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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ausgezogen, sodass man die Umrisse seiner kräftigen Arme und Schultern sah. Nicht dass mir derartig oberflächliche Dinge wichtig wären.
    »Es ist noch früh«, meinte er.
    »Halb sechs unserer Zeit«, sagte ich. »Ich könnte Roth noch erwischen. Vielleicht sollte ich ihn auf den neuesten Stand bringen.«
    Raleigh lächelte. »Sie haben schon Jacobi angerufen. Ich wette, er war in Roths Büro, noch ehe er aufgelegt hat.«
    Beim Gehen hatte ich das Gefühl, als zöge mich eine unwiderstehliche Kraft zu ihm hin und stieß mich wieder zurück. »Und überhaupt habe ich ausnahmsweise mal gar keine Lust, ihn anzurufen«, sagte ich.
    »Und wozu haben Sie Lust?«, fragte Chris.
    »Warum machen wir nicht einfach einen Spaziergang?«
    »Die Indians spielen. Wollen wir uns einschleichen? Das fünfte Inning müsste gerade laufen.«
    »Wir sind Bullen, Raleigh.«
    »Ja, das wäre schlecht. Wollen sie stattdessen Tanzen gehen?«
    » Nein! «, wehrte ich schärfer als beabsichtigt ab. »Ich will nicht tanzen.« Jedes Wort schien mit einer verborgenen elektrischen Botschaft aufgeladen zu sein. »Irgendwie fällt es mir schwer…« Ich schaute ihn an. »…daran zu denken, Sie Chris zu nennen.«
    »Und mir fällt es immer schwerer, so zu tun, als wäre nichts zwischen uns«, sagte er und sah mir in die Augen.

    »Ich weiß«, murmelte ich. »Aber ich kann einfach nicht.«
    Es klang wirklich dämlich, aber, so sehr ich ihn auch begehrte … der Widerstand in meinem Innern war stärker.
    »›Ich weiß, aber ich kann einfach nicht‹? Was soll das heißen?«
    »Das heißt, ich habe auch Gefühle. Und ein Teil von mir will diesen Gefühlen nachgeben. Aber im Augenblick weiß ich nicht, ob ich dazu imstande bin. Es ist so kompliziert, Chris.« Jeder Nerv meines Körpers war in Alarmbereitschaft.
    Wir gingen weiter. Die Brise vom See kühlte den Schweiß auf meinem Nacken.
    »Sie meinen, es ist kompliziert, weil wir zusammenarbeiten?«
    »Genau das «, log ich, obgleich ich schon ein paar Mal mit Kollegen ausgegangen war.
    » Das … und was noch?«
    Tausend Sehnsüchte in mir schrien mir zu nachzugeben. Es war verrückt, was mir durch den Kopf ging. Ich wollte, dass er mich berührte, andererseits aber auch wieder nicht. Wir waren allein am Seeufer. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn er mich in diesem Moment in die Arme genommen und geküsst hätte.
    »Im Grunde will ich schon«, sagte ich, ergriff seine Hand und blickte in seine tiefblauen Augen.
    »Du sagst mir nicht die ganze Wahrheit.«
    Ich musste meine gesamte Willenskraft aufbieten, um ihm nicht alles zu gestehen. Ich weiß nicht, weshalb ich es nicht tat. Tief in meinem Inneren wollte etwas, dass er mich begehrte und dass er mich weiterhin für stark hielt. Ich spürte die Wärme seines Körpers und glaubte, dass auch er den warmen Strom fühlte, der von mir ausging. »Ich kann es jetzt einfach nicht«, sagte ich leise.
    »Du weißt, dass ich nicht immer dein Partner sein werde, Lindsay.«

    »Das weiß ich. Und vielleicht werde ich nicht immer imstande sein, nein zu sagen.«
    Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht war, unser Hotel vor uns zu sehen. Irgendwie war ich froh, weil ich keine Entscheidung zu treffen brauchte - doch da verblüffte Chris Raleigh mich. Ohne Warnung beugte er sich zu mir und drückte seine Lippen auf meinen Mund. Der Kuss war so sanft, als wolle er liebevoll fragen: »Ist das in Ordnung?«
    Ich genoss den Kuss und wehrte mich nicht. Sanfte Hände … weiche Lippen .
    Es war nicht so, als hätte ich mir nicht schon vorgestellt, dass so etwas geschehen könnte. Jetzt aber war es aus heiterem Himmel passiert, und ich ließ es zu. Doch gerade, als ich mich ihm hingeben wollte, holte mich die Angst ein - die Angst vor der unausweichlichen Wahrheit.
    Ich senkte den Kopf und löste mich langsam von ihm.
    »Das war schön. Fand ich jedenfalls«, sagte Raleigh. Unsere Stirnen ruhten aneinander.
    Ich nickte, sagte jedoch: »Ich kann nicht, Chris.«
    »Warum verschließt du dich ständig, Lindsay?«, fragte er. Ich wollte sagen: Weil ich dich täusche . Sag ihm alles. Doch ich fuhr fort zu täuschen, alles zu verschweigen, allerdings mit der größten Sehnsucht, die ich seit Jahren empfunden hatte.
    »Ich will einfach nur Rotbart hinter Schloss und Riegel bringen«, antwortete ich.

60
    Am nächsten Morgen hatte Detective McBride uns die Nachricht hinterlassen, wir sollten ihn in Sharps Büro in der Hall of Fame treffen. Wir fuhren sofort

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