Der 4-Stunden-Koerper
glaubwürdiger wird. Das ist ein Trick schlechter Wissenschaftler oder ein Fehler unzureichend informierter Journalisten.
Tipps und Tricks
▶ Nassim Nicholas Taleb: Der schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse (auf Englisch unter www.fourhourbody.com/blackswan ) Taleb, der auch den Bestseller Narren des Zufalls geschrieben hat, ist der absolute König, wenn es um Erklärungen dafür geht, wie wir uns selbst zum Narren halten und wie wir den Schaden begrenzen können. Unser Instinkt, das Auftreten bestimmter Ereignisse zu unterschätzen, ist die Hauptursache für Leid und Schmerz. Das Buch sollte zur Pflichtlektüre werden.
▶ DVD The Corporation ( www.fourhourbody.com/corporation ) Ein verstörender Dokumentarfilm über amerikanische Konzerne und ihr gnadenloses Profitstreben auf Kosten unserer Kultur. Der Film gibt einen Einblick, wie stark Unternehmen Gesundheitsstudien verzerren, wenn sie ein finanzielles Interesse an den Resultaten haben. Siehe dazu auch das nächste Kapitel.
▶ »List of Cognitive Biases« ( www.fourhourbody.com/biases ) Wir alle sind anfällig für kognitive Verzerrungen, auch die Wissenschaftler, die »schlechte Wissenschaft« betreiben. Schauen Sie sich die Liste an und fragen Sie sich, ob Sie gedankenlos Dinge als Fakten akzeptieren, die Sie gelesen oder gehört haben.
Wie man schlechte Wissenschaft erkennt, Teil 2: Sie haben also ein Medikament…
Das Kapitel stammt von Dr. Ben Goldacre, der seit 2003 die wöchentliche Wissenschaftskolumne »Bad Science« im Guardian schreibt und Träger des Award for Statistical Excellence in Journalism der Royal Statistical Society ist. Goldacre ist Arzt, der sich unter anderem darauf spezialisiert hat, dürftige wissenschaftliche Behauptungen und die Panikmache von Journalisten aufzudecken, fragwürdigen Regierungsberichten auf den Grund zu gehen sowie böse Pharmakonzerne, PR-Firmen und Quacksalber anzuprangern.
Ich möchte Ihnen erzählen, was ich auch meinen Medizinstudenten und Doktoranden beibringe – in einer Vorlesung, die ich ziemlich kindisch »Der Bockmist der Pharmakonzerne« nenne. Das ist wiederum das, was ich selbst im Medizinstudium gelernt habe, 168 und ich glaube, man versteht das Thema am besten, wenn man sich selbst in die Lage eines Forschenden im Dienst der Pharmakonzerne versetzt.
Sie haben ein Medikament. Es ist in Ordnung, vielleicht nicht gerade brillant, aber es hängt viel Geld daran. Sie brauchen positive Ergebnisse, aber Ihr Publikum besteht nicht aus Homöopathen, Journalisten oder der breiten Öffentlichkeit, nein, es sind Ärzte und Akademiker, die die üblichen Tricks kennen, etwa, dass es »keine Verblindung« gab oder »unzureichend randomisiert« wurde. Sie müssen eleganter vorgehen, subtiler, aber genauso wirkungsvoll sein.
Was können Sie tun?
Nun, zunächst einmal können Sie das Medikament an »Gewinnern« testen. Menschen reagieren unterschiedlich auf Medikamente: alte Menschen, die bereits andere Medikamente nehmen, sind oft hoffnungslos, jüngere Personen dagegen, die nur ein Problem haben, zeigen meist eine Verbesserung. Testen Sie Ihr Medikament also nur
an jungen Menschen. Dadurch ist Ihre Forschung zwar nur eingeschränkt auf die Personen übertragbar, denen das Medikament letzten Endes von den Ärzten verschrieben wird, aber das merkt hoffentlich niemand. Diese Taktik ist so häufig, dass man eigentlich gar keine Beispiele dafür nennen muss.
Dann können Sie Ihr Medikament mit einer nutzlosen Kontrollgruppe vergleichen. Viele Menschen würden zum Beispiel argumentieren, dass es nie sinnvoll ist, Ihr Medikament mit der Wirkung eines Placebos zu vergleichen, weil es nichts von klinischem Wert beweist: Im wahren Leben interessiert es niemanden, ob ein Medikament besser wirkt als ein Zuckerkügelchen; es interessiert nur, ob es besser ist als das beste derzeit verfügbare Medikament. Aber Sie haben bereits Hunderte Millionen Dollar ausgegeben, um Ihr Medikament auf den Markt zu bringen, also: Machen Sie zahlreiche Studien mit Kontrollgruppen, die nur ein Placebo bekommen, und machen Sie vor allem viel Aufhebens darum, weil Ihnen das garantiert positive Resultate liefert. Auch diese Praxis ist überall zu finden; fast alle Medikamente werden irgendwann mit einem Placebo verglichen und die Pharmavertreter – die von den Pharmaunternehmen bezahlt werden, Ärzte zu beschwatzen (viele weigern sich einfach, die Vertreter zu sehen) – lieben die eindeutig positive Botschaft, die
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