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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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zurück.
    Es war ganz und gar nicht das, was ich erwartet hatte, und ich brauchte einen Moment, um den Zusammenhang zu verstehen. Er sagte mir also nicht nur, dass Jodie mit Kevin Simpson CCL gegründet und vor zwei Jahren mit ihm eine kurze Affäre gehabt, sondern auch, dass der 50/50-Killer davon gewusst hatte. Obwohl es möglich war, dass er ein Paar über einen so langen Zeitraum bespitzelt hatte, schien es doch kaum vorstellbar. Aber andererseits hatten wir zwei Jahre lang nichts von ihm gehört, oder? Und wie Mercer sagte, hatte er in dieser Zeit etwas geplant.
    »Was ist nach dieser Nacht damals passiert?«, fragte ich.
    »Wir haben darüber gesprochen, über alles Mögliche. Trennung. Aber es war doch nur ein Fehler im Suff gewesen. Ich wollte mich wegen so etwas nicht von ihr trennen.«
    Ich erinnerte mich, worüber wir uns unten unterhalten hatten: Dass Jodie jetzt für eine Versicherung arbeitete.
    »Sie ist aus der Firma ausgeschieden?«
    »Es war ihre Entscheidung – ich hab sie nicht darum gebeten.« Er schien frustriert. »Ich hab sie auch nicht davon abgehalten, aber wenn sie dort geblieben wäre, hätte unsere Beziehung nicht funktioniert. Sie hat so viel Energie in die Firma gesteckt, dass sie schließlich mehr Zeit mit ihm verbracht hat als mit mir, und ich hätte so nicht weitermachen können. Ich nehme an, sie wusste das. Also hat sie mich gewählt.«
    »Okay.«
    Und was war dann?, überlegte ich.
    Scott sprach über etwas, das zwei Jahre zurücklag. Hatte Jodie die ganze Zeit über eine Affäre mit Simpson gehabt? Und hatte der 50/50-Killer auch darüber mit ihm gesprochen? Das hatte er doch sicher getan.
    Aber Scott wurde unruhig.
    »Sie hat mich gewählt«, wiederholte er.
    Ich fand seine Wortwahl bezeichnend. Sie hat mich gewählt. Er tastete sich in Richtung auf das Geschehene vor, und wenn er es fand, würde ihm das, was er vor sich hatte, nicht gefallen.
    »Schon gut«, tröstete ich ihn. »Wie gesagt, der Mann, der Ihnen das angetan hat, hat nur darüber gesprochen, um Ihnen wehzutun. Verstehen Sie? Er hat das benutzt, um Sie zu quälen.«
    »Ist das ›das Spiel‹?«
    Ich sah ihn an und überlegte, wie ich ihm antworten sollte.
    Er schien verzweifelt eine Antwort zu erwarten, aber die Wahrheit könnte zu viel für ihn sein.
    »Woran erinnern Sie sich dabei?«
    »Ich erinnere mich an bestimmte Worte. Er hat etwas von einem Spiel gesagt. Und dass ich ihm am Ende dafür dankbar sein würde.« Auf der sichtbaren Hälfte seines Gesichts lag plötzlich ein Ausdruck von Entschlossenheit. »Sagen Sie’s mir.«
    Ich starrte ihn an. Seine Miene änderte sich nicht. Einesteils war ich sicher, dass ich mich an diesem Punkt zurücknehmen sollte, aber wir brauchten die Information unbedingt, und ich hatte gesagt, ich würde ihm so heftig wie möglich zusetzen. Wenn er bereit war, zu fragen, sollte ich bereit sein, zu antworten.
    »Das ›Spiel‹«, sagte ich ruhig, »besteht darin, dass er sich Paare vornimmt. Ein Partner muss bei Tagesanbruch sterben, und einer der beiden muss entscheiden, wer es sein wird. Er nimmt sich einen vor und versucht, ihn durch emotionale und körperliche Folter zu zwingen, den anderen zu verraten. Darum geht es bei dem Spiel.«
    Es klang hart und düster, doch es gab keine schonendere Möglichkeit, es zu erklären. Sagen Sie’s mir, hatte er gesagt. Und das war’s. Ich lehnte mich zurück und schaute ihn an. An der Oberfläche blieb er entschlossen, aber noch etwas anderes erschien in seinem Gesichtsausdruck. Vielleicht kamen Erinnerungen hoch, oder es war nur die Auswirkung dessen, was ich ihm geschildert hatte. Die Entschlossenheit verschwand, und ganz langsam trat Panik an ihre Stelle.
    »Dann habe ich sie also verraten?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Aber das bedeutet doch …«
    »Was immer geschehen ist«, unterbrach ich ihn behutsam,
    »Sie hätten nichts tun können.«
    Er schluckte. Seine Stimme zitterte leicht.
    »Warum?«
    Ich beugte mich vor.
    »Warum macht er das?«, fragte Scott.
    Das war die große Frage.
    Und das ist immer die große Frage, nicht wahr? Ich hatte mich das im Lauf der letzten sechs Monate schon oft genug selbst gefragt, und immer waren mir die paar gleichen unzulänglichen Antworten geblieben. Warum ist sie ertrunken? Wegen der Geschehnisse, die uns an den Strand geführt hatten. Wegen der physikalischen Beschaffenheit der Wellen. Wegen der natürlichen Eigenschaften eines Körpers im Wasser. Das sind die einzigen Gründe. Ich wollte

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