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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ein ziemliches Dummerchen, weißt du das?«
    »Es gab einen Moment, da war ich mir nicht sicher, ob ich da noch mal lebend rauskommen würde, Claire. Es war alles voller Rauch. Er war überall – in meinen Augen, in meinen Lun gen. Ich konnte überhaupt nichts mehr sehen. Ich hab nur den kleinen Jungen festgehalten und gebetet.«
    »Du hast das himmlische Licht gesehen, und es hat dir den Weg gewiesen?« Claire lächelte.
    »Nein. Es war nur der Gedanke, für wie blöd ihr mich alle halten würdet, wenn ich mich dort in dem Haus hätte rösten lassen wie ein Spanferkel.«
    »Das hätte unseren Margarita-Abenden schon einen gewissen Dämpfer aufgesetzt«, meinte sie nickend.
    »Habe ich dir schon mal gesagt« – ich hob den Kopf und lächelte verschmitzt –, »dass du ein ausgeprägtes Talent hast, einen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen?«
    Die sterblichen Überreste der Lightowers lagen Seite an Seite auf zwei Rollbahren. Selbst an Weihnachten ist die Leichenhalle ein einsamer Ort, aber an diesem Sonntagnachmittag – sämtliche Mitarbeiter waren bereits nach Hause gegangen; die antiseptischen Wände waren mit drastischen Autopsiefotos und medizinischen Warnhinweisen gepflastert; ein widerlicher Geruch hing in der Luft – schien er mir trostloser als je zuvor.
    Ich ging auf die Leichen zu.
    »Also, du hast mich hergerufen«, sagte ich. »Was wolltest du mir zeigen?«
    »Ich hab dich hergerufen«, antwortete sie, »weil ich mir dachte, dass du mal kräftig geknuddelt gehörst.«
    »Das kann ich allerdings gut gebrauchen«, sagte ich. »Aber eine sensationelle medizinische Enthüllung wäre auch nicht übel.«
    Claire ging zu einem Tisch und begann ihre Latexhandschuhe abzustreifen. »Eine sensationelle medizinische Enthüllung?« Sie verdrehte die Augen. »Was erwartest du denn von mir, Lindsay? Diese drei Menschen wurden in die Luft gejagt, das ist alles.«
13
    Eine Stunde später gaben Tracchio und ich auf der Vortreppe des Justizpalasts eine angespannte, höchst emotionsgeladene Pressekonferenz. Cindy war ebenfalls erschienen, und mit ihr die halbe Reporterschaft der Stadt.
    Im Büro hatte Jacobi unterdessen den Namen auf dem Foto, August Spies, mit der CCI-Datenbank und der FBI-Datei abgeglichen. Ergebnis: null. Keine Personen oder Gruppen dieses Namens. Cappy versuchte so viel wie möglich über das verschwundene Kindermädchen herauszubekommen. Wir hatten die Beschreibung, die Lightowers Schwester uns geliefert hatte, aber wir wussten nicht, wie wir sie finden sollten. Die Schwester hatte uns noch nicht einmal den Nachnamen des Mädchens sagen können.
    Ich zog die Gelben Seiten aus dem Regal und ließ den dicken Wälzer mit einem lauten Knall auf Cappys Schreibtisch fallen. »Hier, fangen Sie am besten mit K wie Kindermädchen an.«
    Es war kurz vor sechs am Sonntagnachmittag. Wir hatten ein Team in die Büroräume von X/L geschickt, aber alles, was wir erreichen konnten, war die Zusage eines Pressefuzzis der Firma, dass wir morgen früh um acht mit jemandem sprechen könnten. Sonntag ist schlicht ein Scheißtag, wenn man ein Verbrechen aufzuklären hat.
    Jacobi und Cappy klopften an meine Tür. »Wieso gehen Sie nicht heim?«, fragte Cappy. »Wir halten hier die Stellung.«
    »Ich wollte gerade Charlie Clapper anrufen.« Sein Spurensicherungsteam suchte immer noch den Tatort ab.
    »Wir meinen es ernst, Lindsay. Wir haben alles im Griff. Und außerdem siehst du wirklich zum Fürchten aus«, sagte Jacobi.
    Plötzlich wurde mir klar, wie total erschöpft ich war. Neun Stunden waren vergangen, seit das Haus in die Luft geflogen war. Ich hatte nach wie vor meine Joggingklamotten an und war über und über mit Dreck und Ruß verschmiert.
    »Ach, übrigens, Lieutenant.« Cappy drehte sich noch einmal um. »Wie ist denn der Abend mit Franklin Fratelli gelaufen? Ihr großes Date?«
    Da standen die beiden und grinsten sich einen ab wie zwei zu groß geratene Teenager. »Nichts ist gelaufen«, sagte ich. »Würden Sie mich das auch fragen, wenn Ihr Vorgesetzter ein Typ wäre?«
    »Na klar würde ich fragen«, antwortete Cappy. »Und wenn ich noch was hinzufügen darf – dafür, dass Sie meine Vorgesetzte sind« – der kräftige Detective warf seinen kahlen Kopf in den Nacken –, »sehen Sie verflucht gut aus in der Trikothose. Dieser Fratelli muss ein ziemlicher Trottel sein, wenn Sie mich fragen.«
    »Ist angekommen, danke.« Ich lächelte. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis ich endlich das Gefühl

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