Der 18 Schluessel
entgegen gelaufen, als sie Eliana entdeckte.
„Christine ... wie schön, dass du Pater Pascal noch kennenlernst. Er ist unser Beichtvater und hat den Brief einer Familie gebracht, die um Hilfe für ihre Tochter gebeten hat.“ Sie schob Eliana, als wäre sie ihr persönliches Mündel, in Richtung des Paters, der sie freundlich jedoch wenig interessiert ansah. „Christine ... ein schöner Name ... nach unserem geliebten Herrn.“
„Christine ist berufen, eine Gott befohlene Frau zu werden“, gab Felice ihm überzeugt zu verstehen.
Der Pater zeigte sich von Felice Worten nicht beeindruckt. Ganz im Gegenteil schien er nervös und mit seinen Gedanken woanders. „Wie schön, Christine. Wir brauchen Frauen wie dich, gute und gottesfürchtige junge Frauen.“ Schon wandte er sich wieder Felice zu. „Bitte kümmere dich um die Familie, Schwester Felice.“ Er wies auf einen Brief, den Felice in der Hand hielt. Ohne eine Antwort abzuwarten oder Eliana noch einmal anzusehen, verabschiedete Pater Pascal sich und ging dann schnell davon. Sein Verhalten irritierte Eliana.
„Siehst du, auch Pater Pascal hat es gesehen ... ich sage doch, ich irre mich nie!“ Felice schien das Verhalten des Paters weniger skeptisch zu betrachten als sie selbst und zog Eliana hinter sich her ins Haus. „Die Anderen sind schon neugierig auf dich, und wir wollen vor dem Abendessen noch einen Dokumentarfilm über unsere Missionen in Lateinamerika anschauen.“
Eliana konnte sich nichts vorstellen, wozu sie weniger Lust gehabt hätte – außer vielleicht mit Chris zu schlafen! Zu allem Überfluss hatte der Fernseher seine besten Zeiten in den siebziger Jahren erlebt ... auf jeden Fall vor den Zeiten von Stereo und Co. ... von Dolby Suround trennten ihn in etwa so viele Jahre, wie die moderne Welt vom Urknall. Sie richtete sich auf einen sehr langen und sehr langweiligen Abend im finstersten Mittelalter ein.
Der Abend gestaltete sich jedoch nicht so langweilig, wie Eliana befürchtet hatte. Mary machte sich immer wieder über die Talentlosigkeit des Dokumentarfilmers lustig, dessen leiernde Stimme eher zum Schlafen, denn zum Zuhören einlud. „Fast wie Bruder Adelmo, wenn er einen Vortrag hält!“
Felice unterband Marys, wie sie meinte, lästerliche Bemerkungen, was Eliana übertrieben fand. Trotzdem unterdrückte sie ihren Wunsch, sich für Mary einzusetzen, denn sie wollte ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Nach und nach gesellten sich die anderen Bewohnerinnen des Hauses zu ihnen, trugen vielarmige Kerzenleuchter herbei und entzündeten Kerzen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kam so etwas wie eine gemütliche Stimmung auf. Eliana fehlten Chips, Salzstangen und ein Glas Wein. Felice und die anderen aßen, wie sie selbst erzählten, nur dreimal am Tag zu den Mahlzeiten aufgrund ihres Armutsgelübdes. „Man soll nicht prassen und im Überfluss schwelgen“, erklärten sie Eliana, deren Magen bereits lautstark gegen den Hunger protestierte.
Als das Essen endlich aufgetragen wurde, hätte Eliana auch trockenes Brot gegessen. Die strenge Reglementierung und Disziplin, in der diese Frauen lebten, war ihr unbegreiflich. Felice sprach vor dem Abendessen sogar ein noch längeres Dankgebet als in der Mensa. Eliana faltete die Hände und murmelte mit den anderen mit.
Catalina und Sandrine hatten gekocht. Erleichtert stelle Eliana fest, dass es ein ganz normales Essen gab - Risotto mit Meeresfrüchten anstatt Brot und Wasser. Sie wagte jedoch nicht, nach einer zweiten Portion zu fragen, weil keine der Frauen einen Nachschlag nahm.
Nach dem Abendessen bot Eliana sich an, beim Abwasch zu helfen – natürlich gab es im Haus keine Geschirrspülmaschine. Das hätte, wie Sandrine ihr erklärte, das Armutsgelübde der Gott befohlenen Frauen gebrochen. Deshalb mussten alle anderen auch mit der Hand abwaschen. Die Frauen des Apostolatheims, die Eliana erst am heutigen Abend kennengelernt hatte, fragten sie aus, während sie Teller und Besteck schrubbte - eine wollte wissen, wo sie studiert hatte, eine andere, wo ihre Eltern wohnten, wieder eine andere versuchte auf Umwegen herauszufinden, wie gefestigt ihr Glaube war. „Wann hast du den Ruf Gottes vernommen? Willst du dich entscheiden, hier zu bleiben und in den Dienst Gottes zu treten?“ Es war eine freundliche Neugierde, die harmlos schien, hinter der Eliana jedoch glühenden Fanatismus vermutete.
Eliana antwortete so gut es ging auf die Fragen und wunderte sich, dass Felice sich aufs
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