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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Tassen, stellte er fest. Aber bestimmt hatte sie doch etwas zu trinken zubereitet. Er fragte sich, ob der Zimmerservice eine oder zwei benutzte Tassen mitgenommen hatte.
    Das Doppelbett stand an der Wand gegenüber, auf jeder Seite des Kopfendes war eine Lampe. Eine zweisitzige Couch und zwei Sessel standen am anderen Ende des Zimmers um einen niedrigen Tisch herum.
    »Kaffee?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf, aber sie machte trotzdem welchen.
    »Mit diesem Kocher dauert es ewig, bis das Wasser kocht.« Er beobachtete, wie sie sich nervös damit zu schaffen machte, sie schien nicht stillstehen oder sich entspannen zu können. Nach einer Minute des Schweigens, die aber viel länger schien, stieg Dampf aus der Schnauze des Kessels. Sie hielt die Tasse Kaffee vorsichtig unten und am Rand, so dass er sie am Griff fassen konnte.
    »Danke«, sagte er.
    »Gern geschehen.«
    »Bist du überrascht, dass ich gekommen bin?«
    »Ich freue mich.«
    »Schön.«
    »Bitte …« Als sie etwas sagen wollte, bekam sie keine Luft mehr und musste noch einmal ansetzen. »Bitte verlass mich nicht.«
    »Wir müssen darüber reden.«
    »Bitte verlass mich nicht. Wenn du mich verlässt, weiß ich nicht, was ich tun würde.«
    Er nippte an seinem Kaffee.
    »Ich tue alles«, beteuerte sie. »Wirklich, ich würde alles tun, wenn ich es ungeschehen machen könnte, und ich wünschte, ich könnte das, aber es geht nicht. Ich kann nur sagen, dass es mir leid tut. Ich war so betrunken. Es war ein riesiger Fehler.«
    Er stellte die Tasse auf den Boden.
    Sie sagte: »Ich hasse mich deswegen mehr, als du mich je hassen könntest.«
    »Ich hasse dich nicht, Jodie.«
    »Das solltest du aber.«
    Wieder Selbstmitleid, fast schon eine Aufforderung, Trost zu spenden. Doch er hob stattdessen resignierend die Hände und versuchte, sich verständlich und klar auszudrücken.
    »Wir müssen einfach überlegen, was wir jetzt machen.«
    »Okay.«
    »Ich will, dass es mit uns klappt«, sagte er. »Aber ich weiß wirklich nicht, wie das gehen soll. Ich fühle mich schon den ganzen Tag ganz komisch. Komisch und so gekränkt. Es ist noch nicht richtig angekommen.«
    »Ich steige aus der Firma aus, wenn es sein muss«, sagte sie zu schnell. »Wenn du das willst. Ich tu’s. Ich tu’s gleich jetzt.«
    Er sah sie an. Sie tat so, als sei es so leicht, so einfach, aber sie war von Anfang an Kevins Partnerin in diesem Unternehmen gewesen. Erst nach drei Jahren harter Arbeit begann die Firma Erfolg zu haben. Ihr Gesicht hätte mehr Zerrissenheit zeigen sollen, aber sie sah völlig entschlossen aus.
    Sie würde ihn wählen. Wenn er es wollte, würde sie alles andere aufgeben. Um ihre Beziehung zu retten. Er starrte sie weiter an, denn er wusste nicht, was er antworten sollte.
    Einerseits konnte er das einfach nicht von ihr verlangen. Aber er wusste auch, dass sie nicht zusammen sein konnten, wenn sie weiter mit Kevin zusammenarbeitete und ihn jeden Tag sah. Einen Mittelweg gab es nicht.
    Deshalb sagte er nichts. Und einen Augenblick später nickte sie.
    Im Lauf der nächsten zwei Jahre erinnerte sich Scott immer wieder an diese Geste und rechtfertigte damit vor sich selbst das, was geschehen war. Dieses einmalige Kopfnicken gab ihm die Möglichkeit, sich zu belügen. Es war nicht seine Entscheidung gewesen.
    Er hatte sie nie darum gebeten, ihr Leben aufzugeben.
    Sie hatte es freiwillig getan, aus eigenem Antrieb.
    Du hast mich gewählt …
    Plötzlich war er irgendwo anders, an einem schrecklichen Ort, wo die Bilder kürzer und schärfer waren. Es war das dunkle Steingebäude, und der Teufel mit dem Schraubenzieher in der Hand beugte sich über ihn. Dampf stieg auf.
    Der Teufel legte die glühend rote Spitze auf seine Schulter. Scott versuchte zurückzuweichen, konnte sich aber nicht rühren. Eigentlich war alles einen Moment lang gefühllos … aber dann spürte er den Schmerz durch sein Schlüsselbein zucken, bis hinunter zu den Rippen.
    Er fing an zu schreien. Sein Mund stand offen, er warf den Kopf von einer Seite auf die andere und erkannte die Geräusche, die er machte, nicht einmal wieder.
    Aber der Teufel hielt die Spitze weiter fest hinuntergedrückt.
    Er hörte seine Haut zischen und roch sein verbranntes Fleisch.
    War es möglich, im Traum das Bewusstsein zu verlieren? Als der Dämon den Schraubenzieher wegnahm und damit an der Innenseite seines Oberschenkels hinabfuhr, wusste er, dass es nicht möglich war.
     
     
    4. Dezember
4 Stunden 20 Minuten bis

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