Der 1. Mord - Roman
Schwachsinn«, erklärte er.
»Der Tod Ihres Sohnes war die Tat eines Wahnsinnigen, Mr. Brandt. Soll ich ganz offen über unsere Ermittlungen sprechen?«
»Was wollen Sie damit sagen, Inspector Boxer?«
»Neulich hat man Sie gefragt, ob sie irgendjemanden kennen, der Ihnen Schaden zufügen…«
»Und ich habe Ihrem Beamten erklärt, nicht so «, antwortete er ruhig.
»Sie halten es nicht für möglich, dass gewisse Personen in Russland etwas verärgert sind, weil sie den Handel haben platzen lassen?«
»Wir verhandeln nicht mit gewissen Personen, Ms. Boxer. Zu Koljas Aktionären gehören einige der einflussreichsten Männer in diesem Land. Sie tun so, als sei ich ein Verdächtiger. Es war ein Geschäft. Mit so etwas haben wir es jede Woche zu tun. Davids Tod hat nichts mit Kolja zu tun.«
»Wie können Sie da so sicher sein, Mr. Brandt? Ihr Sohn und seine Frau sind tot.«
»Weil die Verhandlungen nie abgebrochen wurden , Inspector. Das war ein Ablenkungsmanöver für die Medien. Wir haben uns gestern Abend geeinigt.«
Er stand auf, und mir war klar, dass meine Befragung beendet war.
Als Nächstes rief ich Claire an. Ich sehnte mich danach, mit ihr zu sprechen. Ich brauchte meine tägliche Claire-Dosis und außerdem Hilfe bei dem Fall.
Ihre Sekretärin erklärte mir, dass Claire gerade in einer Besprechung sei, ich aber bitte nicht auflegen solle.
»Forensische Spezialisten«, sagte Claire wütend, als sie abhob. »Hör dir das mal an: Ein Typ rast mit neunzig Sachen durch eine Gegend, wo nur fünfzig erlaubt sind, und rammt einen Mann in einem Lexus, der in zweiter Reihe parkte, weil
er auf seine Frau gewartet hat. Sofort tot. Jetzt versucht der Fahrer, den Toten zu verklagen, weil er in zweiter Reihe geparkt hat. Nur weil der Mann ein Riesengrundstück besessen hat. Alle, die Gutachterin eingeschlossen, wollen sich ein Stück davon unter den Nagel reißen. Righetti macht mir Druck, weil eine Fachzeitschrift über den Fall berichtet. Wenn du diesen Scheißkerlen einen Penny für ihre Gedanken gibst, bekommst du was?«
»Kleingeld«, antwortete ich und musste lächeln. Claire war wirklich komisch.
»Genau! Ich habe ungefähr einunddreißig Sekunden Zeit. Wie geht’s dir?«, fragte sie. »Ich hab dich lieb, Süße, und du fehlst mir. Was willst du, Lindsay?«
Ich zögerte. Einerseits hätte ich am liebsten alles ausgespuckt, doch dann fragte ich nur, ob die Brandts bei der Einlieferung Trauringe getragen hätten.
»Meines Wissens nach nicht«, antwortete sie. »Wir haben Ohrringe registriert und einen Diamanten, so groß wie ein Augapfel. Aber keine Trauringe. Das ist mir auch aufgefallen. Deshalb habe ich dich gestern sogar angerufen.«
»Große Geister denken eben gleich«, sagte ich.
»Zumindest beschäftigte Geister«, erwiderte sie. »Wie läuft dein grässlicher, grauenvoller Fall?«
Ich seufzte. »Ich weiß nicht. Als Nächstes müssen wir dreihundert Gäste überprüfen; ob einer davon irgendwelchen besonderen Groll gehegt hat. Du hast ja gesehen, wie die Presse den Fall hochspielt. Russische Rache. Das FBI schleicht umher, und Chief Mercer brüllt Roth ins Ohr, er soll einen richtigen Detective auf den Fall ansetzen. Übrigens habe ich Jacobi losgeschickt, um herauszufinden, woher das Jackett stammt. Ansonsten läuft alles glatt.«
Claire lachte. »Bleib dran, Süße. Wenn jemand diese Morde aufklären kann, dann du.«
»Ich wünschte nur, dass …« Ich beendete den Satz nicht.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Claire. »Du klingst nicht so fröhlich wie sonst.«
»Eigentlich muss ich dringend mit dir reden. Vielleicht können wir uns später treffen?«
»Klar«, sagte Claire. »Ach, verdammt … heute muss ich um vier unterrichten. Und abends haben wir Reggies Abschlussfeier. Kann es bis morgen warten? Am Sonntag könnte ich zum Brunch reinkommen.«
»Selbstverständlich«, sagte ich und schluckte die Enttäuschung hinunter. »Sonntag ist super. Passt mir prima.«
Lächelnd legte ich auf. Einen Moment lang fühlte ich mich tatsächlich besser. Allein die Verabredung mit Claire gab mir das Gefühl, als hätte man mir eine Last von den Schultern genommen. Bis Sonntag hatte ich auch noch Zeit, mir zu überlegen, wie ich mit der Behandlung und meiner Arbeit fertig werden würde.
Raleigh schlenderte herbei. »Wie wär’s mit einem Kaffee?«
Ich hielt seine Bemerkung für eine boshafte Spitze, weil ich so spät zum Dienst gekommen war. Offenbar spürte er meine Ablehnung.
Er
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