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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Tagen kam Marcus wieder in unsere Zelle, um uns zwei neue Mitbewohner zu bringen.
    Ohne, dass ich es damals wusste, sollte dies der Tag werden, der mein Dasein für immer verändern würde. Wir, die wir von einer Rasse sind, erkennen uns ohne Worte. Genauso war es an diesem Tag. Die beiden, die Marcus in unsere Zelle brachte, waren von meiner Art – zumindest einer der beiden, der andere war nur zur Hälfte von unserem Blut. Ein Hüne, in den Augen der Menschen hässlich, obwohl er doch von einer Menschenfrau geboren worden war. Er war ein Naphil, und sein Name war Helel. Der andere war schön, mit hellem Haar, das leuchtete, wenn die Sonne darauf fiel und einem Blick, der mich verwirrte und fesselte. Er stellte sich mir und Sem als Satanael vor.
    Ich selbst nannte mich zu dieser Zeit Danilo, doch im Laufe der Jahrhunderte tragen wir viele Namen, und viele Namen werden uns wiederum von den Menschen gegeben, sodass es uns leicht fällt, unser wahres Ich zu verbergen.
    Sem sah, wie Satanael und ich uns ansahen, und wusste, dass wir in dem anderen etwas Vertrautes fanden. Sem war ein freundlicher Mensch, mit einem offenen Gesicht und ehrlichen Zügen. Seine einfachen Wahrheiten kamen von Herzen, und ich hätte sie ernster nehmen sollen. „Ich glaube, Satanael hasst mich, Danilo.“
    Ich sagte ihm, dass das Unsinn sei - Satanael war schön und strahlend, wie sein Gefährte hässlich war. Meine Rasse konnte nichts Schlechtes denken oder gar tun.
     
    Bald darauf fing Satanael mich auf dem Weg zum Übungsplatz ab und zog mich zur Seite in den Schatten einer Säule. Das erste Mal waren wir allein und konnten offen miteinander sprechen. Seine Nähe machte mich schwindelig. Ich hatte noch niemals so etwas Starkes und Unvermeidliches gefühlt, wie die Anziehungskraft Satanaels. Ich sehnte mich nach so langer Zeit geradezu danach, einem Wesen meiner Art nah zu sein. Satanael war wie ein Rausch, der mich die falschen Dinge sehen ließ.
    „Wir sind von einer Rasse, Danilo. Gib mir das Buch und komm mit mir.“ Er trat so nah an mich heran, dass ich eine Art Begehren empfand, welches mir bis dahin fremd gewesen war. Unsere Hände berührten sich, und Satanael flüsterte: „Wir können sofort gehen, wir sind nicht an ihre Welt gebunden. Sie haben es nicht verdient, dass wir uns um sie scheren.“
    Erst da wusste ich, wen ich vor mir hatte. Ich hätte es vielleicht vorher wissen müssen, aber mein eigenes Begehren und die lange Zeit ohne meinesgleichen hatten mich blind gemacht für die Wahrheit. Ich zuckte vor ihm zurück. Wie oft war ich vor ihm gewarnt worden, davor, dass auch er nach dem Buch suchen würde? Die Cherubim hatten mich vor allem vor ihm gewarnt, bevor sie Raziels Schriften in meine Obhut gaben. „Du bist der, der verstoßen wurde. Der sich eine ihrer Frauen genommen hat und andere von uns dazu überredete, es dir gleich zu tun!“
    Satanaels Lachen perlte durch die hohen Arkaden. Es klang anziehend und verführerisch „Eine? Hunderte von ihren Weibern habe ich gehabt, aber das ist bedeutungslos. Bedeutend sind nur wir.“
    Ich schüttelte den Kopf und wies ihn endgültig ab. „Ich bin da, um sie zu beschützen.“
    Satanael war immer schön und verführerisch gewesen, aber auch grausam und unerbittlich, was er jedoch hervorragend durch seine Schönheit und gewählte Art verbergen konnte. „Aber sie sind es nicht wert. Sieh dir an, wie sie sich gegenseitig abschlachten wie die Tiere.“ Er kam noch näher, und erst jetzt erkannte ich den harten und trotzigen Zug in seinem Gesicht. „Ich werde dich von deiner Verpflichtung ihnen gegenüber befreien – und auch von der ungerechten Verpflichtung, welche die Cherubim dir auferlegt haben, indem sie dir das Buch anvertrauten.“
    Ich kannte ihn damals nicht, ich war nur ein einfacher Schutzengel, der nichts wusste von den Dingen, die unter den Seraphim und Cherubim, den höchsten Wesenheiten des Himmels, geschahen. Aber ich sollte ihn bald kennenlernen!
     
    Am nächsten Tag kam Marcus und brachte Helel und Satanael in die Arena. Sie erfreuten das Volk, denn sie schlachteten Tiere und Menschen gleichermaßen und fanden immer neue Variationen zu töten, die das Volk von Rom entzückten. Am Ende des Tages feierte ganz Rom sie als die neuen Helden der Arena, als den Schönen und den Schlächter. Ich wusste, dass Satanael und Helel das alles taten, weil es ihnen Freude bereitete und weil es ihnen schmeichelte, wie leicht die Menschen sich von ihnen verführen

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