Der 1. Mord - Roman
der gern diesen teuren Champagner trinkt?«
Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Dann legte ich eine Kopie der Hochzeitsliste der Brandts auf seinen Schreibtisch. »Schauen Sie nach, ob einer der Namen mit einem auf der Liste übereinstimmt.«
Er blätterte die Liste durch und pfiff bei einigen Namen Prominenter. »Schade, Boxer. Kein Shoen oder Murphy. Vielleicht müssen wir einfach warten und haben beim zweiten Paar mehr Glück.«
Mir lief es kalt über den Rücken. »Warum sagen Sie das?«, fragte ich. Jacobi war eine Nervensäge, doch er war ein guter Polizist mit einer ausgeprägten Spürnase für Verbrechensmuster.
»Wir suchen doch nach einem Kerl, der gern elegante Klamotten trägt und sich an toten Bräuten vergreift, richtig?«
Ich nickte und erinnerte mich an etwas, das mein erster Partner mir gesagt hatte: » Lass dich nie auf einen Ringkampf mit einem Schwein ein, Lindsay. Ihr werdet beide dreckig, und dem Schwein gefällt das.«
»Ich schätze, so ein Kerl hat große Schwierigkeiten, ein Rendezvous zu kriegen«, meinte Jacobi.
25
Die erste Woche der Ermittlungen der Morde an dem Brautpaar war verstrichen. Unglaublich. Jacobis Mannschaft lief sich auf der Suche nach dem Champagner und dem Jackett die Hacken ab, stand jedoch immer noch mit leeren Händen da. Raleigh und ich hatten mit zwanzig Gästen gesprochen, vom Bürgermeister bis zum besten Freund des Bräutigams. Alle waren wie betäubt und völlig fertig, aber nicht in der Lage, uns einen Fingerzeig zu geben, der uns weiterführte.
Mir war bewusst, dass wir etwas Stichhaltiges finden mussten - und zwar bald -, ehe dieser Kerl, der die Trauringe mitgehen ließ, erneut tötete.
Ich bekam meine zweite Transfusion. Während ich zuschaute, wie das Blut in meine Venen tropfte, betete ich, dass es mich kräftiger machen möge, aber tat es das? Die Tropfen waren wie das langsame, stete Ticken einer Uhr.
Und die Uhr tickte in der Tat. Meine und Chief Mercers.
Am Samstag klappte Jacobi um sechs Uhr abends sein Notizbuch zu, zog sein Sportjackett an und steckte seine Waffe in den Gürtel. »Man sieht sich, Boxer«, sagte er.
Raleigh kam vorbei, ehe er das Gebäude verließ. »Ich schulde Ihnen ein Bier. Wollen Sie kassieren?«
Ein Bier wäre schön, dachte ich. Ich gewöhnte mich an Raleighs Gesellschaft. Doch eine innere Stimme warnte mich, dass alles aus mir heraussprudeln würde - Anämie, meine Behandlung, die Angst in meinem Herzen -, wenn ich heute mit ihm ausging.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bleibe noch ein Weilchen.«
»Haben Sie für morgen schon Pläne?«
»Ja, ich treffe mich mit Claire, dann komm ich hierher. Und Sie?«
»Jason hat ein Fußballturnier in Palo Alto. Ich fahre mit den Jungs hin.«
»Klingt gut.« Es klang wirklich gut. Es klang nach etwas, das ich vielleicht nie kennen lernen würde.
»Ich komme morgen Abend zurück.« Er hatte mir schon am ersten Tag unserer Zusammenarbeit seine Piepsernummer gegeben. »Ich bin eine Stunde weit weg. Rufen Sie an, wenn es etwas Neues gibt.«
Nachdem Raleigh gegangen war, senkte sich Stille über meine Ecke im Büro. Die Ermittlungen waren für heute Abend eingestellt. Nur ein paar Leute von der Nachtschicht unterhielten sich draußen auf dem Korridor.
Noch nie hatte ich mich so einsam gefühlt. Doch irgendwie wusste ich, dass ich irgendeine lebenswichtige Verbindung zu dem Fall, zu Melanie verlieren würde, wenn ich jetzt nach Hause fuhr. Ich würde ein unausgesprochenes Versprechen brechen. Noch einen Blick, sagte ich mir. Noch einen letzten Versuch.
Warum hat der Mörder die Ringe mitgenommen?
Eine Welle der Erschöpfung rauschte durch mich hindurch. Meine neuen kämpfenden Zellen raubten mir die Kraft, während sie mich verteidigten und sich vervielfachten. Die Kavallerie
galoppiert zur Rettung. Hoffnung greift Zweifel an. Es kam mir alles so verrückt vor.
Für heute Nacht musste ich David und Melanie schlafen lassen. Ich zog das Gummiband um die dicke Akte und legte sie in die graue Schale mit der Aufschrift Unerledigte Fälle . Gleich neben die Schalen mit ähnlichen Akten und ähnlichen Namen.
Dann blieb ich noch ein paar Minuten im abgedunkelten Büro an meinem Schreibtisch sitzen und weinte.
Zweiter Teil
Der Club der Ermittlerinnen
26
Becky DeGeorge sonnte sich im Glanz ihres ersten Tages als Michaels Frau, als sie die Hotelhalle verließ. Sie hielt die Hand ihres Mannes fest und atmete die kühle Abendluft ein, der erste frische Luftzug,
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