Der 1. Mord - Roman
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Nicholas Jenks saß in Untersuchungshaft in einer Zelle im neunten Stock der Hall of Justice. Heute sollte er zur Anklageerhebung geführt werden.
Sein Anwalt, Sherman Leff, war bei ihm und tat so, als sei das alles eine reine Formalität und die Waagschalen der Justitia ruhten auf den Schultern seines englischen Maßanzugs.
Jill Bernhardt begleitete Raleigh und mich. Jenks hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam. Wir hatten den Champagner, die Smokinghose, identische Haare von seinem Bart. Wir hatten ihn in der Suite mit David und Melanie Brandt. Ich konnte es kaum erwarten, ihm die guten Nachrichten zu verkünden.
Ich setzte mich Jenks gegenüber und sah ihm ins Gesicht.
»Dies ist die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Jill Bernhardt«, sagte ich. »Sie wird Ihren Fall bearbeiten. Und sie wird Sie überführen.«
Er lächelte - das gleiche nette, zuversichtliche und herablassende Lächeln, als würde er uns in seinem Heim empfangen. Warum sieht er so zuversichtlich aus?, fragte ich mich.
»Wenn’s recht ist, würde ich gern anfangen«, sagte Jill.
»Das ist Ihre Besprechung«, sagte Sherman Leff. »Ich habe keine Einwände.«
Jill holte Luft. »Mr. Jenks, in einer Stunde wird gegen Sie Anklage erhoben werden, wegen vorsätzlichen Mordes an David und Melanie Brandt am fünften Juni im Grand Hyatt Hotel. Kurz danach wird meiner Meinung nach ein Gericht in Cleveland das gleiche wegen der Morde an James und Katherine Voskuhl tun. Aufgrund der Beweise, welche soeben in der Gerichtsmedizin gefunden wurden, können Sie damit rechnen, dass ein Gericht in Napa sich anschließt. Wir haben erdrückende Beweise, die Sie mit allen drei Verbrechen in Verbindung bringen. Wir teilen Ihnen und Ihrem Anwalt unsere Untersuchungsergebnisse mit, in der Hoffnung, dass Ihre Reaktion auf diese Beweise der Stadt, den Angehörigen der Verstorbenen und Ihrer Familie die weitere Erniedrigung eines Prozesses erspart.«
Hier griff Sherman Leff ein. »Danke, Ms. Bernhardt. Nachdem dieser Tag offenbar unter dem Motto Rücksichtnahme steht, möchten wir damit anfangen, das tiefe Bedauern meines Mandanten wegen seines Gefühlsausbruchs gegen Inspector Boxer zum Zeitpunkt seiner Festnahme zum Ausdruck zu bringen. Sie verstehen sicher… der Schock, und dann ganz unerwartet eine solche Anklage, so vollkommen absurd, nachdem er Ihre Fragen so bereitwillig beantwortet hatte, und dann noch in seinem eigenen Haus … Ich bin sicher, Sie können verstehen, wie man da von den falschen Gefühlen übermannt werden kann.«
»Ich bedauere das zutiefst, Inspector«, sagte Jenks. »Mir ist
klar, welchen Eindruck das hinterlassen muss. Ich war in Bezug auf meine Beziehung zu einer der Verstorbenen ein wenig zurückhaltend. Und nun scheinen Sie auch noch über dieses unselige Buch gestolpert zu sein.«
»Dessen Ausschluss als Beweismittel wir beantragen werden«, unterbrach ihn Leff. »Die Sicherstellung war ein unberechtigtes Eindringen in die Privatsphäre meines Mandanten.«
»Der Beschluss war absolut berechtigt«, erklärte Jill ruhig.
»Mit welcher Begründung?«
»Mit der Begründung, dass Ihr Mandant in Bezug auf seinen Aufenthaltsort während des Mordes an Kathy Voskuhl eine Falschaussage gemacht hat.«
Leff saß wie vom Donner gerührt da.
»Ihr Mandant war in Cleveland, Anwalt«, schleuderte ich ihm entgegen. Dann wandte ich mich an Jenks. »Sie sind unter Ihrem eigenen Namen im Westin Hotel abgestiegen. Sie sind zwei Nächte geblieben. Während dieser Zeit wurde der Doppelmord an den Voskuhls begangen. Sie haben behauptet, Sie seien zu Hause gewesen, Mr. Jenks. Aber Sie waren dort . Und Sie waren in der Hall of Fame.«
Jenks’ Lächeln verschwand, seine Augen huschten im Raum umher. Er schluckte, ich sah den Knoten in seiner Kehle hinabgleiten. Er ging im Kopf seine Alibis und Lügen durch. Wie um Entschuldigung bittend, blickte er Leff an.
»Ich war wirklich dort«, gab er zu. »Ich habe es nicht gesagt. Rein zufällig war ich in Cleveland, um zu einer Lesergruppe dort zu sprechen. Das können Sie überprüfen - der Argosy Bookstore. Ich wusste nicht, wie ich es erklären sollte. Zusammen mit der Tatsache, dass ich Kathy kannte, schien es mir belastend zu sein. Aber eins möchte ich klarstellen: Sie irren sich wegen der Hochzeit. Ich war nicht einmal in der Nähe.«
Mein Blut begann zu kochen. Die Unverfrorenheit dieses Kerls war unfassbar. »Sie hatten eine Lesung? Wann, Mr. Jenks?«
»Samstagnachmittag. Um vier. Eine
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