Der 4-Stunden-Koerper
mit Kreditkarte bezahlte, und sie willigte ein. Die gesamte Transaktion lief sehr angenehm und freundlich ab.
Die Verwalterin gab die Kernspins innerhalb von fünf Minuten frei und schickte
einen Fahrdienst, um den Techniker Edwin zu Hause abzuholen und ins Krankenhaus zu bringen. Die Fahrkosten wurden mir nicht berechnet. Die Ärzte erkannten, dass wir eine Weile warten müssten, und luden uns ein, uns zu setzen und mit ihnen ihre regionale Lieblingsfrucht jocote (Rote Mombinpflaume) zu genießen, die ich noch nie zuvor probiert hatte.
Dann fragte ich sie, was ich sonst noch tun könne, um die verbleibenden 60 Minuten zu füllen. Einen Urintest? Blutbilder? Zwei Ärzte zogen eine Liste mit Untersuchungen hervor, die ich bestellen konnte, und wir gingen sie gemeinsam durch. Dabei kreuzten wir 25 Kästchen an, die ich wollte, plus einige weitere, welche die Ärzte als oft vernachlässigt, aber wichtig empfahlen. Sie nannten mir den Preis für jede Einheit, nahmen mir zehn Minuten später Blut ab und versprachen, drei Stunden später die Laborergebnisse zu präsentieren. Drei Stunden?! Das überraschte mich, da ich in den Vereinigten Staaten normalerweise sieben bis zehn Tage auf solche Laborergebnisse warten muss.
Dann erinnerte ich mich: Ich war in der Notaufnahme. Sie hatte nur wenig gemein mit dem UCSF-Äquivalent an der Parnassus Street, wo mich ein Arzt einmal dafür gemaßregelt hatte, dass ich einen Blick auf meine eigenen Untersuchungsergebnisse geworfen hatte, nachdem ich volle drei Stunden in einem leeren Zimmer gewartet hatte: »Das ist Eigentum der UCSF. Patienten ist die Einsicht in die Unterlagen nicht gestattet. Geben Sie her.«
Diese makellose und freundliche Atmosphäre in Nicaragua ähnelte so sehr einem Privatclub, dass ich ganz vergessen hatte, dass ich mich ja in einer Notaufnahme befand. Ich war die einzige Person dort.
Edwin kam herein, wir machten die Kernspins und fertigten auf seinen Vorschlag hin sogar noch ein paar Röntgenbilder an, um Referenzaufnahmen zu haben. Diese wurden mir nicht extra berechnet. Er übergab mir sämtliche Aufnahmen und begleitete mich zurück zum Empfang, wo die Ergebnisse meines Bluttests und meiner Urinprobe sowie ein Glas Wasser für mich bereitstanden. Die Verwalterin erklärte, dass zu dieser vorgerückten Stunde – es war bereits drei Uhr morgens – nur noch wenige Taxis unterwegs seien, also bestellte sie auf Klinikkosten einen Fahrdienst, der mich ins Hotel zurückbrachte.
Sie umarmte mich und wünschte mir eine gute Reise.
Zurück in den USA, wo ich mit ärztlicher Hilfe nach und nach weitere Verletzungen kurierte (siehe voriges Kapitel), waren die Aufnahmen aus Nicaragua unbezahlbar. Jede einzelne ersparte mir nicht nur hohe Gebühren, sondern obendrein auch die üblichen Ratespiele darum, warum wochenlange Therapien ohne erkennbare Wirkung blieben. In den USA hat ein Arzt für seine Patienten pro Besuch durchschnittlich elf Minuten Zeit. Leider entstehen dadurch viele Fehler. Die meisten Ärzte lassen jedoch keine Bilder anfertigen, um solche Fehler von vornherein zu vermeiden. Warum? Darum: Wenn ein Arzt oder eine Klinik viele Bilder bestellt, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, von den Versicherungsgesellschaften dazu befragt zu werden. Wenn in meinem Fall in elf Minuten eine hastige Diagnose gestellt wurde,
konnte ich die Kernspinaufnahmen aus der Tasche ziehen und sagen: »Gehen wir doch lieber auf Nummer sicher, oder?«
Ich glaube, das ist ziemlich vernünftig.
Gehen Ihnen diese wunderbaren weißen Sandstrände nicht aus dem Kopf? Gönnen Sie sich doch ein bisschen Entspannung und reduzieren Sie die Kosten durch ein oder zwei Klinikbesuche.
Vielleicht bekommen Sie sogar eine schmackhafte jocote .
Tipps und Tricks
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