Der 1. Mord - Roman
reden.
»Merrill hat mir ein bisschen über Kathys Leben erzählt …«
» Wir haben Ihnen das alles auch schon gesagt«, antwortete sie abwehrend. »Und wir haben Ihnen auch gesagt, dass sie ruhiger geworden ist, nachdem sie James kennen gelernt hatte.«
»Deshalb möchte ich ja mit Ihnen sprechen. Merrill erinnerte sich, dass es doch jemanden gab, mit dem sie sich in San Francisco getroffen hat.«
»Ich dachte, wir hätten Ihnen bereits gesagt, dass Kathy mit vielen Männern ausgegangen ist.«
»Diese Beziehung hat aber länger gedauert. Er war älter, verheiratet, irgendein hohes Tier, vielleicht ein Prominenter.«
»Ich war nicht die Aufpasserin meiner Schwester«, erklärte Hillary spitz.
»Ich brauche einen Namen, Mrs. Bloom. Dieser Mann könnte ihr Mörder sein.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz. Ich habe Ihnen doch alles gesagt, was ich weiß. Meine Schwester hat mir keine Herzensgeheimnisse anvertraut. Wir haben sehr unterschiedlich gelebt. Ich bin mir sicher, Sie haben bereits zwei und zwei zusammengezählt - es gab viel, was ich einfach nicht billigen konnte.«
»Bei unserem ersten Gespräch sagten Sie: ›Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen‹. Was für Gewohnheiten haben Sie damit gemeint?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen. Die Polizei von Cleveland bearbeitet diesen Fall, Inspector. Können wir sie nicht einfach ihre Arbeit machen lassen?«
»Ich bemühe mich, Ihnen zu helfen, Mrs. Bloom. Warum ist Kathy aus San Francisco weggezogen? Ich glaube, Sie kennen den Grund. Hat jemand sie misshandelt? Steckte sie in Schwierigkeiten?«
»Ich weiß zu schätzen, was Sie tun wollen, Inspector, aber ich muss jetzt Schluss machen.« Hillary klang verängstigt.
»Es wird alles herauskommen, Hillary. Das ist immer so. Ihr Adressbuch, die Telefonrechnung. Es geht nicht nur um Kathy. In Kalifornien gibt es noch vier weitere Opfer. Sie hatten ebenso große Hoffnungen für den Rest ihres Lebens wie Ihre Schwester. Und sie hätten es verdient, zu leben.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Hatte ich ein leises Schluchzen gehört?
Ich hatte das Gefühl, eine letzte Chance zu haben. »Bei Mord
gibt es eine wirklich hässliche Wahrheit. Wenn ich beim Morddezernat eines gelernt habe, dann dass die Grenzen nicht eindeutig gezogen werden. Gestern waren Sie noch ein unschuldiges Opfer, heute sind Sie Beteiligte. Dieser Mörder wird wieder zuschlagen, und wenn er das tut, werden Sie das, was Sie mir nicht gesagt haben, für den Rest Ihres Lebens bereuen.«
Betroffenes Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte: Hillary Bloom rang mit ihrem Gewissen.
Dann hörte ich ein Klicken. Sie hatte aufgelegt.
62
Unser Rückflug nach San Francisco ging um vier Uhr morgens. Ich hasste, ja ich hasste es, ohne einen Namen abzufliegen, vor allem, weil ich das Gefühl hatte, dass wir ganz nahe dran waren.
Ein Prominenter.
Abartige Sexspiele.
Warum schützten sie ihn?
Trotzdem hatten wir in den zwei Tagen viel geschafft. Für mich stand fest, dass die drei Doppelmorde von ein und derselben Person begangen worden waren. Wir hatten eine viel versprechende Spur, die nach San Francisco führte, eine mögliche Identifizierung. Hier war die Spur warm, zu Hause würde sie heißer werden.
Die Ermittlungen würden vor Ort weiterlaufen. Cleveland wollte die Polizei in Seattle ersuchen, die Wohnung der Braut genau zu durchsuchen und zu versiegeln. Vielleicht würde irgendetwas bei ihren persönlichen Unterlagen, ihr Adressbuch,
die E-Mails im Computer, verraten, wer ihr Geliebter in San Francisco war.
Während wir in Cleveland darauf warteten, an Bord des Flugzeugs zu gehen, fragte ich meine Mailbox ab. Eine Nachricht von Cindy und von Claire, die sich erkundigten, wie es in Cleveland gelaufen war, in unserem Fall . Reporter wollten meinen Kommentar zu dem Verbrechen in Cleveland. Dann hörte ich die heisere Stimme Merrill Shortleys. Sie hatte ihre Telefonnummer in Kalifornien hinterlassen.
Ich wählte so schnell ich konnte. Eine Haushälterin antwortete, und im Hintergrund hörte ich ein Baby weinen.
Als Merrill ans Telefon kam, merkte ich, dass ihre kühle Fassade Risse bekommen hatte. »Ich habe nachgedacht«, sagte sie. »Da ist noch etwas, das ich gestern nicht gesagt habe.«
»Ja? Freut mich, das zu hören.«
»Dieser Typ, von dem ich Ihnen erzählt habe, mit dem Kathy in San Francisco etwas hatte. Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich habe seinen Namen nie
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