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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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hereinkamen. Der eine wandte sich gleich wieder seiner Arbeit zu, während Simon mir den anderen vorstellte, der das nicht tat.
    »Mark, das ist Chris Dale. Er arbeitet für die Gerichtsmedizin und kümmert sich um unsere Leiche. Chris, Mark Nelson.«
    Dale war jünger, als ich bei einem Leichenbeschauer erwartet hätte, aber wahrscheinlich dachte er das Gleiche von mir.
    »Nett, Sie kennenzulernen.«
    »Angenehm.«
    Simon wies mit einem Nicken zum Ende des Badezimmers.
    »Und unser Opfer ist natürlich der in der Badewanne.«
    Ich schaute zwischen den beiden Männern hindurch in die Wanne. Das Wasser darin war rot. Man konnte unter der Oberfläche nichts erkennen, außer dass der Mann, der dort lag, nackt war und mit einem Strick gefesselt zu sein schien. Seine untere Körperhälfte war unsichtbar, nur die Handrücken lagen wie stille, blasse Inseln auf dem Wasser. Einige Finger schienen zu fehlen, und zumindest einer von denen, die noch vorhanden waren, war vollkommen zurückgebogen. Am Ende der Wanne sah man seinen Kopf. Er war nach hinten gebogen und starrte augenlos an die Decke. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die schwarze Haut war aufgeplatzt und hatte sich zum Teil abgeschält, und die noch verbliebenen Haare waren verfilzt und versengt. Sein Kopf sah abnormal klein aus, durch die Hitze eingeschrumpft wie ein Topf, den man auf dem Feuer vergessen hat.
    Ruhig bleiben.
    »Das Wasser ist kalt«, informierte mich Dale. »Nach seiner Haut und den Händen zu urteilen, sieht es aus, als hätte er den größten Teil der Nacht gefesselt hier gelegen.«
    »Aha.« Meine Stimme klang seltsam.
    »Nach dem Verhältnis der Körper- zur Wassertemperatur würde ich schätzen, der Tod ist ungefähr vor drei, vier Stunden eingetreten.«
    Diesmal antwortete ich nicht, atmete nur heftig aus und wollte am liebsten in den Flur zurück und die Tür vor dieser Szene schließen. Doch noch während ich das Opfer anstarrte und diese merkwürdige Tatortemotion verspürte – eine Mischung aus Abscheu, Angst, Mitleid und Faszination –, gewann meine berufliche Schulung die Oberhand, verwandelte den Tod in ein Rätsel und begann, an den Leerstellen zu arbeiten.
    Das Opfer hatte die ganze Nacht gefesselt in der Badewanne gelegen, war jedoch erst heute früh getötet worden. Das warf Fragen auf, und wenn wir die Antworten dazu gefunden hatten, würden wir der Lösung des Rätsels näher sein. Aber ich dachte bereits an einen Raubüberfall, möglicherweise an wie Erpressung, etwas in der Art.
    »Was wurde mit ihm gemacht?«
    Dale schaute zu dem Toten hinüber.
    »Aus jetziger Sicht Folgendes: Er hat die offensichtlichen Verletzungen an den Händen, ähnliche finden sich auch fast überall sonst an seinem Körper. Eine beträchtliche Anzahl von oberflächlichen Stichwunden, aber auch ein paar tiefere. Was das Gesicht und den Kopf betrifft, würde ich annehmen, dass er am Schluss mit Benzin übergossen und angezündet wurde.«
    »Aha.«
    »Er hat sichtbare innere Verletzungen in Mund und Rachen, die darauf hinweisen, dass er auch Benzin geschluckt hat. Trotz der offensichtlichen äußeren Wunden würde ich meinen, dass sich als offizielle Todesursache wahrscheinlich Ersticken ergeben wird.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Ich starrte das zerstörte Gesicht des Opfers an und konnte mir nicht vorstellen, wie es gewesen sein musste, auf diese Weise zu sterben. Stattdessen schauderte ich, zum Teil vor Entsetzen, zum anderen vor Schmerz. Es war eine Empfindung tiefer Trauer darüber, dass jemand dies hatte erleiden müssen, aber auch, dass jemand so etwas tatsächlich hatte tun können.
    »Alles klar?«, fragte Simon.
    »Ja, schon gut. Ich denke nur nach.«
    »Gut, kommen Sie raus, der Rest des Teams ist im anderen Zimmer. John wartet schon darauf, jedem seine Aufgabe zuzuteilen.«
    Ich verließ hinter Simon das Badezimmer, dankbar, wieder auf dem Treppenabsatz zu sein, und wir gingen in das Zimmer am Ende des Flurs. Dort roch es nach Erbrochenem, und ich sah schnell, woher das kam. Auf dem Teppich war ein feuchter Fleck – und auch Blutspritzer an der Wand. Die Männer von der Spurensicherung waren gerade dabei, sich mit beidem zu befassen, und der Mann, der neben dem Erbrochenen kniete, sah aus, als hätte er lieber mit den anderen im Erdgeschoss die Scheuerleisten untersucht.
    Der Rest meines Teams hatte sich in der Ecke gegenüber um einen Computertisch geschart. Auf dem Monitor war eine Liste von E-Mails zu sehen, und

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