Der 3. Grad
langen Feuerstoß in Richtung des Einsatzteams ab. Gleich darauf knallte es zweimal kurz und trocken. Nur zweimal. Robert blieb abrupt stehen und wirbelte herum. Seine Miene drückte ungläubiges Erstaunen aus. Zwei leuchtend rote Flecke breiteten sich auf seiner Brust aus.
»Robert!«, schrie Julia. Mit dem Kolben ihres Gewehrs schlug sie die Scheibe ein und begann wild zu feuern. Dann wurde sie nach hinten geschleudert und rührte sich nicht mehr.
Plötzlich kam ein schwarzer Metallbehälter durch das Fenster geflogen. Gas trat aus. Dann der nächste Kanister. Eine Wolke von beißendem, bitterem Rauch hüllte sie ein und krallte sich in Michelles Lungen.
»Oh, Mal«, schrie sie. Sie sah ihn an. Er stand ruhig da, alle Furcht war aus seinem Gesicht gewichen.
In der Hand hielt er ein schnurloses Telefon.
»Ich gehe da nicht raus«, sagte er.
»Ich auch nicht.« Sie schüttelte den Kopf.
»Du bist wirklich ein tapferes kleines Mädchen.« Mal lächelte.
Sie sah ihm zu, wie er eine vierstellige Nummer eintippte. Eine Sekunde später hörte sie einen Klingelton. Er kam aus dem Koffer.
Dann ein zweites Läuten.
Ein drittes...
»Du weißt ja« – Mal atmete durch – »kein Saft, keine Kraft. Nicht wahr, Michelle?«
98
Als das Haus in die Luft flog, gingen wir hinter einem schwarzweißen Streifenwagen in Deckung, keine hundert Meter vom Explosionsort entfernt.
Grelle orangefarbene Stichflammen schossen aus den zersprungenen Fenstern, dann schien das ganze Haus sich vom Fundament abzuheben, während eine Feuerwolke durchs Dach schlug und alles in Stücke riss.
»Runter!«, schrie Molinari. »Alles auf den Boden!«
Die Druckwelle warf uns zurück. Ich riss Cindy, die direkt neben mir gestanden hatte, mit zu Boden und schirmte sie mit meinem Körper vor der Gewalt der Explosion und den umherfliegenden Trümmern ab.
Wir lagen reglos da, während ein glühend heißer Luftstoß über uns hinwegstrich. Hier und da ertönten Schreie: »Scheiße!« – »Ist dir was passiert?«
Langsam rappelten wir uns auf. »O Gott«, stöhnte Cindy.
Wo noch vor einer Sekunde ein mit weißen Schindeln verkleidetes Haus gestanden hatte, war jetzt nur Rauch, Feuer und ein Haufen Trümmer, umgeben von Mauerresten.
»Michelle«, stammelte Cindy. »Komm schon, Michelle.«
Wir sahen, wie ein Windstoß durch die Ruine fuhr und das Feuer erneut anfachte. Niemand kam heraus. Kein Mensch konnte eine solche Explosion überlebt haben.
Sirenengeheul setzte ein. Hektische Funksprüche gingen hin und her. Ich hörte Polizisten in ihre Walkie-Talkies schreien: »Schwere Explosion in der Seventh Street, Hausnummer sieben-zwo-zwo...«
»Vielleicht war sie ja nicht drin.« Cindy schüttelte den Kopf; sie konnte den Blick nicht von dem ausgebombten Haus wenden.
Ich nahm sie in den Arm. »Diese Leute haben Jill ermordet, Cindy.«
Später, nachdem die Feuerwehr die Flammen gelöscht hatte und die Sanitäter zwischen den rauchenden Aschehaufen umhergingen, um die verkohlten Leichen zu kennzeichnen, machte ich mich ebenfalls daran, die Trümmer nach Spuren zu durchsuchen.
War es jetzt ausgestanden? War die Bedrohung vorüber? Wie viele waren im Haus gewesen? Ich wusste es nicht. Dem Augenschein nach vier oder fünf. Hardaway war vermutlich tot. War Charles Danko auch im Haus gewesen? August Spies?
Claire war inzwischen eingetroffen. Sie beugte sich über die mit Planen bedeckten Leichen, doch die Überreste waren fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
»Ich suche nach einem männlichen Weißen, ungefähr fünfzig Jahre alt«, erklärte ich ihr.
»Das Einzige, was ich zu diesem Zeitpunkt sagen kann, ist, dass es offenbar vier Personen waren«, erwiderte sie. »Der Schwarze, der in der Einfahrt erschossen wurde, und noch drei im Haus. Zwei davon Frauen, Lindsay.«
Joe Molinari kam auf mich zu. Er hatte gerade Washington über die Ereignisse informiert. »Bist du okay?«, fragte er.
»Es ist noch nicht vorbei«, sagte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf die mit Schildern gekennzeichneten Leichen.
»Danko?« Er zuckte mit den Achseln. »Das werden die Gerichtsmediziner uns sagen müssen. Jedenfalls ist sein Netzwerk zerschlagen, seine Zelle. Und die Bombe ist auch weg. Was kann er jetzt noch ausrichten?«
Plötzlich entdeckte ich etwas in den Trümmern – eine Haarspange. Sie sah irgendwie merkwürdig aus. Ich bückte mich und hob sie auf.
»Die Stimme des Volkes soll gehört werden«, sagte ich zu Molinari und hielt ihm die Spange
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