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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Apokalypse. Sie hat uns daran erinnert, wie verführbar und schwach der Mensch ist.“ Felice klappte mit einem lauten Knall die Bibel zu und legte sie zurück in die Schublade. „Wir sollten uns jetzt von Christine verabschieden. Es ist Zeit, schlafen zu gehen.“
    Wie erwartet, widersprach niemand. Eliana stand mit hochrotem Kopf vom Tisch auf.Sie hatte sich soeben selbst jeder Chance beraubt, Felice Vertrauen zu gewinnen. Schlimmer hätte es gar nicht kommen können. Eliana verbarg ihre Resignation und stand auf. Müde und ausgelaugt verabschiedete sie sich von den anderen, während Felice sie noch zur Tür brachte. „Gute Nacht“, murmelte sie Felice zu, dann machte sie sich auf den Rückweg zum Hotel.
    Die Lichter der Autos, die vorüberfuhren, schienen ihr unangenehm grell nach dem Abend im Kerzenlicht. Roms Straßen waren immer verstopft, sogar jetzt, wo es bereits auf Mitternacht zuging. Die Luft war dick von Smog, und das Gehupe machte sie wahnsinnig. Eliana trat mit dem Fuß einen kleinen Stein vor sich her und fluchte dabei leise vor sich hin. Alles verspielt – und sie war davon überzeugt, so nah dran gewesen zu sein. Pater Pascal hatte etwas mit Danyals Verschwinden zu tun ... und Felice wusste auch Bescheid! Wie sollte sie Danyal finden ... die Suche nach ihm glich einer Nadel im Heuhaufen. Sie hatte noch immer keine Ahnung, wo er war und weshalb er verschwunden war – oder wer dieser Ordenspriester war, der sie in Köln verfolgt hatte. Der Weg zurück zum Hotel kam ihr unendlich lang vor.
    Chris wartete zu allem Überfluss in der Lobby auf sie. Er trug schwarze Jeans und T-Shirt und schien noch nicht geschlafen zu haben. Im Gegenteil – schien er nervös. „Wie ist es gelaufen ... hast du etwas herausfinden können bei den frommen Schwestern?“
    „Fast ...“, murmelte sie ausweichend und wollte in ihrem Zimmer verschwinden, sobald sie die Tür geöffnet hatte.
    Chris hielt sie am Arm fest. Sein Griff war hart und unnachgiebig. Eliana sah ihn unwillig an. Es war wirklich spät. Konnte er sie nicht wenigstens heute in Ruhe lassen!
    „Irgendwie wirst du es schaffen, Eliana. Ich verlasse mich darauf. Der Großmeister des Zirkels erwartet, dass wir ihn finden - bald. Immerhin bezahlen sie das Hotel und alles andere und haben dir sogar eine neue Identität besorgt.“
    „Sicher ... morgen werde ich mehr wissen“, log sie, nur damit er sie endlich in Ruhe ließ. Langsam wurde ihr Chris unheimlich mit seiner Drängelei. Und sie mochte ihm die Wahrheit nicht sagen. Felice war der Schlüssel zu den Antworten, die sie brauchte, und in Felice Augen war sie gestorben.
    In ihrem Zimmer ließ sie sich auf ihr Bett fallen und vergrub ihr Gesicht im Kopfkissen. Sie konnte nicht mehr ... sie war müde und vollkommen ausgelaugt. Irgendwie hatte sie das Gefühl nah an etwas Großes geraten zu sein, das sie nicht verstand. Eliana quälte sich vom Bett hoch, um sich ein Glas Bourbon aus der Minibar auf Rechnung des Golden Dawn zu gönnen. Der ungewohnt starke Alkohol brannte in ihrer Kehle, aber er vertrieb zumindest für eine Weile die gefährliche Leere, die sich, seit sie mit Danyal geschlafen hatte, in ihr breitzumachen drohte. Einfach die Vergangenheit ausradieren und auf einem blütenweißen Blatt neu anfangen ... das wäre was.
    Lustlos zog sie die Schublade ihres Nachttisches auf und stöhnte, als sie das in schwarzes Kunstleder gebundene Buch entdeckte. War sie noch nicht einmal in einem Hotel sicher? Sie wusste, dass ihre Gedanken Unsinn waren. In fast jedem Hotelzimmer der christlich geprägten Welt lag eine Bibel. Sie nahm sie heraus und ließ die verstaubten Seiten zwischen ihren Fingern blättern. Seufzend schlug sie die Offenbarung des Johannes auf. Die Bibel war in Englisch verfasst; Eliana hatte keine Ausrede, sie zur Seite zu legen, obwohl sie müde war. Also gut! Was hatte Lukas ihr sagen wollen? Die Offenbarung steckte voller verschlüsselter Bilder. Zuerst kamen die vier Reiter als Verkünder der Apokalypse, dann wurden die sieben Siegel geöffnet, danach folgten die sieben Posaunen ... und immer wieder waren Engel im Spiel. Eliana blätterte weiter ... und blieb an einer Stelle hängen, die ihr bekannt vorkam. Die Schalen des Zorns! Pater Pascal hatte davon gesprochen. Sie überflog die Textstellen. Es handelte sich hierbei um sieben endzeitliche Plagen. Geschwüre für diejenigen, die mit dem Zeichen des Tieres versehen waren, Meerwasser, das zu Blut wird, danach die Quellen und Flüsse

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