Der 18 Schluessel
ihr das Buch ein, das Lukas ihr gegeben hatte – das mit der Engelsschrift. Dort war von einer Goldenen Dämmerung die Rede gewesen – von einem „... Hermetischen Orden der Goldenen Dämmerung?“ Die Worte waren ihr herausgerutscht, doch im Gesicht des Fremden spiegelte sich tatsächlich so etwas wie Achtung. „Sie sind nicht so uninformiert, wie ich geglaubt habe.“
„Doch bin ich“, gab Eliana trotzig zurück. „Also, was wollen Sie?“
„Wie gesagt, wir wollen das Gleiche wie Sie. Den Engel finden.“
Seine Worte hatten die Wirkung, die sie wahrscheinlich auch bei ihr haben sollten. Sie reagierte mit neugierigem Misstrauen. „Woher wissen Sie von dem Engel?“
Er gab dem Fahrer Anweisung, nach Links in eine Straße abzubiegen und wandte sich dann wieder Eliana zu. „Ich bitte Sie! Die Blutproben sind in ein öffentliches Krankenhaus geschickt worden. Das war unvorsichtig von den Legionen Gottes.“ Er reichte ihr die Hand und zeigte ein gewinnendes Lächeln: „Mein Name ist Christopher De Banes. Ich komme im Auftrag des Hermetic Order of the Golden Dawn USA in Kooperation mit unserem Berliner Zirkel, um Sie zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Sie dürfen mich Chris nennen.“
Eliana überlegte fieberhaft. Es waren also nicht nur Satanael und die katholische Kirche hinter Danyal her, sondern auch ein magischer Geheimbund. Sie hätte Lukas Buch gründlich lesen sollen, anstatt es nur zu überfliegen – aber damit hatte sie nicht gerechnet. Angestrengt versuchte Eliana, sich die Informationen ins Gedächtnis zu rufen, die sie über die Aktivitäten des Golden Dawn behalten hatte. Dieser Geheimbund war ein magisch arbeitender Zirkel, der sich der Engelsschrift und der Schlüssel bediente, um jene Ebenen zu erreichen, in denen Engel existierten. Machte sie das zu Verbündeten oder zu Feinden? Eliana wusste es nicht.
„Hören Sie ...“, sprach Chris einfach weiter, da er ihre Unsicherheit zu spüren schien. „Vor einer halben Stunde wurden zwei Leichen aus dem Haus, in dem Sie wohnen, getragen. Eine direkt aus Ihrer Wohnung. Sie sind die Hauptverdächtige in zwei Mordfällen und können Ihre Unschuld nicht beweisen. Die gesamte Kölner Polizei sucht nach ihnen, das Bundeskriminalamt ist bereits eingeschaltet worden; sie stehen ganz weit oben auf der aktuellen Fahndungsliste, man hat eine Belohnung auf ihre Ergreifung ausgesetzt. Geben Sie mir eine Chance, Ihnen zu helfen. Wollen Sie den Engel finden? Das schaffen Sie nicht alleine. Sie kommen ohne unsere Hilfe nicht einmal aus dem Land! Das Einzige, wohin der Weg Sie führt, ist direkt ins Gefängnis und danach in die Sicherungsverwahrung ... für sehr lange Zeit.“
Er hatte recht - natürlich hatte er das. Sie wusste es ja, aber woher wusste sie, ob sie ihm und diesem magischen Geheimbund vertrauen konnte. Noch vor wenigen Tagen hätte sie Chris und seine geheime Bruderschaft als Spinnerei abgetan. Allerdings ... was hatte sie für eine Wahl? Es war gut möglich, dass Danyal außer Landes geschafft worden war. Die Spur des vierfarbigen Wappens führte nach Rom an eine Universität. Außerdem war da noch Satanael – ein Leben im Gefängnis wäre schrecklich gewesen, aber immerhin ein Leben. Genau das hatte Satanael aber vor, ihr zu nehmen. Sie wollte möglichst weit von ihm fort. Eliana wusste, dass es unvorsichtig war zu pokern, aber zumindest anhören konnte sie sich, was dieser Chris zu sagen hatte. „Also gut. Erzählen Sie mir mehr von diesem Orden der Goldenen Dämmerung.“
8. Dezember
Die Frau am Check-in Schalter des Flughafens erkannte sie nicht, obwohl ihr längst das Fahndungsfoto der Polizei vorliegen musste. Eliana hatte ihr Foto in den letzten drei Tagen ständig in den Nachrichten gesehen, ebenso wie das von Frau Mohr und Lukas. Es hatte sie fast verrückt gemacht, in einer anonymen Ein-Zimmer-Wohnung in Köln festzusitzen und sich selbst von den Menschen, die es hätten besser wissen sollen, als kaltblütige Mörderin verdächtigt zu sehen. Das Haus ihrer Eltern in Bonn wurde von Journalisten belagert, sie verweigerten jedes Interview – im Gegensatz zu ihrer Kollegin Kerstin, die nur zu gern erzählt hatte, wie seltsam sie schon immer gewesen war. Eine Einzelgängerin, beziehungsunfähig ... irgendwie komisch. Und dann hatte ein Priester nach ihr gefragt, und Eliana hatte von einem geheimnisvollen nackten Mann in ihrem Bett erzählt. Lukas psychiatrische Erkrankung war von Reportern zu einer rührseligen
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