Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
gestellt, etwas zu tun, was sie bereits konnte – nämlich Karten spielen – oder Häkeln zu lernen und ihre definitive Unzulänglichkeit auf dem Gebiet der Handarbeiten preiszugeben, war Hannah die Entscheidung leichtgefallen.
Sie legte eine Karte mit dem Bild nach unten auf den Tisch und schob sie Jordan hin, der als Kartengeber an der Reihe war und ihr eine neue dafür gab. Als sie diese in ihr Blatt steckte, musste sie sich ein Lachen verkneifen. Drei Damen hatte sie bereits, dazu eine Pik neun und nun noch ihre neue Karte … eine Herz neun. Der Einsatz betrug immer fünfundzwanzig Cent. Sie nahm einen Chip von dem beeindruckenden Stapel vor sich und warf ihn auf den Tisch.
Austin hatte einen Drilling, Travis zwei Paare und die anderen gar nichts. Lachend strich sie den Pot ein.
„Ich brauche mal eine Pause“, murmelte Craig und standauf. Er ging zu Hannah und umarmte sie kurz. „Insgeheim bist du eine Hexe, oder?“
„Du hast es erraten. Ich hätte nie gedacht, dass mal jemand darauf kommt.“
„Nur weil ich den Besen hinten in deinem Auto gesehen habe.“
Kichernd stand Hannah auf und trat hinaus auf die Veranda. Tagsüber war es sehr warm gewesen, und das Haus hatte sich nicht sonderlich abgekühlt. Draußen leuchteten die Sterne am Nachthimmel.
Sie lehnte sich ans Geländer und atmete tief durch. Die Luft war angenehm und roch nach frisch geschnittenem Gras und Frühlingsblumen. Was auch geschehen mochte, sie freute sich, nach Glenwood gekommen zu sein, und würde diese Zeit ewig in Erinnerung behalten.
„Bist du rausgegangen, weil du uns mal eine Pause gönnen wolltest?“, fragte Travis, während er zu ihr trat.
„Es ist unfassbar, wie gut es heute bei mir läuft. Normalerweise habe ich nicht so viel Glück im Kartenspiel.“ Sie sah ihn scharf an, konnte seine Gesichtszüge im schwachen Licht der Veranda allerdings nicht erkennen. „Ihr lasst mich doch wohl nicht etwa alle gewinnen, damit ich mich besser fühle, oder?“
Abwehrend hob er die Hände. „So nett sind wir nicht. Da kannst du alle fragen, die uns kennen.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, die Leute würden sagen, dass ihr tatsächlich so nett seid.“
„Mag sein, aber ich versichere dir, wir lassen dich nicht gewinnen.“
Er setzte sich neben sie aufs Geländer, und sie lauschten den Nachtvögeln, die sich gegenseitig etwas zuriefen. Hannah merkte, wie sie entspannte. Es war ein fauler Tag gewesen, und alles, was sie jetzt noch brauchte, war ein warmesBad und eventuell noch ein paar Küsse von Nick. Sie lächelte. Vielleicht sollte sie ihm doch anbieten, ein wenig von ihren Schulden abzuarbeiten. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er nichts gegen ein Tauschgeschäft hätte.
„Hast du Nick wirklich auf einer Kreuzfahrt kennengelernt?“, fragte Travis.
Nichts an seinem Tonfall hätte ihr Anlass zur Sorge geben müssen, aber sie erstarrte und musste schlucken, bevor sie antwortete. „Warum fragst du?“
„Reine Neugier. Wie lange seid ihr jetzt verheiratet?“
Verzweifelt versuchte sie, sich an die Lügen zu erinnern. Nick hatte gewollt, dass sie sich gemeinsam eine Geschichte zurechtlegten. Aber sie war natürlich zu verbohrt gewesen, um mit ihm zu kooperieren, und jetzt zahlte sie den Preis dafür. Hatten sie irgendwann erwähnt, wie lange sie schon verheiratet waren?
„Wir sind uns vor vier Jahren auf einer Kreuzfahrt begegnet.“
„Nick hat erzählt, vor fünf.“
Da begriff Hannah. Travis hatte am Wochenende einen Teil oder vielleicht auch alles von ihrer Auseinandersetzung mit Nick mitbekommen. Sie schloss die Augen und bat Gott um einen Hinweis. Was sollte sie ihm sagen? Was sollte sie gestehen und was geheim halten?
Vielleicht wäre es das Beste, ihm einfach alles zu gestehen. Aber was würde er dann von ihr halten? Und was würde er von Nick denken? Würde er etwas gegen ihn unternehmen? Sie rief sich ins Gedächtnis, dass gegen Nick keine Fahndung lief, jedenfalls noch nicht. Aber was würde geschehen, wenn sie die Wahrheit sagte? Ganz einfach, wenn sie die Wahrheit sagte, würde Nick abreisen.
„Wo ist er geboren?“
Sie atmete auf. Wenigstens darauf kannte sie die richtigeAntwort. „In einem kleinen Ort nördlich von Santa Barbara. Sein Vater hat ihn allein aufgezogen, da seine Mutter bei seiner Geburt gestorben ist.“
Travis ging eine Weile zwischen Hauswand und Geländer hin und her. Dann blieb er vor Hannah stehen. „Versuch‘s mal mit Philadelphia.“
„Was meinst du?“
„Ich habe
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