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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Reiß dich zusammen! Selbstmitleid brachte sie nicht weiter.
    Als sie die Adresse endlich gefunden hatte, zweifelte sie daran, dass hier ein einflussreicher Kirchenorden seine Verwaltung haben sollte. Die Angaben im Internet zur Deutzer Verwaltung waren zwar spärlich gewesen, aber der graue Betonklotz wirkte nicht nur unscheinbar, sondern auch hässlich. Gleich mehrere Firmen hatten hier Büroräume angemietet, und es waren wohl nicht die namhaftesten. Eliana kannte keine von ihnen. Bescheidenheit, so sagten die Legionen von sich selbst, war ihr oberstes Gebot. Eliana überlegte, ob sich dahinter nicht kalkulierte Unauffälligkeit verbarg. Lukas Einschätzung hatte ein wenig bescheidenes Bild des Ordens gezeigt. Vielleicht wollten die Legionen einfach nicht ins Interesse der Öffentlichkeit geraten wie der katholische Geheimbund Opus Dei, über den immer mal wieder saftige Schlagzeilen geliefert wurden. Der Gründer des Ordens war nicht unumstritten. Er war im Verdacht gewesen, mehrere Kinder zu haben und das Keuschheitsgelübde gebrochen zu haben. Außerdem hatten sich einige junge Pater, die den Orden verlassen hatten, in dem Sinne geäußert, als dass sie von ihm sexuell belästigt worden wären. Der Papst hatte auf die Vorwürfe reagiert, indem er dem Ordensgründer nahegelegt hatte, ein zurückgezogenes Leben im Gebet mit Gott zu führen. Ein paar Erzdiözesen hatten den Legionen Gottes zudem jegliche Aktivität verboten. Es gab Vorwürfe gegen die Legionen, die katholische Kirche mit einer fundamentalistischen Glaubensphilosophie zu unterwandern. In dem Artikel einer renommierten deutschen Zeitung wurden die Legionen bereits als Konkurrenz zu Opus Dei bezeichnet. Was Eliana herausgefunden hatte, rechtfertigte ihrer Meinung nach Misstrauen.
    Es war einfach in den Hausflur zu gelangen, Schellenknöpfe gab es genug – von Ärzten, Rechtsanwälten und Architektenbüros. Eliana drückte wahllos auf drei oder vier.
    Sie musste in die zweite Etage und klopfte dort an eine unscheinbare Tür. Eine junge Frau im mausgrauen Kostüm öffnete und bat Eliana in den Vorraum, von dem nur eine einzige Tür in einen anschließenden Raum führte. Sie war geschlossen. An einem Tisch, der wohl so etwas wie die Rezeption sein sollte, saß eine weitere Frau mittleren Alters mit konservativem Haarschnitt in Rock und Bluse. Neben dem Schreibtisch stand ein verstaubter Gummibaum, der die Trostlosigkeit des Ambiente unterstrich. Zwei einzelne Stühle standen an der Wand für Besucher bereit.
    „Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Eliana ging zu der Empfangssekretärin und zog die gefaltete Seite mit dem Blutbildbericht aus ihrer Jacke. Auf dem Weg hierher hatte sie sich einen geradezu halsbrecherisch dreisten Plan zurechtgelegt. Jetzt würde sich zeigen, ob ihre psychologischen Fähigkeiten wirklich gut genug waren, Menschen zu beeinflussen. Entschlossen knallte sie der erschrockenen Sekretärin das Papier auf den Tisch. „Ich komme von der Erzdiözese Köln. Wir hatten Ihnen die Überprüfung eines Blutbildes anvertraut, und nun ist die entsprechende Person, die überprüft werden sollte, verschwunden! Sie haben ein Problem. Ein vierfarbiges Wappen mit einem Schwert, um das sich eine mehrköpfige Schlange windet ... und Engelsschrift – was können Sie mir dazu sagen?“
    Die Reaktion der Frau zeigte Eliana, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sie stammelte verunsichert. „Entschuldigen Sie, ich darf keine Auskunft erteilen. Sie müssen warten, bis Pater Pascal wieder hier ist. Er ist in Rom auf einem Seminar an der päpstlichen Universität, aber in zwei Wochen wieder zu sprechen.“
    Eliana bemühte sich um einen autoritären Blick. Sie musste noch mehr Druck ausüben. „Ich bin Beauftragte der Erzdiözese und berechtigt, dieser Niederlassung sofort jegliche Unterstützung des Erzbischofs zu entziehen, wenn Sie mir keine befriedigende Antwort liefern können.“
    Unschlüssig sah die Sekretärin hinüber zu der jungen Frau, die Eliana die Tür geöffnet hatte. Sie sah zu Boden, als ginge sie das alles nichts an. Von ihr hatte sie keine Unterstützung zu erwarten. „Sprechen Sie doch bitte mit Pater Pascal, wenn er wieder zurück ist. Er wird Ihnen sicher gerne Ihre Fragen beantworten.“
    Eliana ließ nicht locker. Sie spürte, dass sie die Sekretärin verunsichern konnte, und dass sie irgendetwas wusste. „Sie wissen, dass der Orden sich einen weiteren Skandal nicht erlauben kann.“ Hoffentlich kam die arme Frau nicht auf den

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