Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
Vom Netzwerk:
versichert zu haben.
    Nach einer gefühlten halben Ewigkeit gab der unfreundliche Beamte Eliana überheblich zu verstehen, dass sie gehen könnte, sich aber trotzdem bereithalten solle, falls es noch Fragen gäbe.
    „Was für Fragen?“, gab sie ihm verärgert zu verstehen. „Giulia Di Lauri und ich haben uns um einige Tage ihrer Lebenszeit verpasst und vorher in verschiedenen Ländern gelebt!“
    Er schnauzte sie auf Italienisch an. Eliana machte, dass sie wegkam, bevor er sie zurückrief. Sie hatte andere Sorgen als einen italienischen Polizeibeamten mit langsam arbeitendem Verstand. Eigentlich hatte sie den Nachmittag noch in der Universitätsbibliothek vorbeigehen und alte Bücherlisten durchstöbern wollen – wo, als in der Bibliothek einer päpstlichen Universität konnte sie auf Hinweis auf das Buch Raziel hoffen – doch die Befragung hatte so viel Zeit in Anspruch genommen, dass Chris ausrasten würde, wenn sie noch länger fortblieb.
     
    Chris war wie meistens übler Laune und fragte sie über Felice aus, während ihn der Vorfall mit der italienischen Polizei kaum interessierte. Wie erwartet, war er nicht begeistert davon, dass Eliana sich mit Felice und den anderen im Apostolatsheim traf und so seinem kontrollierenden Blick entkam. Seine Bevormundung ging ihr einfach zu weit. „Chris, ich weiß selbst so gut wie nichts von ihnen und dem Apostolatsheim! Aber ich muss jetzt los, wenn ich etwas herausfinden will. Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß, und ich bleibe ja nicht die ganze Nacht. Ich meine ... bitte. Sie wollen zu Abend Essen und dann gemeinsam beten und aus der Bibel lesen. Das hört sich nicht gerade gefährlich an, oder?“
    In soldatischer Manier durchmaß Chris ihr Hotelzimmer. Was hatte dieser Mann bloß für ein Problem? Ohne diesen Bürstenhaarschnitt und sein American Soldier Getue hätte er gut aussehen können. Aber vielleicht resultierte ihre Abneigung einfach aus der Tatsache, dass er das Dominanzverhalten eines territorialen Löwen an den Tag legte. Es gab Menschen, die taten zwar das Richtige, aber trotzdem konnte niemand sie leiden, weil die gesellschaftliche Moralvorstellung ein anderes Verhalten erwartete.
    „Ich bringe dich dahin und warte irgendwo auf dich.“
    „Bist du vollkommen verrückt?“, schnappte Eliana aufgebracht. „Ein Mann bringt mich zu ihnen ... mich ... die nach Keuschheit und Hingabe an Gott Suchende? Ich habe ihnen nichts von dir erzählt.“ Sie sah Chris von oben bis unten an. „Du siehst nicht gerade aus wie jemand, der einem katholischen Orden angehört oder das Gelübde der Keuschheit abgelegt hat.“
    Unvermittelt entspannte er sich und grinste. Er schien ihre Worte für ein Kompliment zu halten. „Was du nicht sagst. Möchtest du es herausfinden?“
    Er besaß das Einfühlungsvermögen eines Holzklotzes. Eliana vermisste Danyals gutmütige Unbedarftheit. „Nein!“ Schroff, und wie sie hoffte laut genug, raunzte sie ihn an. Ihre Beziehungen zu Männern hatten zu oft in einer Katastrophe geendet. Zuerst Lukas, der durchdrehte und ermordet wurde und dann Danyal, der sozusagen aus ihrem Bett entführt worden war. Ja, ihre Mutter hatte recht – sie hatte einfach nicht den richtigen Griff bei Männern und zudem genug andere Probleme. Seine Libido sollte Chris gefälligst woanders ausleben.
    Chris schüttelte den Kopf angesichts ihrer Kratzbürstigkeit und zuckte dann die Schultern. „Schon gut. Mann, du bist einfach zu verkrampft.“
    Sie hätte ihm gerne ihre Faust in sein selbstgefälliges Gesicht geschlagen – wenn sie groß genug gewesen wäre, sein Kinn zu erreichen. „Ich habe gerade eine harte Zeit, schon vergessen?“
    Er ging zu ihrer Bar und goss sich ein Glas Whiskey ein. Eliana fand, dass Chris zu viel und zu oft Alkohol trank. „Schon gut! Wir suchen den Engel.“
    Chris war schwer zu durchschauen. „Ist dir das alles eigentlich ernst, Chris? Ich meine, warum tust du das, wenn es dir ohnehin egal ist.“
    Er verzog säuerlich die Mundwinkel und trank das Glas in einem Zug leer. „Wie kommst du darauf, dass es mir egal wäre? Es ist nur so, dass ich zwischendurch auch mal an etwas anderes denke.“
    Weshalb regte sie sich eigentlich auf. Vielleicht war sie wirklich ungerecht. Von Satanael hatte sie Chris nichts erzählt und auch nicht davon, dass sie mit Danyal im Bett gelandet und durch ein imaginäres Band verbunden war. Trotzdem - irgendetwas an Chris ließ Elianas Warnsystem schrillen, obwohl sie nicht klar hätte sagen

Weitere Kostenlose Bücher