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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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sein Leben einen Schluss, der Schluss war folgerichtig. Er hatte Irma wieder gesehen, er war nicht schuld an ihrem Tod, wenn auch nicht verantwortlich dafür, dass sie überlebt hatte. Er würde jetzt dafür sorgen, dass sie weiterlebte.
    Im Flur Gelächter. Ein Junge kam in die Küche. Er sah erstaunt auf den Mann, der mit seiner Mutter in der Küche saß.
    Werdin betrachtete den Jungen. Es war unmöglich, die Ähnlichkeit zu übersehen.
    »Das ist Josef«, sagte Irma.
    »Guten Tag, Josef«, sagte Werdin steif.
    Josef guckte ihn kurz an und setzte sich dazu.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Werdin. Er wollte verhindern, dass die SS ihm ins Haus folgte. Es würde alle gefährden. Sie würden Irma ohnehin verhören, wenn sie ihn hatten. Das konnte er nicht verhindern. Er gab Josef die Hand und schaute ihm in die Augen. Dann drehte er sich weg, damit Irma und Josef seine Tränen nicht sahen. Irma nahm ihn in den Arm. Mit ihrem Taschentuch wischte sie ihm die Tränen aus den Augen. »Ich liebe dich, Knut«, sagte sie leise. »Ich werde dich immer lieben. Aber ich komme nicht mit dir. Ich darf meinen Mann nicht verlassen. Er hat mich gerettet.« Sie fühlte durch sein Jackett den Griff der Walther P 38 und erschrak. »Sie sind hinter dir her«, sagte sie ruhig.
    »Ja.«
    »Wissen sie, dass du bei mir bist.«
    »Ja.«
    »Sei vorsichtig«, sagte sie. »Geh hinten raus. Da kannst du durch die Gärten fliehen.«
    »Dazu ist es zu spät. Sie haben bestimmt das Viertel abgesperrt. Ich werde vorne hinausgehen. Es ist in Ordnung so.« Er ging zur Haustür, drehte sich noch einmal um, schaute sie an und schloss die Tür von außen. Er näherte sich der Baustelle. Dann sah er sie. Sie waren zu dritt und als Straßenarbeiter verkleidet. Er musste über sich lachen. Er war auf einen dummen Trick hereingefallen. Hinter den drei Straßenarbeitern näherten sich zwei in feldgrauer Uniform. Werdin erkannte Gottlieb und Krause. Er drehte sich kurz um. Hinter ihm Uniformierte, Polizei und SS, vielleicht dreihundert Meter entfernt. Gewiss warteten in den Gärten der anliegenden Häuser Bewaffnete auf einen Fluchtversuch. Die Straßenarbeiter hielten an, Krause und Gottlieb gingen auf ihn zu, beide trugen Pistolen in der Hand. Krause rief: »Werdin, geben Sie auf! Sie haben keine Chance!« Krause hob seine Pistole und zielte auf Werdin. Werdin blieb stehen und wartete. Als sie auf etwa dreißig Meter heran waren, ließ er sich fallen. Im Fallen zog er seine Walther, spannte den Hahn und schoss drei Mal. Er sah Krauses Gesicht. Es zeigte Überraschung, dann Entsetzen. In der Mitte der Stirn ein kleines Loch, auf seiner linken Brustseite rote Flecken. Mit einem Grunzen sank Krause zu Boden. Bevor er lag, fiel seine Pistole auf die Straße. Ein Schuss. Werdin spürte einen Schlag gegen die Schulter. Gottlieb hatte ihn getroffen. Werdin sah seine Waffe über die Straße schliddern. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
    ***
    »Hauptsache, wir haben ihn lebend«, sagte Schellenberg.
    »Er wird durchkommen«, sagte Gottlieb. »Die Ärzte haben es mir versichert.«
    »Wenn er gesund ist, werden wir ihn ausquetschen wie eine Zitrone. Er wird uns alles sagen, alles. Und dann werden wir wissen, was die Amerikaner wollten. Wollten sie wirklich Himmler töten? Mir sind Zweifel gekommen. Was treibt Werdin nach Friedrichsfelde, wo doch Himmler hier ist, auf der Wewelsburg?«
    »Er wird es uns verraten. Im Verraten ist er ja ganz groß«, erwiderte Gottlieb.
    Gottlieb hatte Schellenberg von Berlin aus angerufen, und der befahl ihn zur Wewelsburg. Noch in der Nacht hatte ein Flugzeug Gottlieb nach Paderborn gebracht. Auf dem Flugplatz sah er eine viermotorige Passagiermaschine mit Sowjetstern, einige Männer stiegen die Treppe hoch. »Das ist Berija, der Staatssicherheitsminister«, sagte der redselige Fahrer, der ihn in rasender Fahrt zur Wewelsburg brachte.
    »Er fliegt zurück nach Moskau. Ist bester Laune, der Herr Minister.«
    Gleich nach seiner Ankunft auf der Burg berichtete Gottlieb Schellenberg und Himmler stichwortartig, was vorgefallen war.
    »Die Details besprechen Sie morgen mit Schellenberg«, sagte Himmler zu Gottlieb. »Und ich bekomme bis Ende der Woche einen umfassenden Bericht!«
    »Jawohl, Reichsführer!«, sagte Gottlieb. Er wunderte sich, die Trauer über Krauses Tod hielt sich in Grenzen.
    In der Nacht schlief er schlecht. Er hatte auf Werdin geschossen, ohne zu zielen. Selbst wenn er gezielt hätte, er wüsste nicht, ob er ihn getroffen

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