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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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musste sich etwas einfallen lassen. Was sollte sie mit dem Baby machen? Sie wusste nur eins: Sie konnte es nicht einfach sterben lassen. Den ganzen Nachmittag hatte sie die Berichte in den Nachrichten verfolgt. Alle Welt war hinter ihr her. Sie sprachen von einem kaltblütigen Mörder. Nannten sie eine Bestie. Aber sie konnte doch keine solche Bestie sein, oder? Sie hatte schließlich das Baby gerettet.
    »Du findest nicht, dass ich eine kaltblütige Bestie bin, nicht wahr, Caitlin?«, rief sie dem weinenden Kind zu.
    Michelle hielt den Kopf ins Waschbecken und kippte sich eine ganze Flasche Red-Sunset-Haarfarbe darüber, die sie in ihre kurz geschorenen Haare einmassierte.
    Wendy, das Kindermädchen, war verschwunden.
    Malcolm würde jeden Moment kommen. Sie hatten ausgemacht, dass sie sich erst wieder treffen würden, wenn sie sicher wären, dass niemand ihr gefolgt war. Aber sie brauchte ihn. Gerade jetzt, wo sie bewiesen hatte, was in ihr steckte.
    Sie hörte, wie jemand an der Haustür rüttelte. Michelles Herz machte einen Satz.
    Was, wenn sie doch nicht vorsichtig genug gewesen war?
    Wenn jemand beobachtet hatte, wie sie mit dem Kind ins Haus gegangen war? Wenn sie in diesem Moment die Tür eintraten!?
    Und dann kam Malcolm herein. »Du hast gedacht, es sind die Bullen, wie? Ich hab dir doch
gesagt
, die sind zu blöd!«, begrüßte er sie. Michelle lief auf ihn zu und sprang in seine Arme.
    »O Mal, wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!« Sie küsste ihn ungefähr hundertmal auf die Wangen und auf den Mund. »Ich hab alles richtig gemacht, nicht wahr?«, fragte sie. »Ich meine, weil sie im Fernsehen sagen, wer das getan hat, war eine Bestie.«
    »Ich habe dir doch gesagt, du musst stark sein, Michelle.« Mal strich ihr übers Haar. »Die beim Fernsehen sind doch alle gekauft, die sind auch nicht besser als all die anderen. Aber sag mal... du siehst ja so anders aus.«
    Plötzlich ertönte ein Schrei aus dem Schlafzimmer. Mal riss eine Pistole aus dem Gürtel. »Scheiße, was war das?«
    Sie folgte ihm auf dem Fuß, als er ins Schlafzimmer stürmte. Entsetzt starrte er auf Caitlin herab.
    »Mal, wir können sie doch hier behalten, wenigstens für ein Weilchen. Ich kümmere mich um sie. Sie hat doch nichts getan.«
    »Du blöde Kuh«, sagte er und stieß sie aufs Bett. »Jeder Polizist in der Stadt wird nach diesem Kind suchen.«
    Da war es wieder, das Pfeifen in ihren Bronchien, wie jedes Mal, wenn Mals Stimme diesen harten Ton annahm. Sofort begann sie in ihrer Handtasche nach dem Inhalator zu kramen. Da bewahrte sie ihn immer auf. Ohne ihn ging sie nirgendwohin. Gestern Abend hatte sie ihn doch noch gehabt.
Wo war nur das verdammte Ding?
    »Ich kann mich um sie kümmern, Malcolm«, sagte Michelle noch einmal. »Sie hat mir nun mal Leid getan; ich habe gedacht, du würdest das verstehen...«
    Malcolm packte sie und stieß sie mit dem Gesicht vor das Baby. »Na klar – und was
du
verstehen musst, ist das hier:
Mor-gen früh
ist dieses Kind verschwunden. Du sorgst dafür, dass es aufhört, so rumzuplärren. Steck ihm die Titten in den Mund, leg ihm ein Kissen aufs Gesicht, scheißegal. Morgen früh ist das Baby verschwunden.«
16
    Charles Danko hielt nichts von unnötigen Risiken. Aber er war ebenso felsenfest davon überzeugt, dass jeder Soldat ersetzbar war, und das galt auch für ihn selbst. Er hatte unentwegt gepredigt:
Es wird immer neue Soldaten geben
.
    Und so rief er von einem Münzfernsprecher aus im Mission District an. Sollte der Anruf abgehört werden, sollte er zurückverfolgt werden, dann war es eben so.
    Es läutete mehrmals, ehe jemand in der Wohnung abhob. Er erkannte die Stimme von Michelle, dem wunderbar kaltherzigen Kindermädchen. Was für eine Show sie abgezogen hatte!
    »Ich bin stolz auf dich, Michelle. Bitte sag jetzt nichts. Gib mir einfach nur Malcolm. Aber du sollst wissen, dass du eine Heldin bist.«
    Michelle legte den Hörer hin, und Danko musste ein Lachen unterdrücken, als er daran dachte, wie brav sie seine Anweisungen befolgten.
    Es war einfach köstlich, und es verriet so viel über die menschliche Natur. Es konnte vielleicht sogar Hitlers Propagandaerfolge erklären. Das waren ja keine dummen Leute, die meisten hatten sogar einen College-Abschluss, aber kaum einer von ihnen stellte je seine Anordnungen in Frage.
    »Hallo, ich bin's.«
    Er hörte Malcolms mürrische Stimme. Dieser Knabe war brillant, aber er war ein echter Killer, wahrscheinlich ein Psychopath;

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