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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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spürte, dass Picotte zögerte. Er würde vermutlich einen Kollegen ans Messer liefern, oder gar einen Freund.
    Ich hatte die Brücke überquert und bog in die Harrison Street ein. »Dekan Picotte, bitte... Ich brauche einen Namen! Es stehen Menschenleben auf dem Spiel!«
    »Stanzer«, sagte der Dekan schließlich. »Er sieht aus wie Jeffrey Stanzer. Ich bin mir fast sicher.«
    Ich zog einen Stift aus der Tasche und notierte mir hastig den Namen. Jeffrey Stanzer. Stanzer war Danko!
    Danko war August Spies. Und er war immer noch auf freiem Fuß.
    »Wo kann ich ihn finden?«, fragte ich. »Die Agenten des FBI sind schon auf dem College-Gelände. Wir brauchen sofort einen Adresse von Stanzer.«
    Picotte zögerte erneut. »Professor Stanzer ist ein angesehenes Mitglied unseres Lehrkörpers...«
    Ich bremste und fuhr rechts ran. »Sie müssen uns genaue Angaben zu Jeffrey Stanzers Aufenthaltsort liefern. Es handelt sich um Ermittlungen in einem Mordfall! Stanzer ist ein Mörder. Und er wird wieder töten.«
    Der Dekan atmete hörbar aus. »Sie sagten, Sie rufen aus San Francisco an?«
    »Ja.«
    Eine Pause. »Er ist dort bei Ihnen ... Jeffrey Stanzer ist einer der Redner beim G-8-Treffen. Ich glaube, der Vortrag ist für heute Abend angesetzt.«
    Um Himmels willen – Danko würde sie alle umbringen!
102
    Charles Danko stand im grellen Scheinwerferlicht vor dem Museumseingang, und jeder Nerv in seinem Körper vibrierte vor gespannter Erwartung. Heute war
sein
Tag. In wenigen Stunden würde er eine Berühmtheit sein, und mit ihm sein Bruder William.
    Alle, die ihn zu kennen glaubten, wären überrascht zu erfahren, dass er heute Abend hier in San Francisco auf der Rednerliste stand. Jeffrey Stanzer hatte über Jahre hinweg das zurückgezogene Leben eines Akademikers geführt und bewusst das Licht der Öffentlichkeit gemieden. Und den langen Arm des Gesetzes.
    Aber heute Abend würde er etwas viel Kühneres vollbringen, als einfach nur eine langweilige Rede zu halten. All die Theorien und Analysen waren in diesem Moment ohne Bedeutung. Heute Abend würde er die Geschichte umschreiben.
    Jeder Cop in San Francisco war hinter ihm her – hinter ihm, August Spies. Und der Witz war, dass sie ihn selbst hineinließen – durch den Vordereingang!
    Plötzlich durchzuckte es ihn eiskalt. Er presste die Aktentasche fest an seinen verknitterten Smoking. In der Tasche war seine Rede, eine Analyse der Auswirkungen von ausländischen Kapitalinvestitionen auf Arbeitsmärkte in der Dritten Welt. Sein Lebenswerk, hätte manch einer gesagt. Aber was wussten sie denn schon über ihn? Gar nichts wussten sie. Sie kannten noch nicht einmal seinen Namen.
    Weiter vorne durchsuchte Sicherheitspersonal in Smokings und Abendgarderobe die Taschen von Ökonomen und Botschaftergattinnen – jener Sorte aufgeblasener, selbstsüchtiger Funktionäre, wie sie stets in Scharen zu solchen Veranstaltungen pilgerten.
    Ich könnte sie alle umbringen
, dachte er.
Und warum auch nicht?
Sie waren gekommen, um die Welt unter sich aufzutei len, ihren ökonomischen Daumenabdruck auf jenen zu hinterlassen, die nicht mithalten konnten, die sich nicht einmal wehren konnten.
Blutsauger
, dachte er.
Hässliche, verabscheuungswürdige Kreaturen. Jeder Einzelne hier hat den Tod verdient Genau wie Lightower und Bengosian
.
    Die Schlange schob sich an einem Abguss von Rodins »Denker« vorbei. Erneut durchzuckte ihn ein nervöser Schauer. Dann endlich konnte Danko einer attraktiven Frau in schwarzem Abendkleid seine spezielle VIP-Einladung reichen. Vermutlich FBI. Sicher hatte sie unter ihrem Kleid eine Glock umgeschnallt.
Mannweiber
, dachte Danko.
    »Guten Abend, Sir«, sagte sie und strich seinen Namen in einer Liste durch. »Entschuldigen Sie bitte, dass wir Ihnen solche Umstände bereiten, Professor Stanzer, aber dürfte ich Sie vielleicht bitten, mir Ihre Tasche zu Sicherheitsüberprüfung zu geben.«
    »Natürlich. Es ist aber bloß meine Rede«, erwiderte Danko, während er ihr die Aktentasche reichte und dabei lächelte wie irgendein nervöser Akademiker. Er hob die Arme, als ein anderer Sicherheitsbediensteter einen Metalldetektor an seinem Körper entlangführte.
    Der Wachmann griff in Dankos Jackett und tastete nach einem Gegenstand. »Was ist das?«, fragte er. Danko zog einen kleinen Plastikbehälter hervor. Er war mit einem Apothekenetikett und einem auf ihn ausgestellten Rezept versehen. Dieser Behälter war Stephen Hardaways letztes Meisterwerk. Armer Stephen.

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