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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Haushaltshilfen mit Namen »Liebe Nanny!«.
    »Wir haben gleich angerufen, nachdem wir gehört hatten, was passiert war«, erklärte mir Linda Cliborne, die einen pinkfarbenen Kaschmirpulli trug. »Wir haben Wendy Raymore diesen Job vermittelt.«
    »Wir hatten den Eindruck, dass sie genau die Richtige dafür war«, warf ihre Partnerin Judith Hertan ein. Judith zog eine gelbe Mappe aus der Tasche und schob sie über den Tisch. Sie enthielt ein ausgefülltes Bewerbungsformular der Agentur, einige Empfehlungsschreiben sowie einen Studentenausweis der University of California in Berkeley mit Foto.
    »Die Lightowers waren ganz begeistert von ihr«, sagte Linda.
    Ich betrachtete das laminierte Passfoto von Wendy Raymore. Sie hatte blondes Haar, hohe Wangenknochen und ein Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erstrahlen ließ. Ich rief mir das Bild von den Sekunden vor der Explosion ins Gedächtnis zurück: Die junge Frau mit der Latzhose, die vom Tatort fortgeeilt war. Möglich, dass sie es gewesen war.
    »Wir überprüfen alle unsere Mädchen sehr sorgfältig. Wendy schien ein richtiges Goldstück zu sein. Attraktiv, immer fröhlich, eine rundum sympathische junge Frau.«
    »Und die Lightowers haben gesagt, ihr kleines Baby hätte sie gleich ins Herz geschlossen«, fügte ihre Partnerin hinzu. »Wir fragen immer nach.«
    »Und diese Empfehlungsschreiben... haben Sie die auch überprüft?«
    Judith Hertan zögerte. »Mag sein, dass wir nicht allen Angaben im Einzelnen nachgegangen sind. Ich habe aber an der Uni nachgefragt, um mich zu vergewissern, dass ihr Ruf untadelig ist. Ihr Studentenausweis lag uns natürlich vor.«
    Ich las die Adresse: 17 Pelican Drive. Auf der anderen Seite der Bucht, in Berkeley.
    »Ich glaube, sie hat gesagt, dass sie nicht auf dem Campus wohnt«, sagte Linda Cliborne. »Wir haben ihr die Bestätigung an eine Postfachadresse geschickt.«
    Ich ging mit Cappy und Jacobi hinaus. »Ich alarmiere die Kollegen in Berkeley. Und Tracchio.«
    »Wie wollen Sie an die Sache rangehen?« Cappy sah mich fragend an. Was er meinte, war:
Welche Mittel dürfen wir einsetzen, um sie zu schnappen?
    Ich starrte das Foto an.
    »Mit allem, was wir haben«, sagte ich.
20
    Vierzig Minuten später standen wir an der Straßenecke schräg gegenüber von Nr. 17 Pelican Drive in Berkeley. Es war ein heruntergekommener Altbau mit blauem Anstrich in einer Reihe ähnlicher Häuser, etliche Blocks vom Campus entfernt. Zwei Streifenwagen hatten die Straße bereits abgesperrt. Ein Van des Sondereinsatzkommandos SWAT parkte daneben. Ich hatte keine Ahnung, was uns erwartete, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Wir trugen alle kugelsichere Westen unter unseren Polizeijacken. Es war elf Uhr fünfundvierzig. Die Kollegen vom Revier Berkeley hatten das Haus observiert. Sie teilten uns mit, dass niemand es verlassen habe; allerdings sei vor dreißig Minuten eine junge Schwarze mit einer Cal-Berkeley-Tasche hineingegangen.
    »Kommt, suchen wir das verschwundene Baby«, sagte ich zu den Männern.
    Jacobi, Cappy und ich schlichen uns im Schutz der am Straßenrand parkenden Autos an das Haus heran. Hinter den Fenstern schien sich nichts zu rühren. Wir wussten, dass uns da drin eine Sprengfalle erwarten konnte.
    Die zwei Inspectors rückten lautlos zu den Eingangsstufen vor. Im Hintergrund wartete ein Mann vom SWAT-Team mit einer Ramme, für den Fall, dass wir die Tür aufbrechen müssten. Es herrschte eine unheimliche Stille.
    Dann gab ich das Zeichen.
Gehen wir rein
.
    »Aufmachen! Polizei San Francisco!« Cappy hämmerte mit aller Kraft an die Tür.
    Ich hielt den Blick starr auf das Fenster neben dem Eingang gerichtet und versuchte auszumachen, ob sich drinnen etwas rührte. Diese Leute hatten schon einmal eine Bombe gezündet. Ich war mir sicher, dass sie nicht zögern würden, das Feuer auf uns zu eröffnen. Aber es tat sich nichts.
    Plötzlich hörte ich auf der anderen Seite Schritte, die sich der Tür näherten; dann das Geräusch eines Schlosses, das aufgesperrt wurde. Als die Tür sich öffnete, richteten wir unsere Waffen auf die Person, die jeden Moment dahinter auftauchen musste.
    Es war eine junge Schwarze mit einem Cal-Berkeley-T-Shirt – dieselbe Frau, die unsere Kollegen von Berkeley zuvor hatten hineingehen sehen. Als sie das Einsatzteam erblickte, schrie sie erschrocken auf.
    »Wendy Raymore?«, blaffte Cappy sie an und zerrte sie über die Schwelle.
    Das Mädchen war so geschockt, dass es keinen Ton herausbrachte. Cappy

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