Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
ihn durch den Computer gejagt, Hannah. Nick Archer, geboren Nikolas Robert Archer, ist in Philadelphia aufgewachsen. Seine Eltern sind beide tot, allerdings ist seine Mutter erst vor zwei Jahren gestorben.“
Hannahs Welt geriet ins Wanken, und sie hatte das schreckliche Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, merkte sie, dass sie nicht in Ohnmacht fallen würde.
Hatte Nick sie bezüglich seiner Herkunft belogen? Das konnte sie nicht glauben. So, wie er über seinen Vater und dessen Gewalttätigkeit gesprochen hatte, musste er das wirklich erlebt haben.
Warum sagte der Computer dann etwas anderes?
„Was sagt der Computer sonst noch?“, fragte sie, wobei ihr die Worte kaum über die Lippen kamen. Welche abscheulichen Verbrechen hatte er vor ihr verborgen?
„Er ist sauber.“ Travis klang beinahe enttäuscht. „Keine laufenden Haftbefehle, kein Vorstrafenregister.“
Gott sei Dank!
„Es gibt überhaupt sehr wenig Eintragungen über ihn“, fuhr Travis fort. „Aber aus dem, was es gibt, geht hervor, dass er sich erst seit ungefähr einem Jahr in Southport Beach aufhält. Und es wird nichts davon erwähnt, dass er verheiratet ist.“
Hannah war groß, aber ihr Bruder war größer. In der Dunkelheit sah er aus wie ein riesiger, gefährlicher Mann.
„Wo wohnt ihr?“, fragte er weiter.
Sie nannte ihm ihre Adresse, hauptsächlich, weil sie die von Nick gar nicht kannte.
„Sie stimmt nicht mit der überein, die der Computer angibt.“
Hannah wollte sterben. Sie wollte mit der Wahrheit herausplatzen. Und seltsamerweise wollte sie Nick beschützen. Instinktiv wusste sie, dass er nicht wollte, dass ihre Brüder schlecht von ihm dachten.
„Es ist anders, als du denkst“, sagte sie schnell und fragte sich gleich darauf, was um Himmels willen sie nun sagen sollte.
Travis verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann sag mir, wie es ist.“
„Nick ist …“ Einen Moment lang schloss sie die Augen, und dann überkam sie eine göttliche Inspiration. „Er ist ein Privatmann, der mit den örtlichen Behörden bei einer verdeckten Ermittlung zusammenarbeitet. Einzelheiten kann ich dir nicht mitteilen. Es geht um mehrere strandnahe Bauvorhaben in der Gegend. Deshalb hat er auch seine eigene Wohnung, und die meisten Leute wissen nicht, dass wir verheiratet sind.“
Es sah nicht so aus, als würde Travis ihr die Story abkaufen. Sie kreuzte die Finger im Rücken und fragte sich, ob diese Lüge so schlimm war, dass sie dafür in der Hölle schmoren müsste, wenn ihre Zeit gekommen war.
„Darum muss er oft zur Dienststelle kommen, um sich mit Captain Rodriguez zu besprechen. Er hat bei diesem Einsatz mit vielen kriminellen Typen zu tun. Wenn du willst, kannst du das prüfen. Aber bitte, sei vorsichtig. Ich möchte nicht, dass Nick etwas passiert.“
Von allem, was sie gesagt hatte, stimmte nur der letzte Satz, und sie fühlte sich völlig zerrissen. In ihrem Kopfkämpften zwei Empfindungen gegeneinander. Die eine forderte lautstark, sie solle einfach die Wahrheit sagen. Und wenn Nick dann ging und sie ihn nie wiedersah? Na und? War es nicht wichtiger, ehrlich zu ihrer Familie zu sein? Hatte sie denn gar kein Ehrgefühl?
Die andere Stimme flüsterte nur. Sie erinnerte Hannah an all die netten Sachen, die Nick ihr zuliebe gesagt und getan hatte. Und sie sprach davon, wie es sich anfühlte, in seinen Armen zu liegen, und wie schön es war, mit ihm zu lachen. Wenn sie es nicht für Nick tat …
„Ich bin hier der Sheriff“, sagte Travis. „Und ich bin auch dein Bruder. Sollte es irgendein Problem geben, bin ich für dich da. Egal was. Ich möchte, dass du das weißt, Hannah.“
In ihren Augen brannten Tränen.
Er zog sie an sich und drückte sie fest an seine Brust. Er glaubte ihr nicht. Wer sollte diese lächerliche Geschichte auch glauben? Dennoch beschimpfte er sie weder als Lügnerin, noch setzte er sie vor die Tür oder drohte damit, sie bloßzustellen. Hannah war sicher, dass Travis mit niemandem über diese Angelegenheit geredet hatte.
„Danke“, murmelte sie.
„Dafür ist eine Familie da“, erklärte er ihr.
Und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft vor inzwischen fast einer Woche fühlte sie sich in seiner warmen Umarmung tatsächlich so, als würde sie dazugehören.
11. KAPITEL
N ick legte das Buch aus der Hand und warf einen Blick auf die Uhr am Kaminsims. Es war schon nach neun. Hannah hatte sich von ihren Brüdern zu einer freundschaftlichen
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