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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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ganz Rom nach Blut dürstete, gab es sogar einen Markt für die Elendsten. Ich wusste, dass die Unglücklichen, die uns begleiteten, nicht lange leben würden. Eine Ausbildung an den Waffen hatten sie nie erfahren, und es blieb keine Zeit, sie zu unterrichten. Rom brauchte Männer, die für sein Vergnügen abgeschlachtet wurden ebenso wie erfahrene Gladiatoren.
    „Sie sind gut genährt, gesund und flink - für die Tierhatz ausgezeichnet geeignet. Die beiden jedoch ...“, unser Besitzer wies nicht ohne Stolz zuerst auf mich und dann auf Sem, „ ... sind in Ravenna ausgebildet worden. Vorzugsweise als Thraker und Retarius einzusetzen.“
    Schließlich nickte der untersetzte Aufseher und überreichte dem Perser einen Beutel mit Gold.
    „Mögen sie dir und deiner Schule Ruhm bringen“, verabschiedete sich der Sklavenhändler schnell und verschwand dann wieselflink ohne uns noch einmal anzusehen. Nun lag unser Schicksal in den Händen unseres neuen Aufsehers und des römischen Volkes.
    „Kommt schon, hier entlang.“ Ohne Zeit zu verlieren, trieb uns unser neuer Herr den gepflasterten Gang in Richtung der Katakomben hinunter. Ich presste den schmutzigen Stoffbeutel an meine Brust, der das Einzige enthielt, das mir wertvoll war – eine Lederrolle mit Papyrusbögen. Was immer geschah, sie durften sie mir nicht wegnehmen ... ich musste ein sicheres Versteck dafür finden. Ich trug nun seit Jahrhunderten die Verantwortung für sie, und diese Verantwortung lastete schwer auf mir. Verwundete Kämpfer kreuzten unseren Weg, einer lag leblos auf einer Bahre und wurde von zwei anderen getragen, seinen abgetrennten Arm hielt er wimmernd an sich gepresst. Andere humpelten an uns vorbei, mit stumpfsinnigem Blick oder einem, der von Schmerz gezeichnet war. Wieder ein anderer hielt sich sein Auge zu. Blut quoll in Schüben zwischen seinen Fingern hervor. Nur einigen wenigen war das Glück hold gewesen. Sie waren unverletzt aus der Arena gekommen. Ich spürte etwas an meinem Fuß und blieb stehen, um zu schauen, was es war. Ich stand inmitten einer Pfütze gerinnenden Blutes. Sem stieß mich an. „Hörst du sie rufen und nach Blut schreien? Es müssen viele sein - viele Tausend, die nur gekommen sind, um uns beim Sterben zuzusehen.“ Die Angst meines Schützlings stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sems Stimme bekam etwas Endgültiges. „Wir werden hier sterben. Entweder landen wir zwischen den Fängen der Raubtiere oder wir werden vor den Augen des Publikums zerhackt. Es ist erst der dreißigste Tag der Spiele, und wir müssen diesen Wahnsinn noch ganze siebzig Tage mitmachen! Das schaffen wir nicht. Das schafft niemand!“ Panik ließ Sems Stimme schrill klingen, sodass der Aufseher sich zu uns umwandte und Sem anfuhr. „Hör auf zu jammern, du Hund! Wenn ich das Gefühl bekomme, ich hätte das Gold für dich ungerechtfertigt ausgegeben, landest du schon morgen bei der Tierhatz im Maul eines Löwen oder zwischen den Pranken eines Bären.“
    Sem verstummte, und ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie fürchteten sich so sehr vor dem Tod, diese Menschen, und ich verspürte Mitleid mit Sem. „Ich werde auf dich achtgeben. Das verspreche ich dir.“
    Er sah mich dankbar an. Wie stets gelang es mir, ihn mit meiner Zuversicht zu beruhigen. „Ich hoffe wir überleben das hier, Danilo. Ich will hier nicht sterben.“
    Eines der Tore zur Arena wurde aufgestoßen, während wir daran vorbeigingen. Ein ohrenbetäubender Lärm von Tausenden Stimmen drang an unsere Ohren – sie verlangten nach dem Tod eines Kämpfers und ließen im gleichen Atemzug einen anderen hochleben. Ich erhaschte einen Blick auf die in der Sonne glänzenden Schmuckstücke der Frauen, flatternde weiße und bunte Kleiderstoffe und auch auf das große Velarium, das berühmte Sonnendach, welches die Schaulustigen vor der Hitze schützen sollte. Es war ein beeindruckendes Bild – die Menschen hatten viel Schönheit geschaffen seit ihrer Schöpfung und im gleichen Atemzug viel Hässliches. Ganz Rom war gekommen, seine eigene Größe zu feiern. Aber inmitten all des Glanzes und des Prunkes verströmte Rom den Geruch von Schmerz und Leid. Mensch und Tier starben zur Belustigung der Massen. Der Sand, auf dem die Kämpfer standen, war mittlerweile blutiger Morast. Sem, der neben mir lief, unterdrückte ein Würgen und sandte ein Stoßgebet zu seinen Göttern. „Bei Luzifer, dem Morgenstern. Möge er uns Licht bringen in dieser dunklen Zeit!“
    Dann schlossen sich

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