Der 1. Mord - Roman
der Finger und Zehen. Seine Arme hielten mich zusammen, verhinderten, dass ich auseinander fiel. Ich empfand ihm gegenüber ein Vertrauen, das keine Fragen stellte.
Ich hielt nichts zurück. Ich gab mich Chris hin wie nie zuvor. Nicht nur mit dem Körper und dem Herzen, diese Dinge hätte ich zurückziehen können. Ich gab ihm meine Hoffnung, dass ich immer noch leben konnte.
Als ich einen Schrei ausstieß und mein gesamter Körper explodierte, meine Finger und Zehen steif vor Lust, flüsterte eine Stimme in mir etwas, von dem ich wusste, dass es wahr war:
Ich habe ihm alles gegeben, und er hat es mir zurückgegeben .
Schließlich löste sich Chris von mir. In uns beiden kribbelte noch die lodernde Leidenschaft.
»Und jetzt?«, stieß ich atemlos hervor.
Er schaute mich an und lächelte. »Ich möchte das Schlafzimmer sehen.«
89
Eine kühle Brise blies in mein Gesicht. O Gott, was für eine Nacht! Was für ein Tag! Was für eine Achterbahn!
Ich saß in einen Quilt gewickelt auf meiner Terrasse und schaute auf das Südende der Bucht. Nichts bewegte sich, nur die Lichter von San Leandro funkelten in der Ferne. Es war viertel vor zwei.
Im Schlafzimmer lag Chris und schlief. Er hatte sich etwas Ruhe verdient.
Ich konnte nicht schlafen. Mein Körper war zu lebendig. Er kribbelte wie ein fernes Ufer mit tausend flackernden Lichtern.
Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich dachte: Es war wirklich ein herrlicher Tag gewesen. »Siebenundzwanzigster Juni«, sagte ich laut. »Ich werde dich nie vergessen.« Als Erstes hatten wir das Buch gefunden, dann Jenks festgenommen. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass sich das noch steigern ließe.
Doch es hatte sich gesteigert. Chris und ich hatten uns in dieser Nacht noch zweimal geliebt. Die vergangenen drei Stunden waren ein wunderschöner Tanz mit Berühren, Keuchen und Lieben gewesen. Ich wollte nicht, dass er seine Hände je wieder von mir nahm. Ich wollte nie wieder die Wärme seines Körpers vermissen. Es war ein ganz neues Gefühl. Zum ersten Mal hatte ich mich ganz hingegeben, nichts zurückgehalten, und das war sehr, sehr schön.
Jetzt jedoch, hier in der Dunkelheit, plagte mich eine anklagende Stimme. Ich log. Ich hatte nicht alles gegeben. Es gab die eine unausweichliche Wahrheit, die ich verbarg.
Ich hatte ihm nicht von der Anämie erzählt. Ich wusste nicht, wie. Ich konnte ihm doch nicht in dem Moment, in dem wir uns so lebendig gefühlt hatten, sagen, dass ich sterben würde. Dass mein Körper, gerade noch so bebend vor Leidenschaft, krank war. Innerhalb eines einzigen Tages schien sich alles in meinem Leben verändert zu haben. Ich wollte mich in
die Lüfte emporschwingen. Ich verdiente es. Ich verdiente es, glücklich zu sein.
Aber Chris verdiente, Bescheid zu wissen.
Ich hörte ein Rascheln hinter mir. Es war Chris.
»Was machst du denn hier draußen?«, fragte er. Dann legte er mir von hinten die Hände auf Hals und Schultern.
Ich hielt die Knie umschlungen, der Quilt bedeckte kaum meine Brust. »Es wird schwierig, wieder zu dem zurückzukehren, was vorher war«, sagte ich und schmiegte meinen Kopf an ihn.
»Wer sagt denn etwas von zurückkehren?«
»Ich meine, als Partner. Dich im Büro zu sehen. Morgen müssen wir Jenks verhören. Ein großer Tag für uns beide.«
Seine Finger umschmeichelten meine Brüste, dann meinen Nacken. Er trieb mich in den Wahnsinn. »Es braucht dir nicht Leid zu tun«, sagte er. »Sobald der Fall abgeschlossen ist, gehe ich zurück. Ich bleibe nur für die Vernehmungen.«
»Chris«, sagte ich. Es lief mir eiskalt über den Rücken. Ich hatte mich bereits an ihn gewöhnt.
»Ich habe dir doch gesagt, wir würden nicht immer Partner bleiben.« Er beugte sich herab und atmete den Duft meines Haares ein. »Zumindest nicht solche Partner.«
»Und was für welche dann?«, fragte ich leise. Mein Nacken brannte lichterloh, wo seine Hände mich liebkosten. Oh, lass das weitergehen, irgendwohin, betete ich stumm. Lass es bis zum Mond gehen.
Konnte ich es ihm einfach sagen? Es war nicht mehr so, dass ich es nicht gekonnt hätte, aber nicht jetzt. Nicht hier. Ich wollte nicht, dass das aufhörte.
Ich ließ mich von ihm ins Schlafzimmer führen.
»Es wird immer besser«, flüsterte ich.
»Nicht wahr? Ich kann es gar nicht erwarten, was als Nächstes passiert.«
90
Am nächsten Tag hatte ich mich gerade an den Schreibtisch gesetzt und blätterte den Chronicle durch, um die Fortsetzung von Cindys Artikel über
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