Der 18 Schluessel
zu, und rannte die letzten Stufen zum Tauchbecken hinunter, um ihn von Hannah hinunter zu zerren. Ich hätte sie vor ihm schützen müssen, doch ich hatte ebenso wie bei Sem versagt! Doch ich ... ich konnte mich ihm verweigern, mich konnte er nicht einfach schänden wie Hannah. Ich riss an Satanaels Schultern. Er ließ es geschehen und lachte über meinen Versuch, mich ihm zu widersetzen. Er gab Hannah frei, und sie betrachtete verwirrt das Blut ihrer Unberührtheit auf dem steinernen Rand des Tauchbeckens. „Daniel“, rief sie, als sie mich sah, und dann drängte sich langsam in ihr Bewusstsein, was sie getan hatte. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, und sie legte die Hände vor den Mund. Ich wollte, dass sie die Treppen hinauf floh, doch Satanael drängte sich zwischen uns. Mit einer Kraft, der ich nichts entgegenzusetzen hatte, packte er mich und stieß mich an die Wand des Schachtes. Sein nackter Leib presste sich an Meinen, sein Gesicht war wutverzerrt. Trotz meiner Abneigung sehnte sich mein Körper ebenso nach ihm, wie Hannahs es getan hatte. „Komm mit mir, Daniel ...!“
Ich schloss meine Augen und widerstand der Versuchung, die er in mir heraufbeschwor. „Nein!“
Er stieß mich von sich, sein wütender Schrei hallte durch den Schacht. Als ich die Augen öffnete ... war ich mit Hannah allein.
Ich stolperte zu ihr, zog sie hoch und nahm sie in den Arm. Sie zitterte vor Angst. „Daniel, ich weiß nicht, warum ich ihn nicht abgewiesen habe. Ich bin nicht daran schuld!“ Sie war hysterisch, und ich strich über ihr Haar, da ich wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Ihr nackter Körper drängte sich verlockend an Meinen, und es fiel mir schwer, die Beherrschung zu wahren. Ich begehrte ihren Leib ... oh ja, ich konnte es nicht leugnen. Aber ich konnte es unterdrücken. Da vernahm ich über uns Stimmen, hob den Kopf und sah die Gesichter einiger Frauen, die durch die Rundöffnungen des Treppenschachtes zu uns hinunter blickten. Ihr Schreck und ihr Entsetzen über das, was sie sahen, war groß.
„Ha-Schem soll dich bestrafen, Hannah“, riefen sie aufgebracht durcheinander. Hannah zuckte zusammen und wagte sich nicht, sie anzusehen.
„Wie könnt ihr nur so dumm sein?“, rief eine andere uns etwas leiser zu. „Ihr habt das Bad verunreinigt! Ihr habt Unzucht getrieben!“
Sie wurden immer aufgebrachter, während Hannah sich noch enger an mich drängte. „Sie werden uns bestrafen“, flüsterte sie, während einige der Frauen losliefen, um den Rabbi zu holen.
Hannah wurde aufgefordert, sich anzukleiden. Sodann wurden wir gemeinsam zum Tanzhaus geführt, in dem eigentlich Hannahs Hochzeit hatte abgehalten werden sollen. Unter Führung des Rabbis trat der Rat unserer Gemeinde zusammen. Sie nahmen auf hastig herbeigetragenen Stühlen Platz, waren aus der Synagoge oder auch ihren abendlichen Ruhestunden mit der Familie gerissen worden. Wir mussten vor ihnen stehen, in unserem Rücken drängten sich die Schaulustigen. Der Rabbi war beschämt, da Hannah im Haus seiner Familie gelebt hatte. Nach einer kurzen Absprache mit seinem Rat ließ er Savelad, Hannahs Bräutigam, holen und fragte ihn, was er nun mit seiner Braut zu tun gedenke.
Savelad, ein ältlicher Mann mit einem abstehenden Haarkranz, sah Hannah an, als wäre sie ein ekelhaftes Tier. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich will sie nicht mehr zum Weib nehmen. Sie ist wie Lilith, die Adam nicht gehorchte. Außerdem ist sie unrein und nicht mehr unberührt. Ich bin vom Gesetz noch nicht ihr Mann, also unterliegt sie auch nicht meiner Vormundschaft.“
Der Rabbi war nicht gerade glücklich darüber, dass Savelad die Entscheidung über Hannahs Bestrafung von sich wies. Eigentlich hätte es mir zugestanden, über ihr Schicksal zu entscheiden. Doch nach ihrem Glauben war ich es ja gewesen, mit dem sie Unzucht getrieben hatte.
Der Rabbi versuchte noch einmal, die Entscheidung dem betrogenen Bräutigam zuzuschieben. „Savelad, trotzdem bist du es, der Schaden erlitten hat. Ihr hättet morgen verheiratet werden sollen.“
Savelad kratzte sich an seiner geröteten Wange und schüttelte widerwillig den Kopf. „Sie ist nicht mein Weib! Soll Ha-Schem ein Urteil über sie und Daniel fällen, wenn du es nicht tun willst, Rabbi!“
Hannah und ich tauschten einen verstohlenen Blick. Sie stritten wie um die Nachkommenschaft einer Dirne, die niemand wollte. Die Frauen, die vorhin noch laut gezetert hatten, versteckten sich hinter ihren Männern. Diese
Weitere Kostenlose Bücher