Der 1. Mord - Roman
Gestank von Verrat weggewaschen und ihn durch ein frisches, bis dahin unvorstellbares Begehren ersetzt. Es machte ihm Freude zu töten.«
Wir sahen uns an. Das war mehr als gespenstisch. Jenks war verrückt - aber war er auch schlau?
Als Nächste war Claire dran. Wieder war es eine Hochzeit. Diesmal spielte die Szene vor der Kirche. Braut und Bräutigam schreiten die Stufen herab, Reis wird geworfen, Glückwünsche, Applaus. Derselbe Mann, Phillip Campbell, wartet am Lenkrad der Limousine, die das Brautpaar wegfährt.
Verblüfft schauten wir uns an. So war der zweite Doppelmord begangen worden.
»Heilige Scheiße«, murmelte Jill.
Claire schüttelte nur den Kopf. Sie sah schockiert und traurig aus. Ich nehme an, das waren wir alle.
In meiner Brust baute sich ein lang unterdrückter Schrei der Genugtuung auf. Wir hatten es geschafft! Wir hatten die »Honeymoon-Morde« gelöst!
»Ich wüsste gern, wie es endet« meinte Cindy und blätterte zum Ende des Manuskripts.
»Na, wie schon?«, sagte Jill. »Mit einer Verhaftung.«
86
Ich fuhr mit Chris Raleigh zu Jenks’ Haus hinauf. Unterwegs sprachen wir kaum. Wir waren beide voll Erwartung und Freude. Vor dem Tor trafen wir uns mit Charlie Clapper und seinem Team von der Spurensicherung. Sie würden Haus und Grundstück durchkämmen, sobald wir Jenks abgeführt hatten.
Wir klingelten. Mit jeder Sekunde, die wir warteten, schlug mein Herz schneller. Jeder Grund, weshalb ich zur Polizei gegangen war, wühlte in meiner Brust. Das war’s!
Die Tür öffnete sich, dieselbe Haushälterin stand vor uns. Diesmal wurden ihre Augen groß, als sie die vielen Polizeifahrzeuge sah.
Ich zückte meine Marke und eilte an ihr vorbei. »Wir müssen mit Mr. Jenks sprechen.«
Wir fanden allein den Weg in das Wohnzimmer, wo wir uns erst vor zwei Tagen mit ihm getroffen hatten. Auf dem Korridor
kam uns eine verblüffte Chessy Jenks entgegen. »Inspector«, stieß sie hervor, als sie mich erkannte. »Was ist denn los? Was machen die vielen Polizisten vor dem Haus?«
»Es tut mir Leid«, sagte ich und sah ihr in die Augen. Sie tat mir tatsächlich Leid. »Ist Ihr Mann zu Hause?«
»Nick!«, rief sie in Panik, als ihr klar wurde, weshalb wir gekommen waren. Dann lief sie los und versuchte, mich aufzuhalten. Dabei schrie sie: »Sie können nicht einfach so hereinkommen. Was fällt Ihnen ein. Das ist unser Haus.«
»Bitte, Mrs. Jenks«, beschwichtigte Raleigh.
Ich war viel zu aufgeregt, um stehen zu bleiben. Ich wollte Nicholas Jenks so dringend festnehmen, dass es wehtat. Eine Sekunde später erschien er. Er kam von dem Rasen hinter dem Haus, von dem aus man die herrliche Aussicht auf den Pazifik hatte.
»Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, dass Sie sich an meinen Anwalt wenden sollen, falls Sie noch etwas von mir wollen«, sagte er eisig. In seinem weißen Hemd und den Leinenshorts wirkte er völlig ungerührt.
»Das können Sie ihm selbst sagen«, erklärte ich. Mein Herz raste. »Nicholas Jenks, ich verhafte Sie wegen der Morde an David und Melanie Brandt sowie an Michael und Rebecca DeGeorge und an James und Kathleen Voskuhl.«
Ich wollte, dass er jeden Namen hörte, wollte ihn an jeden Menschen erinnern, den er ermordet hatte. Ich wollte sehen, wie diese abgebrühte Gleichgültigkeit aus seinen Augen verschwand.
»Das ist doch Wahnsinn.« Jenks funkelte mich an. Seine grauen Augen bohrten sich in meine.
»Nick!«, rief seine Frau. »Wovon reden die denn? Warum sind sie in unserem Haus?«
»Wissen Sie überhaupt, was Sie tun?«, zischte er mich an. An seinem Hals traten die Adern hervor. »Ich habe Sie gefragt: Wissen Sie, was Sie tun? «
Ich antwortete nicht, sondern las ihm nur seine Rechte vor. »Was Sie hier tun, ist der größte Fehler ihres armseligen kleinen Lebens«, tobte er.
»Was reden die denn?« Seine Frau war leichenblass. »Nick, bitte, sag mir, was los ist.«
»Halt’s Maul!«, schrie Jenks sie an. Plötzlich fuhr er auf mich los; in seinen Augen loderte ein wildes Feuer. Er holte aus und wollte mir einen Faustschlag versetzen.
Ich trat ihm die Füße weg. Jenks fiel über ein Tischchen auf den Boden, überall stürzten Fotos um, Glas splitterte. Der Schriftsteller stöhnte laut vor Schmerzen.
Chessy Jenks schrie auf und stand wie gelähmt da. Chris Raleigh legte ihrem Mann Handschellen an und zerrte ihn auf die Beine.
»Ruf Sherman an!«, schrie Jenks seine Frau an. »Sag ihm, wo ich bin, was passiert ist.«
Raleigh und ich zerrten Jenks zu
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