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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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schwenkte einen großen Umschlag. »Die Hochzeitsliste der Brandts. Ich dachte, Sie würden gern sehen, wer den Stich gemacht hat.«

22
    Wir gingen ins Roma, eines dieser mit Stuck verzierten Cafés mit europäischem Flair, gegenüber vom Justizpalast. Mir ist Peet’s lieber, aber das Roma ist näher.
    Ich bestellte Tee, Raleigh kam mit einem Cappuccino und einer Scheibe Kürbisbrot zurück, das er zu mir herüberschob.

    »Haben Sie sich je gefragt, wie diese Läden Geld verdienen?«, fragte er mich.
    »Was?« Ich sah ihn an.
    »An jeder Ecke steht einer. Alle servieren das Gleiche, und der durchschnittliche Umsatz pro Gast dürfte … zwei Dollar und fünfunddreißig Cent betragen.«
    »Wir sind hier nicht zu einem Plauderstündchen verabredet, Raleigh«, fuhr ich ihn an. »Lassen Sie uns die Liste durchgehen.«
    »Vielleicht eher drei oder drei Dollar fünfzig. So ein Café hat Glück, wenn es vierhunderttausend Umsatz macht.«
    »Raleigh, bitte!«, sagte ich und verlor langsam die Geduld.
    Er schob mir den Umschlag zu.
    Ich machte ihn auf und breitete neun Seiten mit Namen und Adressen aus. Alle mit dem Dienstsiegel von Chancellor Weils Büro versehen. Einige Gäste auf der Seite des Bräutigams erkannte ich auf Anhieb. Bert Rosen, ehemaliger Finanzminister der Vereinigten Staaten. Sumner Smith, ein Millionär, der sein Geld in den achtziger Jahren in großem Stil mit erzwungenen Firmenübernahmen gemacht hatte. Chip Stein von E-flix, ein Busenfreund Spielbergs, Maggie Sontero, die heiße SoHo-Modeschöpferin aus New York. Viele große Namen und großer Ärger.
    Auf der Seite der Braut gab es auch mehrere Namen Prominenter aus San Francisco und Umgebung. Bürgermeister Fernandez war einer davon. Arthur Abrams, der Promi-Anwalt. Gegen seine Kanzlei hatte ich mehrmals als Zeugin bei Mordprozessen ausgesagt. Willie Upton, Superintendent der Öffentlichen Schulen.
    Raleigh zog seinen Stuhl zu mir herüber. Seite an Seite gingen wir die Listen durch, bei denen jede Menge Namen einen beeindruckenden Doktortitel oder den Ehrentitel »Honorable« führten.
    Es war eine lange, unergiebige und scheinbar undurchdringliche Liste.

    Ich weiß nicht, was ich erwartete - eigentlich, dass mir irgendetwas ins Auge fiel. Ein Name, ein möglicher Verdächtiger, auch wenn die Familie ihn nicht dafür hielt.
    Raleigh stöhnte laut. »Diese Liste kann einem Angst machen. Nehmen Sie die ersten fünfzig, ich die zweiten, den Rest geben wir Jacobi. Dann treffen wir uns alle in zwei Wochen wieder und sehen, was wir haben.«
    Die Aussicht, diese Leute zu befragen, von denen jeder über unsere Fragen entsetzt und empört sein würde, erfüllte mich nicht gerade mit Hoffnung oder Freude.
    »Halten Sie Bürgermeister Fernandez für einen Sexmörder?«, fragte ich. »Ich schon.«
    Was ich als Nächstes sagte, verblüffte mich. »Sie haben gesagt, Sie seien verheiratet?«
    Wenn man uns schon zusammengespannt hatte, sollten wir das klären. Und ehrlich gesagt war ich neugierig.
    Nach einer kurzen Pause nickte Raleigh. Ich hatte den Eindruck, als läge Schmerz in seinen Augen. »Ja, unsere Scheidung geht nächsten Monat durch. Siebzehn Jahre.«
    Ich warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. »Tut mir Leid. Hören wir mit diesen Frage-und-Antwort-Spielen auf.«
    »Schon gut. Wie das Leben so spielt. Plötzlich hatten wir das Gefühl, uns einfach in verschiedenen Kreisen zu bewegen. Genauer gesagt, hat sich Marion in den Kerl verliebt, dem das Immobilienmaklerbüro gehörte, wo sie gearbeitet hat. Eine alte Geschichte. Ich schätze, ich habe nie gelernt, die richtige Gabel zu benutzen.«
    »Ich hätte Ihnen einiges ersparen können. Immer von außen nach innen«, sagte ich. »Kinder?«
    »Zwei tolle Jungs. Vierzehn und zwölf. Jason ist der Sportler, Teddy das Gehirn. Hat für seine sechste Klasse eine Homepage eingerichtet. Ich habe sie jedes zweite Wochenende. Die Lichtpunkte meines Lebens, Lindsay.«
    Ich konnte mir Raleigh richtig als Supervater vorstellen.
Samstags mit dem Ball herumbolzen, den Computer im Arbeitszimmer programmieren. Auf alle Fälle hatte der Kerl unheimlich gefühlvolle Augen. Langsam dämmerte mir die Erkenntnis, dass er keineswegs der Feind war.
    »Ich glaube, die richtige Gabel zu kennen hat Ihnen auch nicht viel geholfen. Sie sind doch auch geschieden, richtig?« Er grinste.
    »Oho. Jemand hat rumgeschnüffelt. Ich hatte gerade die Polizeiakademie beendet. Tom war im zweiten Jahr Jura in Berkeley. Zuerst wollte er ins

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