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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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reingewaschen werden ... bald. Der Padre legte seine Hand auf den Kopf des ersten Mannes. Er war schön, beinahe perfekt ... beinahe. „Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!“ Nacheinander legte der Padre den Männern die Hände auf. Sie waren seine Krieger, der gewaltige Arm Gottes. „Ihr seid auserwählte Werkzeuge. Amen!“
    Die jungen Männer erhoben sich und warteten mit respektvoll gesenkten Köpfen, dass der Padre sie entließ. Er betrachtete sie ein letztes Mal mit dem Stolz des Vaters, bevor er ihnen zunickte. „Geht jetzt, tut Buße, fastet und verbringt die Nacht im Gebet.“ Sie gehorchten und verließen die Katakomben durch eine Tür am Ende des Tunnels.
    Wie auf ein Zeichen öffnete sich die Stahltür mit dem Wappen, und Bruder Francesco hieß die kleine Gruppe einzutreten. Gemäß seiner Stellung im Orden betrat der Padre als erster den kerkerartigen Raum – wahrscheinlich war er in der Antike tatsächlich ein Kerker gewesen. Jetzt funzelte von der Decke eine einzelne Glühbirne, in der Mitte des Raumes stand ein altes Krankenhausbett, in dem eine reglose Gestalt lag. Der Padre seufzte. Nicht gerade der richtige Ort, um das Werk Gottes zu tun, doch es war alles so schnell gegangen, dass nur wenig Zeit für Vorbereitungen geblieben war. Es wurde bereits nachhaltig nach einer komfortableren und angemesseneren Lösung gesucht.
    Bruder Francesco, der Arzt, wartete ungeduldig, dass der Padre ihm erlaubte, mit der Behandlung zu beginnen. Auch er war nervös im Angesicht des erhabenen Augenblicks. Mit einem Nicken bedeutete er dem immer nervöser werdenden Laienbruder und dem in stoischer Gelassenheit wartenden Mädchen, sich im Hintergrund zu halten, und sie traten wortlos zurück zur Wand. Der Arzt öffnete seinen Koffer und zog eine durchsichtige Flüssigkeit in eine Injektionskanüle. „Nun werden wir sehen, Padre, ob die jahrelangen Bemühungen umsonst waren oder nicht.“ Er schluckte ... er war mindestens ebenso aufgeregt wie der junge Mann. Der Padre hingegen zweifelte nicht an Gottes Weisung. „ Er hat uns den Engel gesandt, Bruder Francesco. Es ist sein Wille!“
    „Ja, aber alles ist umsonst, wenn dies hier nicht wirkt!“ Er hielt eine Phiole mit einer grünlichen Flüssigkeit in die Höhe und zeigte sie dem Padre. Der wusste natürlich, was es war ... es war das Resultat einer jahrelangen Suche, in die viel Zeit und Geld investiert worden waren, bevor sie die Formel endlich gefunden hatten ... Hydra! Der Padre nickte dem Arzt zu. „Dann sollten wir beginnen.“
    Zu der klaren Flüssigkeit zog Bruder Francesco ein Viertel der grünen Flüssigkeit in die Injektionskanüle und vereinte sie so zu einem Serum.
    Von Ehrfurcht ergriffen traten der Padre und der Arzt gemeinsam an das alte Krankenhausbett. Die gequälte Kreatur, die mit Gurten fixiert worden war, stierte sie an, ohne zu ahnen, welch große Pläne Gott mit ihr hatte. Ein Speichelfaden rann ihr aus dem Mundwinkel, und sie lallte unverständliches Zeug. Den Padre kostete es Überwindung, sie zu lieben, wie es seine Pflicht war – die Pflicht der Nächstenliebe, die er Gott geschworen hatte. Diese Frau auf dem Bett war besessen ... besessen vom Satan und von allen Sünden dieser Welt ... unrein! Und es waren so viele wie sie!
    Sanft legte er seine Hand auf ihre Stirn. Alles, was er tat, entsprang seiner tiefen Liebe zu Gottes Schöpfung. Das war das oberste Gebot derjenigen, die dem vierfarbigen Wappen mit Schlange und Schwert dienten. Aber dafür würden sie auf ewig die Beschützer und Bewahrer des Paradieses sein – so etwas wie der Sündenfall würde sich nicht mehr wiederholen! Die Frau stank, weil sie seit mehreren Tagen nicht gewaschen worden war, doch für den Padre war es der Teufel, der ihm aus jeder Pore ihrer Haut entgegen dünstete. ... Und die Menschen, die das Zeichen des Tieres tragen, sollen mit Geschwüren gezeichnet sein! Ihre Eltern hatten sie ihm gebracht – verzweifelte Christen, die sich Hilfe vom Orden erhofften. Er wollte helfen! „Mein armes Kind. Der Teufel ist in dich gefahren, aber wir treiben ihn aus.“
    Sie glotzte ihn an, blöde wie ein Schaf, vollgepumpt mit Psychopharmaka. Der Padre nickte dem Arzt zu, der schweigend gewartet hatte. Er trat zum Bett und schob die Injektionsnadel in den von Hämatomen und schorfigem Ausschlag bedeckten Arm der Frau. Der Padre schloss die Augen und rezitierte still und ergriffen von der Größe des

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