue zu verwandeln.
    Zuvor jedoch trug sie eine Paste auf ihr Haar auf, bis alles Blond verschwunden war. Dann bürstete sie es hundertmal streng nach hinten, bis es jeglichen Glanz verloren hatte.
    »Du hast mich dazu gezwungen«, sagte sie zu dem sich verwandelnden Gesicht. »Gezwungen, noch einmal aufzutreten. Aber ich hätte damit rechnen müssen. Du liebst Spiele, nicht wahr, Nick?«
    Mit einem Wattebausch trug sie die Basis auf, eine klare, klebrige Salbe, die nach Klebstoff roch. Sie betupfte Schläfen und Kinn sowie die Stelle zwischen Oberlippe und Nase.
    Dann presste sie mit einer Pinzette Haarsträhnen darauf. Rötlich graue Strähnen.
    Das Gesicht war annähernd fertig. Aber die Augen… jeder konnte sehen, dass das noch ihre waren.
    Sie holte aus einem Etui farbige Kontaktlinsen, befeuchtete sie und hob die Lider, um sie einzusetzen.

    Sie blinzelte und war mit dem Resultat sehr zufrieden.
    Die Ähnlichkeit war verschwunden. Die Verwandlung abgeschlossen. Jetzt waren ihre Augen stählern, leblos grau.
    Die Farbe von Nicholas’ Augen.
    Sie war er.

115
    Claires Anruf weckte mich aus dem Tiefschlaf.
    »Komm sofort her«, befahl sie. Ich blinzelte benommen auf den Wecker. Es war zehn nach fünf Uhr morgens. » Wohin soll ich kommen?«, fragte ich stöhnend.
    »Ich bin im verdammten Labor. Die Wache am Vordereingang lässt dich rein. Du musst sofort kommen. «
    Ich hörte die Dringlichkeit in ihrer Stimme und brauchte nur Sekunden, um hellwach zu sein. »Du bist im Labor?«
    »Seit halb drei, Langschläferin. Es geht um Nicholas Jenks. Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Lindsay, das ist der totale Wahnsinn.«
    Um diese Zeit brauchte ich nicht länger als zehn Minuten, um zur Gerichtsmedizin zu gelangen. Ich parkte auf dem runden Platz vor dem Eingang zur Pathologie, der eigentlich nur für Dienstwagen bestimmt war, und stürmte los. Ich war ungekämmt und hatte nur schnell Jeans und Sweatshirt angezogen.
    Der Wachmann drückte auf den Knopf und ließ mich hinein. Er hatte mich erwartet. Claire wartete am Eingang zum Labor auf mich.
    »Okay«, sagte ich. »Meine Erwartungen sind himmelhoch.«
    Sie antwortete nicht, öffnete nur wortlos die Labortür.
    »Wir sind wieder im Hyatt«, begann sie. »Mord Nummer
eins. David Brandt will gerade die Tür öffnen. Tu so, als seiest du der Bräutigam«, sagte sie und legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich bin der Mörder. Ich überrasche dich, als du die Tür aufmachst, und steche zu - mit der rechten Hand , obwohl das im Moment unwichtig ist.«
    Sie stieß mir die Faust unter die linke Brust. »Du fällst jetzt hin, und da finden wir dich später - am Tatort.«
    Ich nickte, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich ihr bis jetzt folgen konnte.
    »Und was finden wir um dich herum?«, fragte sie mit großen Augen.
    Ich rief mir den Tatort ins Gedächtnis zurück. »Champagner-flasche, Smokingjacke.«
    »Stimmt, aber das meine ich nicht.«
    »Blut… jede Menge Blut.«
    »Schon wärmer. Denk dran, er ist an einem elektromechanischen Herzkollaps gestorben. Wir haben angenommen, dass er sich schlichtweg zu Tode erschreckt hat.«
    Ich blickte auf den Fußboden. Plötzlich sah ich es, als stünde ich neben der Leiche.
    »Urin!«
    »Richtig«, rief Claire. »Wir finden eine kleine Menge Urin. An seinen Schuhen, auf dem Fußboden. Ungefähr sechs Kubikzentimeter konnte ich retten. Es schien logisch zu sein, dass der Urin vom Bräutigam stammte - ausgeschieden als natürliche Reaktion auf plötzliche Angst oder Tod. Aber gestern Abend fiel mir ein, dass auch in Cleveland Urinspuren gefunden wurden. Und den aus dem Hyatt hatte ich nie untersucht. Weshalb auch? Ich bin immer davon

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